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Paul Motwani, Sterne des Schachhimmels

Das Kania-Buch im Test

von Michael Lorenz, Mai 2002

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Paul Motwani: Sterne des Schachhimmels

Schachverlag Kania, 1998
238 Seiten, gebunden; 7,50 Euro
ISBN 3-932192-13-X

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 3,5 aus 5

 

War es Liebe auf den ersten Blick?

Nein! Zunächst gab mir der Titel keinen Aufschluss über den Inhalt. Ich vermutete eine Sammlung von Meisterpartien oder vielleicht Biographisches über einige Koryphäen des Schachs - weit gefehlt!

Im Inhaltsverzeichnis fand ich unter obskuren Kapitelüberschriften, wie "Mr. K.I.P.P.I.N.G. und der Drachen" oder "Sprengt die Fesseln Eures Verstands" kommentierte Partien zu verschiedenen Eröffnungssystemen.

 

Was möchte Paul Motwani?

Er möchte unterhalten. Auf sehr geistreiche Art durchsetzt mit Anekdoten, Knobeleien, kleinen Rätseln und (schachlichem) Zeitgeschehen vermittelt er seinen "Stoff".

Er möchte lehren. Erklärtes Ziel ist eine Steigerung der Spielstärke des Lesers nach dem Motto "Es gibt niemanden, der nicht mehr zu leisten imstande ist, als er sich vorzustellen vermag", Henry Ford.

Er wirbt für ein aktives Eröffnungsrepertoire. Paul Motwani analysiert Eröffnungssysteme, die ein dynamisches, offensives Schach ermöglichen. Das Schöne daran ist, der Amateur soll ein Gefühl für das entstehende Mittelspiel erhalten und es werden wichtige taktische Motive vermittelt, dabei legt P.M. keinen Wert auf Vollständigkeit, sondern auf das Wesentliche. Garniert ist das Ganze mit Übungsdiagrammen zum Kapitelende.

 

Wie tut er das? Oder: Ist Paul Motwani ein Chaot?

Das ist er nicht! Obwohl ich beim ersten Durchblättern den Eindruck gewann. Aber das Gegenteil ist der Fall. Im Rahmen der Besprechung einer zentralen Partie macht P. M. immer wieder Ausflüge in Nebenvarianten oder -systeme über Beispielpartien oder Anekdoten und Geschichtchen, das klingt zunächst verwirrend, nur was ist die Alternative? Seitenweise Varianten? Oder gar Informatorstil? Für mich war es eine sehr unterhaltsame und verständliche Art, mir ein Eröffnungssystem anzueignen.

 

Was könnte besser sein?

Die Zusammenstellung der bearbeiteten Eröffnungssysteme erscheint mir ziemlich willkürlich. Die Drachenvariante habe ich verschlungen, die Philidor-Verteidigung hat mich nicht wirklich gereizt. Als Schwarzer kann man nur eines von beiden spielen, mit Weiß spiele ich 1. c4.

Diese Einschränkung ist aber zu verkraften. Von einem alten Schachkongresshasen aus dem Meisteranwärterturnier habe ich gelernt, dass bei den meisten Schachspielern sowieso viel mehr Schachbücher im Schrank stehen, als sie vollständig gelesen haben - so ist es auch bei mir.

 

Was wird denn nun behandelt?

Drachenvariante, Modernes Benoni, Spanisch, Englisch (in mehreren Kapiteln), Philidor-Verteidigung, Tschigorin-Verteidigung, Moderne Verteidigung, Königsindischer Angriff, Französisch, Sizilianisch (Kalaschnikow-Variante, mir bekannt unter Sweschnikow), Slawisch, Königsgambit, Caro-Kann, Damenbauerspiel, Skandinavisch, Damengambit, Pirc-Verteidigung im Anzug.

 

Was ist zum Buch zu sagen?

238 Seiten, gebunden und mit 7,50 Euro ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis. Das Layout finde ich nicht sehr prickelnd, eher nüchtern, aber zum Durcharbeiten lobenswert praktisch.

Ein Lob dem deutschen Übersetzer Harald Keilhack, Paul Motwani mit seinen Wortspielereien war sicher eine harte Nuss.

 

Wer sollte das Buch lesen?

Generell würde ich die Zielgruppe mit DWZ 1700 bis 2100 schätzen. Spaß wird das Buch allen machen, die sich in ihrem Eröffnungsrepertoire noch mehr Verständnis und ein paar gute Ideen zulegen wollen. Viel Vergnügen!

 

 

das Buch stellte der Schachverlag Kania, Richard-Wagner-Str. 43, 71701 Schwieberdingen für die Rezension zur Verfügung


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