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Open Wildbad

REO - Das neue Format


Rochade Express, Nr. 32, Seite 27f, "Open Wildbad"

   Eigentlich hätte ich lieber am zeitgleich stattfindenden Open in Badenweiler teilgenommen. Dieses war nämlich stärker besetzt und ich hätte vielleicht auf IM-Norm spielen können. Da ich aber an der FH-Fußballmeisterschaft in Kehl teilnehmen wollte, entschloss ich mich dann eben doch für Wildbad. So musste ich dann auch nicht so viele Vorlesungen ausfallen lassen. Wo mir doch jede verpasste Vorlesung (Würg!) das herz bricht...

   In Wildbad zählte ich zu den Turnierfavoriten. Das war ganz angenehm. Denn so ein knapper Tausender ist auch nicht zu verachten. Nach 4 Runden sah es aber ziemlich übel für mich aus. Lediglich 2:2 Punkte standen zu Buche. Die Gegner waren bis dahin zwar stark, aber ich zog es wohl vor, mich selbst immer abzumurksen. Ab der 5. Runde wurde es etwas besser. Mit einer feinen Kurzpartie (Königsgambit) begann ich meine Aufholjagd. Für all den Ärger zuvor entschädigte mich die sechste Runde. Gegen den sehr starken Fernschachspieler Watson, seines Zeichens ehemaliger Londoner Jugendmeister und Bezwinger nahezu aller englischer Spitzenspieler, trumpfte ich auf. Nachdem bereits nach dem 1. Zug (Watson spielte l.e4 e6??) die Frage nach dem Sieger abgeklärt war, hob ich den Engländer mit einer gelungenen Kombination endgültig aus. Zwischenzeitlich hingen bei mir Dame, Turm, Läufer und Springer! Ehrensache, dass mein Gegner aus diversen Gründen keine der genannten Figuren herausnehmen durfte. In der 7. Runde konnte ich leider eine gute Druckstellung mit den schwarzen Steinen nicht verwerten. Noch schlimmer kam es in der nächsten Partie. Mit einem Bauernopfer hatte ich meinen Kontrahenten Gabriel, deutscher C-Jugendmeister, total ausmanövriert. Anstatt in eine positionelle Gewinnstellung abzuwickeln, wollte ich mehr. Nach wechselhaftem Spiel stand ich dann im Endspiel wieder auf Gewinn. In völliger geistiger Umnachtung konnte ich ein Endspiel Dame, Turm, Läufer und vier Bauern gegen Dame und zwei Türme nicht gewinnen! Diese Schwäche kostete mich letztendlich rund 700 Emmchen. In der letzten Runde hatte ich noch die Chance, auf den geteilten dritten Platz zu kommen. Hierzu war allerdings ein Sieg mit den schwarzen Steinen vonnöten. Ich spielte noch als letzter - und gewann. Trotz erneut gezeigter Konzentrationsschwächen im Endspiel. Da das Feld ziemlich ausgeglichen war, kam ich unter 40 Teilnehmern doch noch mit 6 Zählern in die Preisränge. 270 DM brachte mir der geteilte 3. bis 9. Platz. Mit einem halben Punkt mehr (siehe 8.Runde), wäre ich als Zweiter um fast 1000 DM reicher geworden. Übrigens wurde ich nach Buchholz-Wertung Vierter. Nun noch meine beste Partie:











Metz - Watson
Open Wildbad, 1988

1.e4 e6? Wie schon vielfach aufgezeigt, ein ernsthafter Fehler gegen mich. 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.f4 c5 6.Sf3 Sc6 7.Le3 Le7?! Die Theorie gibt Db6 oder cxd4 den Vorzug. 8.Dd2 a6 9.Le2 b5 10.0-0 g6 Um später den Durchbruch f5 nicht zuzulassen. 11.dxc5 Es entspinnt sich nun ein Kampf um das Feld d4, das Weiß mit seinen Springern besetzen möchte - getreu Niemzowitsch. 11...Sxc5 12.a3 Lb7 13.Sd4 Tc8 14.Lf3 Dc7 15.Sce2 Sd8?! 16.Kh1 Beide Seiten versuchen die optimalen Felder für ihre Figuren zu finden. Feindberührung wird solange noch vermieden. 16...0-0 17.De1 Mit der Idee Lf2 und Lh4 zwecks Abtausch des schlechten Läufers. 17...f5 18.exf6 Lxf6 19.Lg4 Te8 20.Sg1 Strebt nach e5. Sollte Weiß dort einen Springer plazieren können bzw. Schwarz von e5 abhalten können, ist der Vorteil des Anziehenden gesichert. 20...e5? Sieht gut aus. Ich hatte aber wohl etwas besser gerechnet als mein Kontrahent. 21.fxe5! Lxe5 22.Lxc8! Schwarz glaubte, daß dies wegen Lxd4 nicht geht. Darauf folgt aber sehr unangenehm 23.Lh6! und die Dame ist wegen Tf8 Matt tabu! 22...Dxc8 23.Dh4! Die aktivste Fortsetzung. Lxh2 bringt Watson nur Ärger, weil ich für den Bauern prächtige Initiative erhalte. Df2 wäre zu passiv. 23...Lg7 24.Tae1! A tempo gespielt. Aif Te4 wollte ich nun die Keule auspacken. 24...Te4 25.Lh6!! Ist es nicht prächtig? Vier weiße Figuren hängen. Ganz offensichtlich sind die Dame und der Springer wegen schnell folgendem Matt tabu. Doch auch nach Lxh6 oder Txe1 ist die schwarze Lage unerquicklich. Schwarz kürzte nun sein Leiden, wohl auch von der einzigartigen Stellung geschockt, ab. 25...Sf7?! 26.Txe4 Sxe4 27.Lxg7 Kxg7 28.De7 Seg5 29.Txf7+ Sxf7 30.Se6+ und Watson gab auf.
1-0




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