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Miklos (1860) - Schmitt (2025)
Hassloch 1999

zu den kommentierten Partien


   Da ich, seit meinem Beitreten in einen Schachverein, jedesmal beim Turnier in Hassloch in der Pfalz mitgemacht habe, hieß es auch diesmal, Pfingsten völlig dem Schach zu widmen. Es fanden sich sogar noch drei andere Kuppenheimer, die mitmachen wollten, so daß wir eine Mannschaft aufstellen konnten, die aus Hartmut Metz, Ralf Großhans, Joachim Kick und mir bestand. Noch zu erwähnen wäre, daß Jogi eigentlich auch ein Stammgast bei diesem Turnier ist. Überflüssig zu erwähnen allerdings, daß ich mal wieder der bei weitem Schlechteste in der Mannschaft war und leichte Zweifel hatte.

   Kurz zum Turniermodus: In Hassloch gibt es ein A-Turnier, in dem die Spieler mit einer DWZ von mindestens 1800 mitmachen dürfen (das waren bisher immer ungefähr 110) und ein B-Turnier, in dem alle mit einer Wertungszahl von höchstens 1900 spielen müssen (ungefähr 220). Gespielt werden sieben Turnierpartien in vier Tagen. Wenn von einem Verein mindestens vier Spieler mitmachen, gehen die Punkte der besten vier in die Mannschaftswertung. Es ging also nicht anders, als daß alle im A-Turnier mitmachen mußten. Die ersten drei waren wegen ihren ELO-Zahlen dazu verdonnert, während ich wegen der Mannschaft da mitspielen sollte. In den früheren Jahren war ich bei meinen Versuchen, im B-Turnier mindestens auf einem der niedrigen Treppchen zu landen, ganz kläglich gescheitert, diesmal wollte ich im A-Turnier ein, zwei Pünktchen erhaschen. Mit meiner DWZ von 1830 war ich prompt der Vorletzte in der Teilnehmerliste, wenn man einen sehr komischen Spieler außer Acht läßt, der "freilos" hieß oder so - Der war nämlich nie anwesend, worüber seine Gegner natürlich zu Recht sehr erbost waren. Hartmut hatte da ganz andere Probleme: Der FIDE-Meister besaß nämlich gute Aussichten auf einen Preis, da nicht sehr viele Titelträger dabei waren: Die IM Adamski, der jedesmal mitmacht, Boiman und der Georgier Lobzhanidze, nach Hartmuts Meinung ein sehr guter Spieler, der allerdings nach katastrophalem Turnierstart nie wieder gesehen wurde, und sieben FMs. Ralf und Jogi waren irgendwo im zweiten Viertel angesiedelt.

   Für diesen Bericht habe ich meine Partie aus der fünften Runde ausgewählt. Nicht deswegen, weil ich sie gewonnen habe - ein Robert Hübner würde sicherlich eine seiner verlorenen Partien zeigen, davon habe ich leider (naja, zum Glück) nur eine, und die ist nicht vorzeigenswert (höchstens mit warnender Absicht), da ich mit Schwarz gegen einen übermächtigen Gegner nur geklammert habe und dadurch langsam unterging, hingegen würde ein Philipp Schlosser z.B. sehr gerne eine seiner zahllosen Remispartien zeigen - nein, das war die einzige Partie, bei deren Spielen ich einigermaßen Spaß hatte.

