Die "exklusive" Datenbank ChessBase: Mega Database 2003 von Robert Miklos, Januar 2003 Kommentare zur Rezension können im Schach-Forum präsentiert werden |
ChessBase 2002, ca.
150 Euro
ISBN 3-935602-60-x
Systemvoraussetzungen: Pentium-PC, Win95/98/2000/ME/XP, CD-Laufwerk
(600 MB auf der Festplatte)
Bewertung des Rezensenten:
"Die Mega Database 2003 ist die exklusive Schachdatenbank für höchste Ansprüche." Das ist so eine Sache mit den Texten auf dem CD-Cover. Die Mega-Datenbanken von ChessBase sind allerdings etabliert und im Laufe der Jahre gereift. Um mit der Datenbank richtig arbeiten zu können, ist ein Programm zum Ansprechen derselbigen noch nötig: Mit ChessBase macht es wohl den meisten Spaß, mit Fritz&Co kann man sie auch nutzen, mit einigen Einschränkungen. Mit dabei ist übrigens noch das allerneueste Spielerlexikon auf einer zusätzlichen CD (über 150.000 Spielernamen, teilweise mit Fotos der Schachspieler und ihren historischen und aktuellen Elo-Wertungen bis zum zweiten Halbjahr 2002).
Zum Qualitätsverständnis von ChessBase gehört, dass ganze Turniere erfasst werden, sogar wenn einige Partien nicht vorliegen. Somit gibt es (mit ChessBase8 gesucht) etwa 4900 Partien, die einen oder zwei Züge lang sind. So gewinnt oft Weiß mit 1.a3 oder Schwarz nach 1.a3 a6 (zu sehen z.B. in den Partien von Kopenhagen KS 1940). Außerdem sind nicht nur Partien, sondern auch Fischer-Random-Chess Partien oder auch Eröffnungsübersichten drin. Was man nicht findet sind Fernschachpartien, schließlich hat ChessBase eine spezielle FS-CD im Sortiment. Trotzdem sind fünf historische (von Tschigorin und Aljechin gespielt), kommentierte FS-Partien drin. Je nach Anspruch (historisch, eröffnungstheoretisch) sollte man deswegen ein bisschen aufpassen. Wie soll man aber auch wirklich alle Partien eines Turniers von 1970 finden? Nicht einmal von aktuellen Turnieren gelingt das (in einer Partie habe ich den schönen Kommentar gesehen, sinngemäß auf Englisch: "Ich konnte nicht alle Züge lesen, somit könnten einige Züge nicht stimmen"). Es werden immer noch frühere Jahre ergänzt, eine Suche für Partien aus dem Jahr 2000 ergab für die Mega 2003 188700, für die zwei Jahre alte Mega 2001 128500 Partien. Ich habe übrigens einen interessanten Trend festgestellt: 2000 gab es die meisten Partien, bis dahin ist die Anzahl der Partien pro Jahr steigend. 2001 waren es weniger, 2002 (nicht vollständig drin) natürlich noch weniger. Es ist wahrscheinlich, dass noch etliche Partien von 2001 auftauchen, so dass es, zumindest quantitativ, nur nach oben geht.
Ebenfalls zum ChessBase-Standard gehören die Schlüssel. Damit hat man einen schnellen Zugriff auf viele Themen wie Spieler (alphabetisch sortiert), Turniere (chronologisch sortiert), Kommentatoren (eine Liste mit den Kommentatoren mit der Anzahl der bearbeiteten Partien), Eröffnungen (als Baum), dann natürlich einiges zu Taktik, Strategie und Endspiele. Darüberhinaus gibt es noch spezielle Themen, z.B. "Schnelle Schwarzsiege, Elo>2500": Die Schlüssel wurden im Laufe der Jahre weiterentwickelt, mit ChessBase kann man diese auch selber verfeinern. Hier zwei Beispiele für die oben erwähnten Kurzpartien auf hohem Niveau (die natürlich nicht mit einem Großmeisterremis endeten!):
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Sturua,Z (2536) - Atalik,S (2575) [D15]
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Ebenso drin sind einige Partiefragmente
(fast 700), z.B. Endspiele, die mit einem Patt enden oder Kombinationen,
von denen die Anfangszüge wohl für immer verschollen sind. Es sind
etwa (eigentlich mindestens, schließlich ist nicht bei jedem schlechten
Spieler die Wertung dabei, einige Partien sind sogar grausam patzerhaft)
5400 Partien, in denen einer der Spieler eine Wertungszahl 1000-1200 hat,
dann etwa 4000 Computer-Partien (zu erkennen an dem "Comp" im Namen), darunter
auch die Partien vom 12hB Kuppenheim 2002. Den Gegner von Großmeister
Luke McShane "Comp Kuppenheim 12hB" zu nennen ist ein Fehler, da es
menschliche Gegner waren, die über den ChessBase-Server gegen ihn spielten.
