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Sizilianische Abwechslung im Windschatten der Elite

John Emms: Sicilian Kan

von Harald Fietz, Juni 2003

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John Emms, Sicilian Kan

Everyman Chess
192 Seiten, 23,40 €
ISBN 1-85744-302-0
Sprache: Englisch

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 4,5 aus 5

 

   Keine Eröffnung erfordert so viel Arbeit wie Sizilianisch. Die Hauptsysteme (Najdorf-, Richter-Rauser-, Sweschnikow- und Drachen-Variante) sind bis weit ins Mittelspiel analysiert und bedürfen ständiger Aktualisierung. Gleichwohl sind sie immer noch beliebt, was sicher am Charakter der Eröffnung liegt, bei der es stets neue taktische und strategische Nuancen auszuloten gibt. Außerdem entspricht sie einer Siegermentalität. "Die Sizilianische Verteidigung gewinnt, sei es mit den weißen oder den schwarzen Steinen", philosophierte Lew Polugajewski 1992 im Vorwort zu seinem zweibändigen Vermächtnis "Im sizilianischen Labyrinth" (Sport-Verlag). Einen solchen Eröffnungstyp mögen alle - die Spitzenspieler und die Amateure. Doch wo Schach dem Broterwerb dient, scheint nicht immer reine Lust am Spiel zu sein. Remisträchtige "Beton-Systeme" senden frühe Friedenssignale aus. Dieser Trend der letzten Jahre tangiert auch die Häufigkeit der Sizilianischen Verteidigung. Die Bilanz von sieben geschlossenen Turnieren mit Top-Spielern und der vergangenen Bundesliga-Saison zeigt, dass die Zahl der Turniere, in denen deutlich mehr als ein Viertel der Eröffnungen mit dem Index zwischen B20-99 beginnen, in 2003 gering ist. Es haben derzeit unter Super-Großmeistern Sizilianer mit positionellem Gepräge (insbesondere B30-B32 und Sweschnikow) Konjunktur. Diese Entwicklung spiegelt sich ebenfalls in der höchsten deutschen Liga. Dort werden zudem überdurchschnittlich viele sizilianische Nebenvarianten gespielt. Auf einer Zeitachse ist der Anteil ist der Prozentsatz des Sizilianers in der Bundesliga gleichmäßig (1996/97: 21%, 1997/98: 20%, 1998/99: 22%, 1999/00: 19%, 2000/01: 18% und 2001/02: 20%).

 

Turnier

Hastings

Wijk A

Wijk B

Linares

Budapest

Poikowski

Malmö

BL02/03

Spieler/Partien

10/45

14/91

14/91

7/42

10/45

10/45

10/45

201/960

Sizilianisch/%

6/13%

22/24%

36/40%

14/33%

21/47%

6/13%

12/27%

204/21%

B20-B29

1

 

3

 

 

 

 

35

B30-B32

 

7

1

9

2

1

3

28

B33

2

8

5

1

3

 

1

20

B34-B39

 

 

 

 

 

1

 

7

B41-B43

 

 

 

 

 

1

1

11

B40,B44-B49

 

3

4

1

3

1

4

24

B50-B59

2

3

3

 

 

1

 

21

B60-B69

1

1

9

 

 

1

 

12

B70-B79

 

 

1

1

 

 

 

7

B80-B89

 

 

3

2

6

 

3

25

B90-B99

 

 

7

 

7

 

 

14

Anzahl der Sizilianisch-Partien bei Top-Turnieren im ersten Halbjahr 2003 und der Bundesliga-Saison 2002/03

 

   Allerdings offenbart die gegenwärtige Sizilianisch-Statistik wichtiger Turniere nicht, dass das Kan-System - zumindest quantitativ - sowohl unter Meistern als auch Amateuren eine relativ häufig gespielte Eröffnung ist. Blick man in die größte Datenbank, die ChessBase-MegaBase 2003, so weisen die Kennziffern B41 bis B43 seit der Jahrhundertwende in knapp drei Jahren 5444 Spiele aus. Seither sind im Zeitraum Mitte November bis Mitte Mai durch wöchentliche Lieferungen von "The-Week-in-Chess", der wichtigsten Internet-Download-Quelle, bereits 413 Begegnungen hinzugekommen. Hochgerechnet werden absehbar bis Ende 2003 zwischen 6000 bis 7000 Partien in einer Eröffnung gespielt sein, die in der Eröffnungsliteratur kaum als eigenständiges System analysiert worden ist.

