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Internationales Meisterturnier in Schöneck

REO - Das neue Format


Rochade Express, Nr. 33, Seite 26ff, "Internationales Meisterturnier in Schöneck"

   Im hessischen Schöneck (bei Frankfurt) fand zum ersten Mal ein internationales Meisterturnier statt. In dem nur 34 Teilnehmer umfassenden Feld aus 9 Nationen befanden sich 3 Großmeister und viele, viele IM und FM. Ich gehörte also zu den Außenseitern unter den Außenseitern.

   Die erste Runde begann dann so, wie eigentlich das ganze Turnier verlaufen sollte - miserabel! Gegen den ungarischen IM Farago erreichte ich nach dubiosem Spiel eine leicht vorteilhafte Stellung. In Zeitnot (offensichtlich hatte ich die Umstellung von 50 Zügen in 2,5 Stunden auf 40 Züge in 2 Stunden noch nicht intus) vergab ich bald alle Chancen und ging um. In der nächsten Runde wurde es nur vom Ergebnis her besser. Eine schon fast gewonnene Partie, die Eröffnung brachte mir große Vorteile, drohte verlustig zu gehen. Mit viel Glück schien ich dann den Remishafen ansteuern zu können. Doch der spätere Letzte, Günnewig, warf mir im Endspiel noch den vollen Punkt hinterher. In den nächsten beiden Partien spielte ich jeweils mit den schwarzen Steinen. Trotzdem gelangen mir zwei Punkteteilungen gegen starke Konkurrenz (H. Alber, Spitzname die "Worscht", Elo 2350, und IM Vegh (Ungarn)). Endlich glaubte ich meinen Ungarn-Komplex abgelegt zu haben. Ein Remis mit Schwarz gegen einen Ungarn! Aber es kam noch anders…

   Die fünfte Runde bezeugte weiterhin meine schlechte Form. Gegen den Frankfurter IM Werner stand ich nach der Eröffnung überlegen. Angesichts heraufziehender Zeitnot lehnte er eine Remisofferte ab. Ich patzte auch wirklich und bot ihm eine langzügige Gewinnmöglichkeit. Dimo Werner wählte die falsche Variante, so dass ich nach einem überraschenden Qualitätsopfer keine Schwierigkeiten mehr hatte, den vollen Zähler einzuheimsen.

   Runde 6: Das Drama nahm seinen Lauf. Trotz schlechten Spiels fand ich mich auf einem vorderen Platz wieder. 3/5 waren eine gute Ausbeute! Vor allem, wenn man die Spielweise des Herrn Metz sah. Endlich kam ich gegen FM Bewersdorff (Frankfurt) glänzend aus der Eröffnung. Ich hatte alles, was das Schachherz begehrte. Mein Gegner opferte deswegen in seiner Not eine Qualität für nichts. Für gar nichts, um genau zu sein. Eigentlich war es ja schon fast eine Frechheit nicht aufzugeben. In Zeitnot (was war nur mit mir los?) opferte ich erst eine und dann die zweite Qualität. Trotz der Qualle weniger stand ich total auf Gewinn. Dann vergurkte ich die Sache zum Remis und dann …

   Es war zum weinen. 4/6 hätten eine glänzende Platzierung und Kurs auf die IM-Norm bedeutet. Jetzt war alles aus. Die Partie und vor allem der schreckliche Verlust machten mich fertig. Das Ende vom Lied: Mit Schwarz hätte ich gegen IM Horvath (Ungarn) und Nikolaiczuk (Recklinghausen) getrost nach 10 (in Worten zehn) Zügen den Löffel abgeben können! Jeweils kurz nach dem zwanzigsten Zug tat ich, was ein Mann in solchen Stellungen zu tun hatte. Gegen IM Grün gab ich zwischen Skylla und Charybdis einen halben Kröterich ab. Selbst mit meinem geliebten Königsgambit konnte ich nicht mehr gewinnen. Wie in der 8. ging es mir auch in der 10. Runde. Königsgambit - Remis. In der letzten Runde erlaubte ich mir ein Großmeisterremis - bevor ich wieder mit den schwarzen Klötzen untergegangen wäre. 4,5/11 und Platz 27 unter 34 Teilnehmern! Mein schlechtestes Turnierergebnis aller Zeiten war perfekt. Die abschließende Frage war nun, wer den Preis für die unfähigste Darbietung erhielt. Ich oder Oberschiedsrichter Gabor? Die internationale Jury entschloss sich dann doch für den letzteren. Der geprüfte Schiedsrichter (wohl im Lotto gewonnen ?) brachte es neben vielen Unzulänglichkeiten nicht einmal fertig, eine Auslosung nach Schweizer System nur annähernd zusammen zu bringen! Gott sei Dank waren die Leute in Schöneck nett und das Rahmenprogramm okay. Sonst hätte ich mich wohl umbringen müssen.

   Viel Freude machte mir dort das Blitzspiel, das sich allem in allem als eine einträgliche Sache entpuppte. Weiter durfte ich auf der Haben-Seite die Bekanntschaft mit vielen interessanten Menschen buchen. Das Turnier gewann übrigens Stefan Mohr. Der FM schaffte in überlegener Manier seine letzte Großmeister-Norm! Die Platzierungen: 1. Mohr 9/11, 2. GM Simic 7,5, 3.-6. GM Gutman, IM Farago, IM Schneider und IM Kosten alle 7. Mit meinen Partien will ich den Leser verschonen.


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