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Metz zum vierten Mal badischer Einzel-Pokalsieger

Endspiel-Sieg über Untergrombacher Stefan Schork in dramatischer Partie

von FM Hartmut Metz, 10. Juni 2008

 

Hartmut Metz hat seiner umfangreichen Titelsammlung einen weiteren badischen Pokalsieg zugefügt. Nachdem der Kuppenheimer mit seiner Schachgemeinschaft Caissa-Rochade (SCR) dreimal den Vereins-Cup gewonnen hat, baute Metz seine Serie im Einzel auf vier Triumphe aus. Im Endspiel schlug der Spitzenspieler des Verbandsliga-Vizemeisters in 34 Zügen Stefan Schork. Der Finalist vom Zweitligisten SC Untergrombach hatte seinen Kontrahenten geschickt in eine Sweschnikow-Variante gelockt, die Metz sonst nie spielt. Weiß büßte dadurch zwar viel Bedenkzeit im Vergleich zu seinem "blitzenden" Gegner ein, fand jedoch immer wieder den korrekten Theoriezug. Schork folgte einer Bundesliga-Partie von Michal Krasenkow gegen Bartosz Socko.

Metz wich dann im 18. Zug ab, blieb aber erstaunlicherweise weiter auf Theoriepfaden. Selbst das folgende Figurenopfer mit Rückgewinn des Materials plus zwei Bauern gab es noch. In komplizierter Lage konterte Schork mit einem brillanten doppelten Turmopfer! Anschließend verpasste er jedoch die einzige Rettungsmöglichkeit gegen den zehnfachen mittelbadischen Bezirkspokalsieger, die ins anvisierte Dauerschach geführt hätte. Kleiner Trost für Schork: Der Untergrombacher ist immerhin durch seine Endspiel-Teilnahme ebenso für die Runde der letzten 32 im deutschen Wettbewerb qualifiziert.

Metz hat zwar noch nie eine Endspiel-Partie verloren - nur einmal zog der Kuppenheimer nach einem Remis gegen den Karlsruher Hajo Vatter in der Schnellschach-Verlängerung den Kürzeren -, musste aber zwölf Jahre auf seinen vierten badischen Einzel-Sieg warten. Bisher eroberte er 1989, 1995 und 1996 den Titel. Mit der Caissa-Rochade setzte sich der Kuppenheimer 1992, 2005 und 2006 durch. Gegen Stefan Schork hatte er 2001 nach einem Remis in der Viertelfinal-Verlängerung des badischen Pokals trotz Mehrturms den Kürzeren gezogen. 2004 hatte sich Metz dafür im Halbfinale durchgesetzt. Sein bisher einziges Endspiel verlor er, wie erwähnt, im Schnellschach gegen Vatter. Der frisch gebackene deutsche Pokalsieger ist mit fünf badischen Cup-Erfolgen die aktuelle Nummer zwei hinter dem sechsfachen Rekordgewinner Max Eisinger (Karlsruher SF), der sich in den 50er Jahren allen überlegen gezeigt hatte.











Metz (2326) - Schork (2120) [B33]
Badischer Einzelpokal, Endspiel Untergrombach, 08.06.2008