   Schon die Namensgebung führt oft zu Verwirrung. Was im Englischen 1984 von Mark Taimanow (Batsford) noch als "Sicilian: Paulsen" bezeichnet wurde, firmierte 1996 im Eröffnungswerk des englischen IM Ali Mortazavi als "Winning with the Kan" (ebenfalls Batsford). Während die Pauslen-Brüder Wilfried und Louis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Pioniere waren, bereicherte Ilia Abramowitsch Kan die Theorie in der Zeit der aufblühenden Sowjetschule in den 30er bis 50er Jahren. Im deutschsprachigen Raum gibt bislang kein eigenständiges Werk, weshalb der Ende 2002 erschienene Band "Sicilian Kan" von John Emms als derzeitiger "State of the Art" gelten muss (Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt von Schach-Niggemann: www.niggemann.com oder Industriestraße 10, 46359 Heiden). Inzwischen hat man sich für die englische Terminologie geeinigt, als "Sicilian Kan" die Ausgangsstellung nach 1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 anzusehen, während "Sicilian Taimanov" den Zug 4...Sc6 bezeichnet. Die Übergänge zwischen den beiden Systemen können durch den Schwarzspieler bestimmt werden, wodurch dieser Eröffnung ein große Flexibilität eigen ist. Das Taimanow-System analysieren Bücher von James Plaskett (1997, Chess Press) und Graham Burgess (2000, Gambit) umfassend. Daneben kann sich der Nachziehende auch entschließen, eine Stellung "im Geiste des Igels" anzustreben, wie der Stuttgarter Bundesligaspieler IM Frank Zeller in seinem gleichnamigen Buch (2000, Kania-Verlag) in instruktiver Weise zeigt. Zudem kann das Scheveninger System erreicht werden. Eine solche Vielfalt an Zugumstellungen und Variantenübergängen bürgt aus schwarzer Sicht als gewichtiges Kriterium, eine gewinnträchtige Waffe im Eröffnungsarsenal zu haben. Das nutzen auch viele Weltklassespieler.

   Der Weltranglistenerste Garry Kasparow wagte sich damit im Januar 2003 bestimmt nicht ohne ernsthafte Absichten bei seinem Match gegen Deep Junior auf die Weltbühne (siehe SM64, Nr.4/2003, S. 92/93). Zuvor hatte er im November 2002 in Show-Blitzpartien bei einer Münchner Elektronikmesse gegen Elisabeth Pähtz experimentiert (siehe SM64, Nr. 23/2002, S. 632). Unter den Top-Ten-Spielern wenden außerdem Viswanathan Anand und Judith Polgar, die Match-Kontrahenten der diesjährigen Chess Classic Mainz, die Variante regelmäßig an; Wladimir Kramnik und Veselin Topalov machen es gelegentlich. Der Weltranglistenelfte Peter Swidler und sein Tabellennachbar Wassili Iwantschuk sammeln damit ebenso viele volle Punkte wie die Elo-Schwergewichte Sergei Rublewski, Ilia Smirin, Wladimir Epischin und Alexander Goldin. Vor drei Jahrzehnten agierten Anatoli Karpow, Tigran Petrosjan, Ulf Andersson, Robert Hübner, Anthony Miles, Ljubomir Ljubojevic, Lajos Portisch und vor allem Florin Gheorghiu als Experten. In Deutschland haben es die badischen Spitzenspieler Roland Schmaltz und Wolfgang Gerstner und die bayerischen Großmeister Michael Bezold und Markus Stangl im ständigen Repertoire. An aufstrebenden Spieler sind aus der Ukraine der siebzehnjährige Andrei Volokitin und der neue polnische Einzelmeister Tomasz Markowski zu nennen. Wie viele nutzen sie den Vorzug, dass das System weniger theorielastig ist! Denn Kan bedeutet kaum büffeln, mehr verstehen. Verschiedenen weißen Aufbauten kann in ähnlicher Weise begegnet werden.

   Der Solinger Bundesligaspieler John Emms unterteilt seine Untersuchung klassisch in die drei Teile 5.Ld3 (117 Seiten), 5.Sc3 (52 Seiten) und 5.c4 (9 Seiten). Er zieht 75 Modellpartien heran, die mit sehr viel zusätzlichen Partien unterfüttert werden. Verglichen mit den 32 spärlich kommentierten Referenzpartien im Mortazavi-Buch sechs Jahre zuvor, ist das eine gewaltige Substanz. Wie bei den Eröffnungsproduktionen aus dem Hause Everyman üblich gibt es zu jeder Variante eine Einführung der strategischen Themen und abschließend eine Seite mit einer tabellarischen Übersicht zum jeweiligen Abspiel. Optisch ist mit drei, vier Diagrammen pro Doppelseite ein lesefreundlicher Streifzug ohne Brett möglich. Wie geht Emms, der das Kan-System mit Schwarz selbst auf das Brett bringt, mit dem Stoff um, von dem behauptet wird, dass dies der am leichtesten zu lernende Sizilianer ist? Der Check mit überwiegend aktuellem Material soll einerseits die theoretische Relevanz seiner Untersuchung eingrenzen, andererseits einige Einblicke in die praktische Handhabung bieten.

