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Kick (2129) - Reimold (2051)
Oberliga, 2000

zu den kommentierten Partien

 

    Wir schreiben den 9. Januar 2000, einen sehr wichtigen Tag für die Rochade Kuppenheim. Wir spielen zu Hause gegen den SC Neckargemünd und müssen aufgrund unserer Tabellensituation unbedingt gewinnen. Das bedeutet, endlich einmal alle Chancen konsequent auszunutzen, die man bekommt. Bei der Vorbereitung auf diese Partie habe ich bemerkt, dass alle potenziellen Gegner am achten Brett Königsindisch spielen, was meine Partievorbereitung enorm erleichterte. Dieses bekam Dirk Reimold recht bald zu spüren.

 










1.c4 Sf6 2.Sc3 g6 3.g3 Lg7 4.Lg2 0-0 5.Sf3 d6 6.0-0 e5 7.d4 Sbd7 8.e4 c6 9.h3 Db6 Ich versuchte, nach außen hin einen gelassenen Eindruck zu vermitteln, aber ich konnte meine Anspannung kaum verbergen. Sollte endlich einmal etwas auf das Brett kommen, was ich zu Hause schon sehr oft und intensiv analysiert hatte? Dirk Reimold hatte diesen Zug schon einmal gespielt, aber das muß ja nichts bedeuten. 10.c5!! Natürlich verdient dieser Zug objektiv nicht 2 Ausrufezeichen. Aber auf unserem Niveau ist es die Keule schlechthin, da man davon ausgehen kann, dass das Gegenüber keine Ahnung von den Feinheiten dieser Variante hat. Wie recht ich doch hatte!!! 10...dxc5 11.dxe5 Se8 12.e6 fxe6 13.Sg5 Se5 14.f4 Sf7 15.Sxf7 Bis zu diesem Zug geschah alles recht schnell. Wir hatten beide noch keine zehn Minuten verbraucht. Ich habe mir nur ab und zu Zeit gelassen, damit mein Gegner nicht merkt, dass er in eine vorbereitete Variante rennt. Erst jetzt begann mein Gegner nachzudenken. 15...Ld4+ 16.Kh2 Txf7 17.e5 Zum ersten Mal sah ich diese Variante zwischen Schirow und Kasparow 1993 in Linares. Dort hatte Garri mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie Dirk Reimold: keine Ahnung von der Stellung. Aber Garri wäre nicht Garri, wenn er nicht auch so etwas noch Remis gegen einen Weltklassegegner halten könnte. Aber seit dieser Zeit ist klar, dass Schwarz in dieser Variante schweren Zeiten entgegenschaut. 17...Dc7?! Besser ist die Umgruppierung Sc7-d5 um den Springer zu aktivieren. Wie wir sehen, wird diese Figur in der Partie keine große Rolle mehr spielen. 18.Se4 Bis hierher ist alles Theorie und wir haben ungefähr dynamischen Ausgleich auf dem Brett. Schwarz sollte irgendwann b6, La6, De7, Sc7-d5 spielen, während der weiße Plan recht einfach ist: h4 und dann entweder Sd6 und Lh3 nebst Dg4 und Druck auf den Bauern e6 oder Sg5, h5xg6, Le4, Dg4 und Th1 nebst Kg2 und matt. 18...De7 19.h4 Ld7 20.Sg5 Tg7 21.Le4?! [21.Sf3+/= zeigt die Nachteile der Unterlassung Sc7-d5 auf, denn Weiss kann jetzt sofort seinen Bauern wieder zurückbekommen. Allerdings öffnet sich die Stellung und ich wollte unbedingt meinem Angriffsplan treu bleiben, da Schwarz offensichtlich nicht viel Verständnis für die Stellung zeigt. ] 21...Td8 22.h5?! Lc8? [22...gxh5! 23.Dxh5 Sc7 mit der Idee Le8-g6 hätte mich vor größere Probleme gestellt.] 23.De2 [Über 23.hxg6 Lg1+ (23...Lxe5 24.gxh7+ Kh8+/= ) 24.Txg1 Txd1 25.gxh7+ Kh8 26.Txd1 Sc7+/-  habe ich sehr lange nachgedacht.Schwarz kann sich kaum ruehren aber er lebt noch. Wenn er seinen Springer nach d5 stellt muss Weiss einen konkrten Plan erst noch finden. Statt dessen spielte ich ruhig weiter und stellte eine Fall] 23...h6 [23...gxh5 24.Dxh5 Lxb2 25.Lxb2 Td2+ 26.Kg1 Txb2 sieht auf den ersten Blick sehr gut aus fuer Schwarz, aber Weiss hat noch die Keule in petto! 27.Lxh7+!! Txh7 (27...Kf8 28.Lg6 Tg8 29.f5 exf5 30.Lxf5 Dxg5 31.Lg6+ Df5 32.Txf5++- ) 28.Sxh7 Dxh7 29.Dxe8+ Kg7 30.De7+ Kg8 31.Dxh7+ Kxh7 32.Tf2 Txf2 33.Kxf2 b5 34.Td1+- ] 24.Sh3 gxh5 [24...g5 führte nach der Partie zu lang anhaltenden Diskussionen, aber bereits hier stellte wir weißen Vorteil fest. 25.fxg5 Lxe5 26.Lg6! Nach der Partie analysierten wir nur g6 Td6 27. Lh6 Dd7 28. Sf2. Aber 26. Lg6 bläst dem Schwarzem sofort die Lebenslichter aus. 26...Dd6 27.gxh6 Lxg3+ 28.Kg2 Tgd7 29.Lg5!+- b5 30.h7+ Kh8 31.Lxd8 Txd8 32.Sg5+- ] 25.Dxh5 Df7 26.Dh4 Td7 27.Kg2 Dirk befand sich schon in leichter Zeitnot. Deshalb beschloss ich nichts zu forcieren und erst einmal Dh6 zu drohen. [27.Dxh6? Lxe5 28.Sg5 Df6 29.Dxf6 Lxf6 30.Sxe6 Tge7 31.Sxc5 Td6=/+ ] 27...b6? [27...Th7 28.Lxh7+ Dxh7 29.Sf2 b5 30.Sg4 Dc2+ 31.Kf3 Dd3+ 32.Le3 Lxe3 33.Sxe3+/- ; 27...Df8! 28.Th1 Sc7 29.Sf2 Lxf2 30.Kxf2 Td4 31.Kf3+/- ist auch vorteilhaft für Weiß.; Aber nach 27...Tg6! kann Schwarz noch kämpfen.] 28.Dxh6+/- La6 29.Th1 Df8 30.Sg5 Txg5 31.Dxg5+ Tg7 [31...Dg7 32.Th8+ Kxh8 33.Dh5+ Kg8 34.Dxe8+ Df8 35.Dxd7 ist auch nicht besser] 32.Dh5 De7 33.Lg6 [33.Dh8+ Kf7 34.Lf3 Df8 ] 33...Kf8 34.f5 Lxe5 In hochgradiger Zeitnot ein Figureneinsteller. [34...Dd7 35.Dh8+ Tg8 36.Lh6+ Sg7 37.Lxg7+ Dxg7 38.Dh4 De7 39.f6 Dd7 40.Dh6+ Tg7 mit Turmgewinn; 34...exf5 35.Dxf5+ Kg8 36.Lg5 Lc8 37.Dxc8 Dxe5 38.Tae1+- ] 35.Dh8+ Tg8 36.Dxe5 Endlich mal eine Partie aus einem Guß! 1-0

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