  










1.e4 c5 2.Sc3 Der einzige geschlossene Sizilianer in diesem Turnier. Leider. 2...Sc6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.d3 d6 6.f4 Sf6 7.Sf3 0-0 8.0-0 Tb8 9.h3 b5 10.Se2 c4 11.Le3 cxd3 12.cxd3 e5 13.f5 d5 [13...gxf5 14.Sh4 fxe4 15.dxe4 Le6 16.Sf5 Lxf5 17.Txf5 ] 14.Dc2?! Der Beginn einer nett anzuschauenden, hypermodern anmutenden Umgruppierung, die aber bestimmt nicht so gut ist, da sich die Dame von ihrem Hauptwirkungsbereich, dem Königsflügel, entfernt, allerdings war das dann doch wieder nicht so schlecht. 14...Lb7 15.Tad1 Tc8 16.Db1 Te8 17.g4 dxe4 18.dxe4 Dc7 19.Sg3?! Eigentlich die typische Springerwanderung im geschlossenen Sizilianer, diesmal aber nicht das Beste, in leichter Zeitnot macht man aber gerne Standardzüge. [19.Sc3! a6 (19...b4? 20.Sb5 Db8 21.Sd6 ) 20.g5 Sd7 21.Sd5 Db8 22.f6 Lf8 23.b4+/= ] 19...Sa5 20.g5 Sd7 21.Sh2 Sc4 22.Lf2 Sd6 23.Sg4 [23.Dd3! Das wäre die notwendige Zentralisierung gewesen. Leider übersehen. Hinzuzufügen wäre noch, daß ich ungefähr noch 20 Minuten übrig hatte. Wieso eigentlich?] 23...gxf5 24.exf5 Lxg2 25.Kxg2 Dc6+ 26.Kg1 e4 27.f6 Lf8 28.b3 In Ermangelung einer besseren Idee. Und nur noch fünf Minuten auf der Uhr! 28...Se5 29.Sxe5 Txe5 30.Le3 Tc5 31.Lxc5 Dxc5+ 32.Kg2?! [32.Kh2! De5 33.Tde1 Wäre besser gewesen.] 32...Dxg5 33.Db2 e3 34.Kh1 Dh4 35.Dg2 Kh8 Für den nächsten Zug braucht Fritz5 einiges an Zeit, bis er ihn findet und auch sieht, daß er gewinnt. Hmm, bei genauerem Hinschauen genügt er aber dann doch nur zum Remis, dafür braucht Fritz aber viel zu lange. Überflüssig zu erwähnen, daß ich davon während der Sekunden, in denen das geschah, fast nichts gesehen hatte! 36.Txd6!! Noch zwei Minuten auf der Uhr. 36...Lxd6 37.Sf5 Dxf6 38.Sxd6 Dxd6 39.Db2+ f6? [39...Kg8! Da mein Gegner auch in starker Zeitnot war, entschied er sich nicht für diese Variante. 40.Tg1+ Kf8 41.Dh8+ Ke7 42.Dxc8 Dd5+ 43.Kh2 Dd2+ Mit Dauerschach.] 40.Txf6 Dd1+ [40...Dd5+ 41.Tf3+ Kg8 42.Dg2+ Kh8 43.Tf8+ Txf8 44.Dxd5 ] 41.Tf1+ 1-0

 

    So macht Schach Spaß! Fast wäre diese Partie auch nur Remis geworden, allerdings spielten meine Gegner irgendwie alle nicht wirklich stark. Ob wohl das sporadische Auftreten Hartmuts an meinem Brett meine Gegner in Angst und Schrecken versetzte, so daß sie die ganz starken Züge aus Angst vor dem Hetzer aller computerunterstützten Spieler lieber unterließen? Keine Ahnung. Deshalb empfehle ich allen Turnierspielern (von denen es in Kuppenheim leider viel zu wenige gibt- zumindest das Hasslocher Turnier wäre für ein breites Spielerspektrum sehr empfehlenswert, auch wegen der tollen Atmosphäre abseits des Schachbrettes), Hartmut mitzunehmen. Oder jemanden, der so aussieht wie auf den kleinen Bilderchen, die früher in der Rochade Europa immer bei seinen Berichten dabeiwaren. Als Abschreckung. Bei diesem Turnier hat es jedenfalls geholfen, da ich gegen einen Gegnerschnitt von DWZ 2060 3,5 Punkte aus 7 möglichen holte, was eine Verbesserung meiner Wertungszahl auf 1909 als Ergebnis hatte.


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