 

Die Frust-Schwelle

 

   Zwar ist die Kan-Variante ein leicht verständliches System, aber auch sie verzeiht keinen positionellen Fehltritt. Gerade gegen einen Weltklassespieler wie Michael Adams kann ein solcher Fauxpas nicht mehr korrigiert werden, denn eine Schwäche zieht unmittelbar ein forciertes Deplacement der Leichtfiguren und die Lähmung des Königsflügel nach sich. Gespielt wurde die Begegnung noch vor der Einführung der 4-Nations-League in Großbritannien. Damals fand die Mannschaftsmeisterschaft nach K.O.-Modus statt und die Züge wurden - ähnlich wie 100 Jahre zuvor bei den berühmten Kabelwettkämpfen - per Telefon übertragen. Die Anmerkungen stammen - wie auch in der anschließenden Partie - vom beteiligten schottischen Großmeister Paul Motwani.

 










M. Adams - P. Motwani [B42]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Lc5 6.Sb3 La7 7.Dg4 Sf6 8.Dg3 Sc6 [ Ein Beispiel, wie leicht im Kan-System ein einziger positionsfremder Zug katastrophale Folgen haben kann. Emms hält zurecht 8...d6 für den einzigen spielbaren Zug 9.Sc3 Sc6 10.0-0 und empfiehlt 10...h5 , weil 11.Dxg7 Tg8 12.Dh6 Sg4 13.Dxh5 ( hier ist 13.Dh7 Sf6 14.Dh6 allerdings Remis.) 13...Df6 14.Sd1 Dg7 15.Dh3 Th8 16.Dg3 Txh2 dem Weißen mit der Drohung Dh8! Sorgen bereitet.] 9.e5 Sh5 10.Dh3 g6 11.g4! Sg7 12.Dh6 0-0 13.Lg5 Dc7 [ Keine Entlastung bringt 13...f6 14.exf6 Txf6 15.Dh4! ( 15.Lxf6 Dxf6<=> ) 15...Lxf2+ 16.Dxf2 Txf2 17.Lxd8+- ] 14.Lf6 Se8 15.Sc3 Sxe5 Die einzige Lösung, denn Alternativen führen direkt zum Verlust: [ 15...Sxf6 16.exf6 De5+ 17.Se4+- ; 15...d6 16.exd6 Dxd6 17.Se4 Dc7 18.Lg7 Sxg7 19.Sf6++- ] 16.Le7 Sg7 [ Subtil gewinnt nach 16...Sxd3+ der Königszug 17.Kf1! Sg7 18.Se4+- ] 17.Le2! d5 18.Lxf8 Kxf8 19.Dxh7 d4 20.Dh8+ Ke7 21.Dxg7 dxc3 22.0-0-0 Ld7 23.Kb1 Tc8 24.f4 cxb2 25.Td2 Sc6 [ Sonst greift Taktik: 25...Le3 26.Dxe5+- ; 25...Sc4 26.Lxc4 Dxc4 27.Txd7+! Kxd7 28.Dxf7+ Kc6 29.Sa5++- ] 26.f5! exf5 [ Einfach ist 26...De5 27.f6+!+- ] 27.Lc4 Se5 28.Lxf7! Sxf7 29.Te1+ Le6 30.Dxg6 f4 31.Txe6+ Kf8 32.Tf6 De7 33.Te2 Le3 34.Sd4 1-0

 

   Wie baut man einen solchen Frust ab? Es heißt, bei der Stange zu bleiben und die Schwelle zu übertreten, sich wieder auf neuartiges Terrain zu begeben. Das ist bei Kan-Spielern meist kein Problem der Einstellung. Emms schreibt in seinem Vorwort: "Kan wird sicher eher jene Spieler ansprechen, die scharf darauf sind, im frühen Partiestadium selbst zu denken, als jene, die darauf bedacht sind, sich in der "Komfortzone" von zwanzig und mehr Zügen solider Theorie aufzuhalten."

 

Die K.O.-Freuden

 

   Nur zwei Monate nach dem Team-Event fand im Juli 1993 die 100. schottische Einzelmeisterschaft im Golfparadies St. Andrews statt. In der vorentscheidenden achten Runde eignete sich die Variante mit 5...g6 besser, den d-Bauern zurückzuhalten. Die schwarze Idee ist, wie häufig im Kan, bald d7-d5 durchzudrücken und offenes Spiel zu erhalten. Inzwischen wurde selbst mit dem sofortigen 5...d5 experimentiert. Über die noch nicht abgeschlossene Diskussion, Stellungen mit französischem Charakter zu erhalten, berichtet Emms ebenfalls in einer Beispielpartie.