1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 Sc6 Lockt Weiß in eine vorbereitete Variante. 6.Sdb5 d6 7.Lf4 e5 8.Lg5 Alles noch wohlbekannte Theorie, die tausende Mal gespielt wurde. Aber da ich Sweschnikow stets mit Sd5 statt Lg5 zu behandeln pflegte, bekam Schork dank seiner cleveren Zugumstellung den gewünschten mir relativ unbekannten Aufbau! 8...a6 9.Sa3 b5 10.Sd5 Le7 11.Lxf6 Lxf6 12.c3 Se7 13.Sxf6+ gxf6 14.Ld3 d5 15.De2 d4 Die Fortsetzung überraschte mich - aber es gibt noch immer mehrere Vorläuferpartien. "Ein Zug von Krasenkow", berichtete Schork später. Er blitzte bis dahin alles herunter, während Weiß bereits 41 Minuten für die Theoriestellung verbraucht hatte. 16.cxd4 Dxd4 17.0-0 In der Bundesliga 2002 setzte GM Bartosz Socko gegen Michail Krasenkow mit [ 17.0-0-0 fort (allerdings wie in allen aufgeführten Partien mit einem Zugpaar weniger, weil Schwarz bei einer anderen Zugfolge direkt e5 statt e6 gespielt hatte und Weiß entsprechend auf Lf4 verzichtete): 17...Db6 18.De3 Dxe3+ 19.fxe3 Tg8 20.Td2 Lb7 21.Tf1 Tg6 22.Sc2 Sc8 23.Sb4 Sd6 24.Sd5 Tc8+ 25.Kb1 f5 26.exf5 Th6 27.e4 Lxd5 28.exd5 Txh2 29.f6 Kd7 30.Te2 Tg8 31.Lf5+ Sxf5 32.Txf5 Kd6 33.Tfxe5 Tgxg2 34.Txg2 Th1+! 35.Kc2 Kxe5 36.Te2+ Kxf6 37.d6 Th5 38.Td2 Tc5+ 39.Kb3 Tc8 40.d7 Td8 41.Kb4 Ke6 42.Ka5 Txd7 43.Te2+ Kf5 44.Kxa6 b4 45.a4 bxa3 46.bxa3 h5 47.a4 h4 48.Tf2+ Kg4 49.Tg2+ Kh5 50.Tg7 Td6+ 51.Kb5 f5 52.a5 h3 53.Tg1 Kh4 54.Tg8 Th6 55.a6 h2 56.a7 h1D 57.a8D Dxa8 0:1.; In einem anderen Bundesliga-Match 2004 zwischen Oleg Kornejew und Georgios Souleidis verteidigte Schwarz ein Remis nach 17.Td1 Db6 18.Sc2 Lb7 19.De3 Dxe3+ 20.Sxe3 0-0 21.Lc2 Tfd8 22.Ke2 Kf8 23.f3 Tac8 , auch wenn Weiß 85 Züge lang drückte.; 17.Sc2 Db6 wurde ebenso schon gezogen.; Zudem sah man auch bereits 17.Td1 Db4+ 18.Td2 ] 17...Sg6 [ Auf 17...Tg8 ließ GM Pontus Carlsson (2514) gegen Marcos Llaneza Vega (2425) im Vorjahr 18.Kh1 folgen. 18...Sg6 19.Sc2 Da7 20.g3 Lh3 21.Tg1 Td8 22.Sb4 Se7 23.Tad1 Ld7 24.a4 Tb8 25.axb5 axb5 26.Ta1 Db7 27.Tgc1 Td8 28.De3 Sf5 29.Dc5 Se7 30.Ta7 Dc8 31.Tc7 Da8 32.Ta7 Dc8 33.Txd7 Kxd7 34.Da7+ 1:0.] 18.Tfd1 Langsam fühlte ich mich wohl. Auch wenn Schwarz einen Informationsvorsprung hatte, konnte die weiße Position nicht völlig schlecht sein angesichts des gewaltigen Entwicklungsvorsprungs und der besseren Bauernstruktur. [ Bei einem ICCF-E-Mail-Turnier in den Niederlanden verlief das Duell Faber - Marell so: 18.Tad1 Db6 19.De3 Dxe3 20.fxe3 0-0 21.Txf6 Le6 22.b3 Tfd8 23.Tf2 Td6 24.Tff1 Tc8 25.Le2 Tdc6 26.Td2 Kg7 27.Kf2 h6 28.Tfd1 Sf8 29.h3 Sh7 30.Ld3 Sg5 31.Ke1 Td6 32.b4 h5 33.h4 Sh7 34.Lb1 Tdc6 35.Td6 Sf6 36.Txc6 Txc6 37.Kd2 1/2.] 18...Sf4!? [ 18...Db6 hatte ich erwartet. 19.Sc2! Sf4 20.Df3 ( 20.De3!? Dxe3 21.Sxe3 Lb7 22.Lc2 verläuft so wie die erwähnte Partie Kornejew - Souleidis.) 20...Tg8 21.Se3 h5 22.Td2 Lg4 23.Sxg4 hxg4 24.De3 ( 24.Dg3~~ ) 24...Dxe3 25.fxe3 Se6 ( 25...Sxd3 26.Txd3 Ke7 27.Tad1 Ta7 28.Kf2 und das Turmendspiel ist für Weiß deutlich besser.) 