Tschach kann eigentlich nicht wirklich als Variante des Schachs verstanden werden, es ist vielmehr eine Erweiterung des Schachs um 50 Karten, die vor, nach oder anstelle eines eigenen oder gegnerischen Zuges zum Einsatz kommen können. Natürlich ist mit diesem Zusatz unser allseits geliebtes Schach nicht mehr gar so ernst zu nehmen, weswegen ich zu ernsten Schachspielern davon abraten würde. Wer aber Tandem, 3-ab oder Ähnlichem gegenüber nicht abgeneigt ist, dem bietet Tschach eine interessante Variante.

   Das Ziel von Tschach ist es, den gegnerischen König mattzusetzen. Hierfür gelten grundsätzlich die normalen Schachregeln, die allerdings durch das Ausspielen der Tschach-Karten kurz- oder langfristig ausgesetzt und durch andere Regeln ersetzt werden. Um das Spiel beginnen zu können, wird wie üblich ein Schachbrett aufgebaut und jeder der Spieler erhält verdeckt 5 Karten. Weiss beginnt und hat nun die Wahl

• einen ganz normalen Zug auszuführen, ohne eine Karte einzusetzen,

• vor seinem Zug eine Karte einzusetzten, oder

• nach seinem Zug eine Karte einzusetzen, oder

• anstelle eines normalen Zuges eine Karte auszuspielen.

   Es ist jedoch nicht gestattet, jede x-beliebige Karte vor, nach oder anstelle seines bzw. des Gegners Zuges einzusetzen, es ist auf den Karten vermerkt, wann diese eingesetzt werden darf.

 

Sehen wir uns einmal die Karte "Transvestit" an. Diese Karte darf nur anstelle eines normals Zuges eingesetzt werden, wie es am rechten Kartenrand vertikal angegeben ist. Der Text im unteren Teil erläutert die Regeländerung, die sich in diesem Fall auf den Zug des Kartenausspielers bezieht. Eine seiner Figuren - aber kein Bauer - darf sich im nächsten Zug wie eine Dame bewegen. Diese Karte scheint zum Beispiel recht hilfreich, um seinen König schnell und weit aus einer Gefahr herauszubewegen oder vielleicht um einen Läufer die Farbe wechseln zu lassen.

Ein anderes Beispiel wäre die Karte "Fairer Tausch", die nach dem normalen Zug ausgespielt werden kann.

   Pro Zug kann jedoch maximal nur eine Karte eingesetzt werden und man sollte sich genau überlegen, ob der Einsatz einer Karte überhaupt sinnvoll ist bzw. welche Karte in der gegebenen Stellung die grösste Wirkung bringt.

   Bisher habe ich die Ausspielmöglichkeiten grob mit vor, nach oder anstelle eines normalen Zuges angegeben, es gibt jedoch weitere Finessen, wie die Karten auszuspielen sind, die sich wie folgt katalogisieren lassen:

   Es gibt Karten, die

• vor dem eigenen Zug,

• anstelle eines normalen eigenen Zuges,

• nach dem eigenen Zug,

• während des Zuges des Gegners,

• nach dem Zug des Gegners,

• nach dem Kartenspielen des Gegners, oder

• jederzeit

ausgespielt werden dürfen.

   Es existiert nur eine Karte, die jederzeit ausgespielt werden darf. Mit dieser Karte, der "Jetzt reichts aber"-Karte darf man einen der Bauern des Gegners (weil dieser angeblich so blöd grinst) vom Brett entfernen.

   Die Karten, die man nach dem Kartenausspielen des Kontrahenten selbst ausspielen kann, wehren die dort verzeichneten Regeln ab.

   Alle weiteren Karten des Spiels beeinflussen die Regeln mehr oder weniger, niemals jedoch so stark, dass ein Weiterspielen keinen Sinn mehr machen würde. Wurde eine Karte ausgespielt, so ergänzt man seine Hand vom Kartenstapel. Es ist zudem möglich, Karten nach dem Zug auszutauschen, wenn diese für den weiteren Spielverlauf keine Auswirkungen mehr hat.

   Das Einsetzen einer Karte darf nicht zum sofortigen Matt führen noch darf dem gegnerischen König damit verwehrt werden, aus einem Schach zu ziehen.

   Tschach macht sehr viel Spass, sollte anfangs aber ohne Zeitbegrenzung gespielt werden. Mit einiger Erfahrung ist es aber durchaus möglich 10-Minuten-Partien zu spielen, eine kürzere Bedenkzeit macht keinen Sinn, da die Texte der Karten vom Ausspieler vorgelesen werden müssen.

   Tschach zu erwerben machte mir vor ca. 2 Jahren mehr Probleme, als es zu spielen. In keinem Geschäft konnte ich es damals erwerben, es war auch keinem Verkäufer bekannt. Ohne Probleme erhielt ich es aber dann durch eine direkte Bestellung beim Heidelberger Spieleverlag, die URL: http://www.heidelberger-spieleverlag.de/

Tschach
1994 Ludodélire / Gentilly / Frankreich
Deutsche Bearbeitung: Heidelberger Spieleverlag
Preis: 6,60 € (lt. Preisliste Heidelberger Spieleverlag vom 27.03.2002)

   Im Herbst dieses Jahres soll "Tschach 2" mit 52 weiteren Karten auf den Markt kommen. Ich bin jetzt schon gespannt, was sich die Schöpfer des Spiels diesmal ausgedacht haben.

zur Varianten-Seite