 










S. Mannion - P. Motwani [B42]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 g6!? 6.f4 Emms setzt sich nur ausführlich mit der positionellen Behandlung nach 6.c4 bzw. 6.0-0 auseinander. 6...Lg7 7.Sf3 Sc6 8.0-0 d5!? [ Schlecht ist 8...Db6+? 9.Kh1 Lxb2 10.Lxb2 Dxb2 11.Sbd2 mit starker Initiative für den Bauern.] 9.exd5 exd5 10.f5 Sge7! Zwingt den Bauer f5 sofort zu einer Klärung. 11.fxg6 hxg6 12.Sc3 Lg4 13.De1 Dd6 14.h3 Lxf3 [ Unklar bleibt 14...Lxh3 15.gxh3 Txh3 16.Kg2 Dd7 17.Sh2 .] 15.Txf3 Sd4 16.Tf1 Se6 17.Df2 0-0-0! [ 17...Ld4 18.Le3 Lxe3 19.Dxe3 d4 20.Se4 ist vorteilhaft für Weiß.] 18.Le3 f5 19.Se2 d4 20.Ld2 Sd5 21.Tac1 Sc5! Schwarz steht besser, da der Springer nach e4 einzudringen droht. 22.Sxd4?! Txh3! Der spielentscheidende Einschlag. 23.gxh3 Lxd4 24.Dxd4 Dg3+ 25.Kh1 Dxh3+ 26.Kg1 Dg3+ 27.Kh1 Se6! Bereitet den Zugang für den Turm nach h8 vor. 28.Dc4+ Kb8 29.Lc3 Sxc3 30.Dxc3 Sd4 0-1

 

   Die Partie verdeutlicht zwei Prinzipien, die dem Schwarzspieler ein Herzensprinzip sind: Die h-Linie soll für den Angriff gegen die kurze, weiße Rochade geöffnet werden und alle Leichtfiguren beteiligen sich früh am Angriffssturm oder an einer Klärung im Zentrum. Die nachfolgende Partie vom Januar 2003 ist ebenfalls ein Beispiel für die K.O.-Mentalität des Nachziehenden. Gegen Rolf Sander, einen Spieler mit Elo 2043 vom Hamburger Landesligisten Barmek, gelingt dem 12-jährigen Norweger Magnus Carlsen nicht nur ein Kantersieg, sondern auch die Basis für eine IM-Norm. Allgemein ist das im Zeitalter der Wunderkinder-Großmeister sicher keine Sensation, aber für einen jugendlichen FM aus der geographischen Randlage in Europa sicher eine vielversprechende Perspektive in einer kleinen Schachnation.

 










R. Sander - M. Carlsen [B42]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Dc7 6.0-0 Sf6 7.Kh1 d5 8.Sc3 [ Emms weist auf 8.exd5 Sxd5 9.Le4 Sf6 10.Lf3 Le7 hin, was Robert Hübner mit Ausgleich bewertet.] 8...Lc5 [ Bereits diesen Zug haben selbst die größten Datenbanken nicht mehr vorrätig. Vielleicht ist das ein gutes Indiz, wie viel Kreativitätspotential noch in dieser Eröffnung steckt? Bei Emms gibt es eine Hauptpartie zu 8...dxe4 9.Sxe4 Sbd7 10.b3 Le7 ( Der Engländer bewertet 10...Sxe4 11.Lxe4 Sf6 12.f3 Ld6 als "perfectly acceptable" für Schwarz. Parallelen zu Textpartie zeigen sich mit dem Wirken des Dame-Läufer-Gespann auf der langen Diagonale b8-h2.) 11.Lb2 Sxe4 12.Lxe4 Sf6 13.Ld3 Ld7 14.Te1 h5 15.De2 Sg4 16.g3 0-0-0 aus Hall - Hellsten, Limhamn 1998.] 9.Sb3 dxe4 10.Sxe4 Sxe4 11.Lxe4 Ld6 12.Dh5 Sd7 13.Lg5 Le5 14.Tad1 Sf6 15.Dh4 [ Nach 15.Lxf6 Lxf6 ( Schön wäre es für Schwarz, die g-Linie offen zu haben und groß zu rochieren. Aber leider gibt es einen taktischen Fallstrick: 15...gxf6 16.c3 f5 17.Lf3 Ld7 18.Lxb7! Dxb7 19.Sc5 mit einem Desaster.) 16.c3 g6 17.Df3 Le5 18.Td2 0-0 19.Tfd1 bleibt das schwarze Problem, den Damenflügel zu entwickeln.] 15...Ld7 16.Sd4 0-0-0 17.Td3 h6! Cool gekontert! 18.Tc3 [ Offen bleibt der Ausgang nach 18.Lxf6 Lxf6 19.Dh5 g6 20.De2 Lxd4 21.Txd4 Lb5 22.Txd8+ Txd8 23.Ld3 Lxd3 24.cxd3 ] 18...hxg5 19.Txc7+ Lxc7 20.Dxh8 [ Auch nach 20.Dxg5 Sxe4 21.De3 Txh2+ 22.Kg1 Tdh8 23.g3 Th1+ 24.Kg2 T8h2+ 25.Kf3 Txf1 26.Kxe4 Thxf2 harmonieren die schwarzen Figuren.] 20...Txh8 21.Lf3 g4 22.Le2 Lxh2 0-1