Vom legendären Match in New York 1997 zwischen Deep Blue und Kasparow
sind nur die Partien 4-6 drin, abgesehen davon gibt es "Comp Deep Blue" erst
seit 1996, vorher hieß es "Baby Deep Blue" oder "Deep Thought" (Quelle:
Hsu, "Behind Deep Blue"), das ist in der Mega nur teilweise richtig. Beim
Stöbern fiel mir die Partie Chasovnikova - Bojkovic (Antalya 2002) auf,
bei der Stellungseingabe muss ein Fehler passiert sein (Weiß ist in
der Tat unten und nicht, wie man auf den ersten Blick denken könnte,
oben). Eine Stellung, von der die Analyse-Engines wegen den vielen
Bauerumwandlungen begeistert sind!
Verkehrte Schachwelt
Die Partien der Schacholympiade Bled 2002 (Oktober) fanden alle den Weg auf die CD, die letzten Partien sind vom Open in Leuven, das im November stattfand. Ein kleiner Test mit Partien aus älteren Twics: Nicht enthalten: Kuban Spring 2002 (Elodurchschnitt immerhin 2466, Gewinner Stambulian) aus der Twic 393 (Mitte Mai 2002). Dafür sind vom Julian-Borowski-Turnier 2002 die meisten Partien kommentiert. In der Twic 404 von Anfang August 2002 sind vom Korinthos International Chess Festival 72 Partien drin (und in den darauffolgenden Twic-Ausgaben keine zusätzlichen), in der Mega 193.
ChessBase bietet dieselben Partien auch noch als BigBase an, der Unterschied: Es sind keine kommentierten Partien dabei, dafür kostet sie etwa 100 Euro weniger. Also schauen wir uns mal die kommentierten Partien an: Eine Suche mit ChessBase8 nach kommentierten Partien ergab 57900. Viele davon sind allerdings nur minimal kommentiert: In der Partie erscheint z.B. nach 15-30 Zügen irgendwo ein "=". Die Art der Kommentare hängt von der Person ab. Manche verwenden nur Varianten und die bekannten Kommentierungszeichen (+-,+= usw.) , andere schreiben durchaus wortreich, auf Deutsch, Englisch oder auch in einer anderen Sprache, frei nach dem Motto "Besser finnische Kommentare als gar keine". Sehr positiv sind mir aufgefallen: Rustem Dautow mit 912 kommentierten Partien, Ivo Donev mit 318, Zoltan Ribli mit 3328 - er hat viel Arbeit investiert, bei ihm sieht man einen deutlichen Wandel von simplen Variantenkommentaren Anfang der 90er Jahre zu ausführlichen Kommentaren in Wort und Bild (Feldmarkierungen und Pfeile), Robert Hübner mit 626 und John Nunn mit 39, davon allerdings einige Eröffnugsübersichten und auch größtenteils älter; Lubomir Ftacnik mit 3771 Kommentierungen, die ausschließlich mit Varianten und Partiereferenzen erfolgen, hingegen weniger. Spitzenreiter bei der Anzahl der Kommentare ist "ChessBase" mit 4150, viele davon sind Turnierberichte: Eine allgemeine Vorstellung und ein paar Highlights als Diagramm und Verweise auf die entsprechende Partie.
Ein Beispiel für Kommentare mit Pfeilen (in diesem Fall
grün) und Feldermarkierungen (rot):
Universeller als der entsprechende Wortkommentar
Kurzum: Die Referenz-Datenbank für Turnierschach, mit kleinen Ungereimtheiten zu einem stolzen Preis
Zielgruppe: Profis können nicht anders, viele ambitionierte Fortgeschrittene werden sie sich auch nicht entgehen lassen wollen. Für Anfänger gibt es andere Datenbanken, aus dem Internet oder solche, die mit den Schachprogrammen geliefert werden.
Besonderheit: Über 50.000 kommentierte Partien
Die CD stellte ChessBase, Mexikoring 35, 22297 Hamburg, für die Rezension zur Verfügung