26.Tc2 Ke7 27.a4 b4 ( 27...bxa4 28.Txa4 a5 29.Lb5+/= ) 28.a5+/= ] 19.Lxb5+! axb5 20.Dxb5+ Ld7 21.Db7 Weiß gewinnt die Figur zurück und verbleibt zunächst mit zwei Mehrbauern. 21...Da4 In der Partie Baris Esen/2451 - Moklis Adnani (Mittelmeer-Meisterschaft, 27.11.2007, 4. Runde) geschah stattdessen [ 21...Ta7? 22.Db8+ Ke7 23.Dxh8 Dxe4 24.Dg8 Dc6 ( 24...Ta8 25.Txd7+ ) 25.Td2 Ta8 ( 25...Lh3 26.Dd8+ Ke6 27.Dd6+! Dxd6 28.Txd6+ Kxd6 29.Sb5+ Kc5 30.Sxa7 Lxg2 31.a3+- ) 26.Txd7+ Kxd7 27.Dxf7+ Kc8 28.Dc4 Dxc4 29.Sxc4 und Weiß gewann nach 44 Zügen.] 22.Txd7 Dxd7!! Ein sensationeller Zug, der mich völlig unvorbereitet traf! [ 22...0-0 stellt Weiß noch vor genügend Probleme. Die zwei Mehrbauern sind nämlich gar nicht so einfach zu halten. 23.Te1! ( 23.Db5? Dxe4 ( 23...Dxb5? 24.Sxb5 Tfb8 25.Sc7 ( Natürlich nicht 25.a4?? Txb5 26.axb5 Txa1+ 27.Td1 Txd1# ) 25...Ta5 26.Td2+- ) 24.Db7 Da4 25.Td2 Tad8 26.Txd8 Txd8 27.Df3 Td2 zwingt Weiß angesichts des drohenden Zusammenbruchs am Damenflügel zu 28.Dg4+ Kf8 29.Dc8+ Kg7 30.Dg4+ Kf8 31.Dc8+ mit Dauerschach.; 23.Td6 Tfb8 24.Dc6 Dxc6 25.Txc6 Se2+ 26.Kf1 Sd4 27.Tc3 Txb2= ) 23...Tfb8 24.Dc7 Se6 25.Dd6 Txb2 ( 25...Td8 26.Txd8+ Txd8 27.Db6 Td1 28.De3 Sg5 29.De2 Txe1+ 30.Dxe1 Sxe4 31.De2 und Weiß gewinnt mit den zwei Freibauern am Damenflügel.) ] 23.Dxa8+ Ke7! 24.Dxh8 [ Das ebenfalls in Betracht zu ziehende 24.Da5 ändert nicht viel an der schwarzen Attacke - nur, dass der Nachziehende noch zusätzlich den Turm auf h8 stehen hat. 24...Dg4 25.Dc5+ Ke8 26.g3 Df3 27.Db5+ ( 27.Dc8+ Ke7 28.Dc5+ Ke8 29.Dc8+= ) 27...Kf8 28.gxf4!? ( 28.Dc5+ Ke8= ; 28.Df1?? Se2+ ) 28...Tg8+ 29.Kf1 Dh1+ ( 29...Dg2+ 30.Ke2 Dxe4+ 31.Kd2 Dxf4+ 32.Kc3 Dxf2 33.Tf1 Dd4+ 34.Kb3 Tg2 35.Sc2+- ) 30.Ke2 Dxa1 31.fxe5 Tg1 ( 31...fxe5 32.Dc5+ Kg7 33.Dxe5+ ) 32.Dc5+ Kg7 33.exf6+ Kxf6 34.Dd4+ Kg6 35.Sc4 Dxa2 36.Se5+ Kh6= ] 24...Dg4 25.g3 Damit gedachte ich dem Dauerschach zu entkommen. 25...Sh3+ 26.Kg2 [ 26.Kf1 Df3 27.Ke1 Dxf2+ 28.Kd1 Dxb2 29.Tb1 Sf2+ 30.Ke1 Sd3+ 31.Kd1 ( 31.Kf1 Df2# ) 31...Sf2+ 32.Ke1 Sd3+ mit Dauerschach] 26...Sg5?? Der Verlustzug. [ 26...Sf4+! 27.Kf1 De2+! 28.Kg1 Sh3+! ( 28...Dg4 ergibt die Stellung wie vor der Kombination - nur dass Weiß wieder dran ist und einen wichtigen Zug gewinnt. 29.Db8 Sh3+ 30.Kf1 Df3 31.Dc7+ Kf8 32.Dc5+ Kg7 33.Tc1+- ) 29.Kg2 Sxf2! Das war beiden Seiten entgangen. ( 29...Dxf2+ taugt dagegen nichts wegen 30.Kxh3 ) 30.Dc8 ( 30.Te1 Dxe1 31.Dc8 Sd3 32.Dc7+ Ke8 ( 32...Kf8? 33.Dd6+ Kg7 34.Dxd3 ) 33.Dc8+ Ke7 und diesmal muss Weiß froh sein, noch ein Dauerschach zu haben.) 30...Sxe4+ 31.Kg1 ( 31.Kh3 Sg5+ 32.Kh4 Dxh2+ 33.Kg4 Dh3# ) 31...Df2+ 32.Kh1 Df3+ 33.Kg1 Df2+ mit Dauerschach!] 27.Kf1+- Damit gewinne ich das zu unrecht erwartete Tempo. 27...Dxe4 [ 27...Df3 28.Da8 Dh1+ 29.Ke2 Dxa1 30.Sc4+- gewinnt zwar den Turm zurück, aber verliert das Endspiel sang- und klanglos.] 28.Td1 Dh1+ 29.Ke2 De4+ 30.Kd2 Sf3+ 31.Kc1 Das rettende Ufer ist am Damenflügel erreicht. 31...Sd4 32.Dc8 Se2+ 33.Kd2 Sd4 [ 33...Dd4+ 34.Kxe2 Dxb2+ 35.Kf1 Dxa3 36.Dd8+ Ke6 37.Dd7# ] 34.Dc4 1-0




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