 

Die Kunst der Flexibilität

 

   Doch die Kan-Variante bedeutet keineswegs nur, mit einer Harakiri-Methode den Gegner zu überrumpeln. Wie virtuos zwischen ambitionierten Angriffsbestrebungen und ruhigem Abwarten der weißen Absichten jongliert werden kann, zeigen vier jüngere Partien von Peter Swidler. Auffallend gegenüber den bisherigen Spielanlagen ist, dass der Baden-Ooser Bundesligaspieler zuerst an einem soliden Bauerngerüst und dann an einer aktiven Aufstellung der Figuren interessiert ist. Im superstarken Aeroflot-Open im Februar 2003 hatte er es u.a. mit zwei Bundesliga-Cracks zu tun. Gegen Alexander Berelovich, der in der vergangenen Spielzeit bei Turm Emsdetten häufig das Spitzenbrett halten musste, erinnert die Angriffsführung über die f-Linie stark an Ideen aus der Sweschnikow-Variante.

 










A. Berelovich - P. Swidler [B42]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Lc5 6.c3 d6 [ Ein sicherer Zug. Emms widmet sich ausführlicher einer abenteuerlicheren Variante: 6...Sc6 7.Le3 Db6 8.Sd2 Dxb2 9.0-0 Dxc3 10.Sxc6 Lxe3 11.fxe3 dxc6 12.Sc4 Db4 13.e5 f5 14.Sd6+ Kf8 und obwohl Weiß in Golubev - Moroz, Donetsk 1998 mit 14.Dh5 vielversprechend fortsetzte, liegen auch 14.Lxf5 und 14.Sxc8 Txc8 15.Lxf5 parat.] 7.0-0 Sf6 8.Kh1 e5 9.Sb3 La7 10.Lg5 h6 11.Lxf6 Dxf6 12.S1d2 0-0 13.De2 Sc6 14.Sc4 Se7 15.Se3 Ld7 16.Lc4 Dg5 17.Sd5 Sg6 18.Sd2 Kh8 19.Tad1 Le6 20.Sf3 Dd8 21.Lb3 Dd7 22.Se1 f5 23.exf5 Txf5 24.Sd3 Taf8 25.De4 Df7 26.f3 Th5 27.Sf2 Th4 28.De1 Df5 29.Sg4 Dh5 30.Sde3 Lc8 31.Dg3 Sf4 32.Tfe1 Dg5 33.Txd6 Lxe3 0-1

 

   Gegen den Franzosen Laurent Fressinet, der für den deutschen Mannschaftsmeister Lübecker SV in der abgelaufenen Saison mehr als einmal die Kohlen aus dem Feuer geholt und mit 9,5 Punkten aus 11 Partien die zweitbeste Performance hinter Anand hatte (siehe SM64, Nr. 7/2003, S. 197), ging es in der Vorschlussrunde um eine vordere Platzierung. Der St. Petersburger bliebt seiner Linie treu, und bevorzugte mit dosiertem Risiko eigene Wege.

 










L. Fressinet - P. Swidler [B43]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 b5 6.Ld3 d6 [ Wiederum schwenkt Swidler auf eine solide Variante. Andere Großmeister, die durch die sowjetische Schachschule gingen, lieben es riskanter. Allen voran die Kan-Spezialisten Ilia Smirin, Wladimir Epischin und Alexander Goldin. Nach 6...Db6 7.Le3 Lc5 8.Le2 Sc6 9.Sxc6 probierte dieses Trio bereits 9...Lxe3, 9...dxc6 und 9...Dxc6 aus. Emms widmet sich dem System auf 16 Seiten ausführlich.] 7.0-0 Sf6 8.De2 Le7 9.a4 b4 10.Sa2 e5 11.Sb3 Sc6 12.Lg5 0-0 13.Lc4 a5 14.c3 Db6 15.Le3 Db7 16.Sd2 Td8 17.Ld5 Lf8 18.Lxc6 Dxc6 19.cxb4 Dxa4 20.b5 Le6 21.b3 Lxb3 22.Sxb3 Dxb3 23.Lg5 d5 24.Tfb1 Dc4 25.Dxc4 dxc4 26.Sc3 Td3 27.Lxf6 gxf6 28.Sd5 Lc5 29.Tc1 Ld4 30.Tab1 Tb3 31.b6 a4 32.Sxf6+ Kg7 33.Sd7 a3 34.b7 Td8 0-1

 

   Am zweiten Maiwochenende 2003 endete die französischen Mannschaftsmeisterschaft, wo Swidler für den Pariser Spitzenclub NAO, für den er auch im Europacup der Vereinsmannschaften antritt, half, die Meisterschaft zu erringen. Kennzeichen beider Partien ist, dass Schwarz nach der Öffnung des Zentrums sofort das bessere Figurenspiel erhält. Zu den Abspielen mit 5...Lc5 merkt Emms an, dass diese noch immer unterbewertet sind, "aber auch starke Spieler beginnen allmählich, die Qualitäten zu würdigen." Hier wurde ein IM mit Elo 2468 zum Leidtragenden.

 










C. Marzolo - P. Swidler [B42]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Lc5 6.Sb3 Le7 7.c4 [ Emms geht auch auf die weniger positionelle Alternative 7.Dg4 ein, die nicht nur beim Läuferrückzug nach a7 (wie in Adams - Motwani) akut ist. Siehe untenstehende Partie Bartel - Markowski.] 7...d6 8.Sc3 Sf6 9.0-0 b6 10.f4 Sc6 [ Wiederum ist Swidler nicht in Einklang mit Emms, der zwei Partien von Evgeni Agrest zu Modellpartien ausgewählt hat, in denen der Schwede auf den Aufbau mit 10...Sbd7 setzte mit 11.Le3 ( Oder 11.De2 Lb7 12.Ld2 h5 13.Sd4 Dc7 14.Kh1 g6 15.Tae1 h4 mit Initiative und der Idee Sh5-g3 in Moberg - Agrest, Sweden 2001.) 11...Lb7 12.Df3 g6 ( 12...h5 13.Tad1 Dc7 14.h3 g6 15.Df2 Sc5 16.Sxc5 dxc5 17.e5 Sd7 18.Le4 0-0-0 leider mit Remis in Rytshagov - Agrest, Istanbul (Olympiade) 2000.) 13.Tad1 Dc7 14.Dh3 h5 15.f5 gxf5 16.exf5 e5 17.Le2 Tg8 18.Lf3 in Shirov - Agrest, Leon (Mannschafts- Europameisterschaft) 2001, wo jetzt der Läufer auf f3 getauscht wurde, statt mit 18...e4 Komplikationen herauf zu beschwören.] 11.Le3 Lb7 12.Tc1 0-0 13.De2 Sd7 14.Tfd1 Db8 15.Lb1 Td8 16.e5 dxe5 17.f5 exf5 18.Lxf5 Sf6 19.Sd5 Sxd5 20.cxd5 Sb4 21.Lxb6 Txd5 22.Tf1 g6 23.Dg4 Lc6 24.Le3 De8 25.a3 Sd3 26.Le6 Ld7 27.Lxd7 Dxd7 28.Dxd7 Txd7 29.Tcd1 Tad8 30.Td2 f5 0-1

 

   Gegen den französischen Großmeisterkollegen, der vergangene Spielzeit beim Erfurter SK nicht mehr zu Einsatz kam, sah die Sache wiederum spielend leicht aus. Bereits nach 20 Zügen kontrollierte Schwarz die Stellung.

 










R. Fontaine - P. Swidler [B43]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 Dc7 6.g3 Lb4 7.Sde2 Sf6 8.Lg2 Le7 9.0-0 0-0 10.h3 d6 [ Erneut ist Swidler zuerst an einer Bauernstruktur interessiert, die den Leichtfiguren Optionen für ihre Aufstellung lässt. Emms wählt eine Partie des damals jungen amerikanischen Talents Joshua Waitzkin mit Weiß gegen Ilia Gurevich (New York 1994): 10...Sc6 11.g4 d6 12.g5 Sd7 13.Sg3 Dieser Zug gefällt Emms nicht, der eine 20 Jahre alte Partie von Browne - Enklaar, Amsterdam 1972 benennt, die mit ( 13.f4 b5 14.a3 Tb8 15.f5 Te8 16.Kh1 Sce5 17.Sf4 Lf8 18.Sce2 Sc5 19.Sg3 b4 unklare Verhältnisse schuf.) 13...b5 14.h4 Te8 15.h5 g6 und der Springer auf g3 hat wenig Aktion in Sicht.] 11.Le3 Sc6 12.g4 b5 13.f4 Sd7 14.Sg3 Te8 15.Dd2 Lb7 16.Sce2 Tad8 17.Sd4 Sxd4 18.Lxd4 e5 19.Lc3 d5 20.Kh1 dxe4 21.La5 Sb6 22.Dc3 Dxc3 23.bxc3 exf4 24.Sxe4 [ Vielleicht wäre 24.Lxb6 fxg3 25.Lxd8 Lxd8 26.a4 Lc6 27.axb5 Lxb5 28.c4 Lxc4 29.Tf4 Lf6 30.Td1 eine Erwägung wert gewesen. Aber das Läuferpaar ist gerade in Händen eines Kan-Spezialisten immer ein Pfund.] 24...Lxe4 25.Lxe4 Lc5 26.Ld3 g5 27.Tae1 Tc8 28.Lxb6 Lxb6 29.Kg2 Txe1 30.Txe1 Txc3 31.Te5 h6 32.Td5 Lc7 33.h4 gxh4 34.Kh3 Ta3 35.Kxh4 Txa2 36.Kh5 Kf8 37.Kxh6 Ke7 38.Tf5 Ke6 39.Tc5 Ld6 40.Tc8 f3 41.Te8+ Le7 0-1

 

Die Unerschrockenheit des Experten

 

   Eröffnungsspezialisten zeichnen sich durch das ihnen eigene Vertrauen in ihre System aus. Der neue polnische Meister Tomasz Markowski, der im April 2003 die 60. Austragung des nationalen Championats vor allen Spitzenspielern mit überlegenem Vorsprung von 2,5 Punkten gewann, ist ein Großmeister dieser Spezies. Genau so sicher wie man von dem Dritten der polnischen Wertungsliste mit Weiß 1.g3 erwarten kann, so regelmäßig verteidigt er sich gegen 1.e4 mit der Kan-Variante. Und Experten handeln auch in geschlossenen Turnieren unerschrocken. Die nachfolgenden Partien wurden in den Runden drei, vier und sechs gespielt und legten das Fundament zum souveränen Turniersieg. In der Vorschlussrunde wagte sich Europameister Bartolomiej Macieja, der sonst in die Hauptvariante einlenkt, bereits nicht mehr, die Kenntnisse des unermüdlich auf Sieg spielenden Teamkollegen vom polnischen Meister Polonia Plus Warschau zu testen und zog 3.d3, um das Remis anzustreben.

   In der ersten Kan-Auseinandersetzung wählte IM Mateusz Bartel die Variante, die Emms für den "wahren Prüfstein" hält. Er führt weiter aus: "Obwohl 7.Dg4 bisher gut für Schwarz ausging, glaube ich nicht, das es das Letzte ist, was wir von dieser Variante gesehen haben." In dieser Partie konnte Weiß das allerdings nicht belegen.

 










M. Bartel - T. Markowski [B42]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Lc5 6.Sb3 Le7 7.Dg4 g6 8.De2 d6 9.0-0 Sd7 10.Sc3 Dc7 11.Ld2 b6 12.Tae1 Lb7 13.f4 h5 [ Statt des typischen h-Bauern-Zuges fokussiert Emms auf 13...Sgf6 14.e5 Sd5 15.Sxd5 Lxd5 16.exd6 Lxd6 17.c4 Lb7 18.Lc3 0-0 19.Dg4 Sc5 , was Schwarz in Torres - Smirin, New York 1998 eine aussichtreiche Position verschaffte.] 14.f5 gxf5 15.exf5 e5 16.Le4 Sgf6 17.Lxb7 Dxb7 18.Sd4 b5 19.Sf3 Tc8 20.b4 Tg8 Schwarz hat alle Linien und Diagonalen, von denen er in dieser Eröffnung träumt. 21.a4 bxa4 22.Ta1 Sb6 23.b5 axb5 24.Dxb5+ Dc6 25.Tfb1 Sfd7 26.Dxc6 Txc6 27.Sxa4 Sc4 28.Lc1 Ld8 29.Tb5 Ta6 30.Tbb1 Tc6 31.Tb5 Tc8 32.Ta2 Scb6 33.Sxb6 Lxb6+ 34.Kf1 Tg4 35.Td5 Lc5 36.Ta6 Tc4 37.La3 Lxa3 38.Txa3 T8c6 39.Ta8+ Ke7 40.Ta7 Tc7 41.Txc7 Txc7 42.Td2 Sf6 43.Ke1 Tc4 44.g3 Tc3 45.Sg5 d5 46.Te2 Sd7 47.Kd2 Ta3 48.Te3 Txe3 49.Kxe3 Kf6 50.h4 Sb6 51.Kf3 Sc4 52.g4 hxg4+ 53.Kxg4 Se3+ 54.Kh3 Sxc2 0-1

 

   Eine Runde später strebte Krzysztof Jakubowski, ein FM mit Elo 2483, eine neue Marschroute für den Sc3 zum Königsflügel an. Doch der Plan erweist sich als zu langsam, nachdem Schwarz den d5-Bauernvorstoß durchsetzt und in der taktischen Konfrontation siegt.

 










K. Jakubowski - T. Markowski [B43]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 b5 6.Ld3 d6 7.0-0 Sf6 8.De2 Le7 9.f4 Lb7 10.a4 b4 Mit Einschaltung des weißen Zuges f2-f4 und der schwarzen Läuferentwicklung die gleiche Aufstellung wie in Fressinet - Swidler, Moskau 2003. Weiß orientiert sich hier alternativ völlig auf den Königsflügel und verkombiniert sich aber mit ... 11.Sd1 0-0 12.Tf3 Sbd7 13.Sf2 g6 14.Th3 e5 15.Sf3 exf4 16.Lxf4 Te8 17.Dd2 d5 18.Sg5 Lc5 19.Kh1 De7 20.Sxh7 Sxh7 21.Sg4 De6 22.Sh6+ Kh8 23.e5 d4 24.Tg3 Sdf8 25.Tf1 Ld5 26.Lf5 De7 27.e6 Lxe6 28.Le5+ f6 29.Lxe6 Dxe6 30.Txf6 Sxf6 31.Dg5 Dxe5 32.Sf7+ Kg7 33.Sxe5 Txe5 34.Dxe5 Te8 35.Txg6+ Sxg6 36.Dg3 Te3 37.Dc7+ Te7 38.Dg3 Se4 0-1

 

   Von besonderem Interesse war das dritte Kan-Duell, denn GM Pawel Jaracz spielt die Variante selbst mit den schwarzen Steinen. Allerdings bevorzugt er 6...La7. Gegen die ruhige Herangehensweise mit 7.c4 bringt Markowski mit 12...Tc8 eine Neuerung. Schwarz kann sich offenbar viel Zeit lassen, um seine Entwicklung mit 0-0 und Le7-f8-g7 anschließend zu erledigen. Nachdem alle Figuren optimal stehen, gelingt auch der d5-Durchbruch wieder.

 










P. Jaracz - T. Markowski [B42]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Ld3 Lc5 6.Sb3 Le7 7.c4 d6 8.Sc3 Sf6 9.0-0 Sbd7 10.f4 b6 11.De2 Lb7 12.Ld2 Tc8 [ Ein seltener Zug, den auch Emms nicht untersucht. Die Alternative 12...h5 wurde bereits in dem Partiefragment Moberg - Agrest gezeigt.; Emms zeigt die Falle 12...g6 13.e5 dxe5 14.fxe5 Sxe5 15.Dxe5 Dxd3 16.Txf6 , nach der Schwarz die Segel streichen kann.] 13.Sd4 g6 14.Sf3 0-0 15.Tac1 Dc7 16.Kh1 Tfe8 17.b4 Lf8 18.Le3 Lg7 19.Sd2 Db8 20.Sb3 Da8 21.Lg1 Lh6 22.Tc2 d5 23.cxd5 exd5 24.e5 Sh5 25.Dg4 Sxf4 26.Dxd7 d4 27.Se4 Lxe4 28.Lxe4 Dxe4 29.Txf4 Dxc2 30.e6 fxe6 31.Df7+ Kh8 32.Txd4 Tf8 33.De7 Tce8 34.Dd7 Lg7 35.Td2 Dc8 36.Da7 Td8 37.Txd8 Txd8 38.Dxb6 Td1 39.De3 h5 40.De2 Dd7 41.h3 Dd6 42.a4 Tb1 43.Sd2 Tb2 44.Le3 Dxb4 45.Dd3 Dc3 46.De2 Tc2 47.g4 hxg4 48.hxg4 De5 49.Df3 Dd5 50.Se4 0-1

 

   Die aktuelle Erfolgsepisoden von Swidler und Markowski belegen, wie lebendig die Kan-Variante ist. Der Vorteil des Schwarz-Spielers ist, dass derzeit kein Abspiel am "kippen" ist. Das Vorbild Swidler zeigt, dass es eine Reihe solider Varianten gibt, die im Emms-Buch nicht immer die gleiche Aufmerksamkeit erhalten wie die scharfen, teilweise zweischneidigen Abspiele. Doch eigentlich ist es bei jedem Eröffnungsbuch so, dass darüber hinaus geschaut werden muss, was nicht berichtet wird. Dafür hält Emms beim ausgewählten Material mit seiner Meinung nicht wertneutral hinter dem Berg. Als komprimierte Zusammenfassung ist es derzeit der beste Führer - für Neueinsteiger allemal. Aufgepasst werden muss allerdings, dass man nicht - wie einst ein isländischer FM - zu flexibel agiert und eine böse Überraschung erlebt.

 










J. Hector - J. Vidarsson [B43]

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 g6 6.Le3 Lg7 7.Sb3 Se7 8.Sa4 Sbc6? 9.Lb6 1-0

 

   Trotzdem können Sie der sizilianischen Abwechslung eine Chance geben!

 

 

die Rezension erschien zuerst in Schachmagazin 64, Nr. 10/2003, S. 269 - 272


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