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Wien ist wieder eine Reise wert

2. IM-Turnier in der österreichischen Metropole offerierte turbulente Spiele

von Jürgen Brustkern, März 2002

zur Schachkolumne von Jürgen Brustkern

 

   Nach dem großen österreichischen Erfolg im letzten Jahr (zwei IM-Normen und hierbei die letzte für FM F. Volkmann) wurde auf die Initiative des Wiener - in Persona von IM Gerhard Schroll - und Niederösterreichischen Schachverbands vom 1. bis 11. Februar 2002 ein weiteres IM-Turnier ausgetragen.

   Gespielt wurde in den großzügigen Räumen des Seniorenwohnhaus Alszeile (die mit ihrer interessanten Ausstattung - z.B. der kostenlosen Internetnutzung auf zwei PC- ihrem Motto "Häuser zum Leben!" alle Ehre machen).Nach der kurzfristigen Absage des "Fast-IM" FM G. Miniböck- hierfür bekam der talentierte FM Andreas Bachofner erstmals die Chance an einem Rundenturnier mitzuspielen- erreichte man heuer in dem 11-rundigen Rundenturnier nicht mehr die Kat.V wie im Vorjahr, sondern es wurde mit einem ELO-Schnitt von 2333 "nur" die Kat. IV. Somit war zur Erreichung der begehrten Norm 7,5 Punkte notwendig.

   Aussichtsreichste Kandidaten waren die mit jeweils zwei Normen zu Buche stehenden FM Harald Schneider-Zinner, Goran Trkulja und FM Manfred Hangweyrer (ein Norm).

   Der Bosnier Trkulja erwischte mit zwei aus zwei zwar den besten Start, aber wie schon im letzten Jahr (hier brach er nach drei aus vier mit fünf Niederlagen (!) völlig ein) musste er nach vier Nullen in Serie seine Hoffnungen schnell begraben.

   Von Anfang an gab es interessantes Kampfschach zu bewundern:

 

FM R.Vokroj - FM A.Bachofner

 

   Wie in einem ausgeglichenen Rundenturniere üblich wurde zu Anfang eher ein ruhiges Tempo angeschlagen; der nach ELO-Zahl favorisierte IM Robert Tibensky wollte hiervon nicht viel Wissen und legte mit fünf aus fünf (!) los wie die Feuerwehr. Hier ist seine bemerkenswerte Partie aus der 4. Runde:

 

IM R.Tibensky - FM Schneider-Zinner

 

   Nach diesen furiosen Zwischensprint ließ es der gemütliche Slowake mit weiteren vier Remisen ruhig ausklingen und belegte mit acht Punkten souverän den I. Platz. Schneider Zinner erkrankte Mitte des Turniers und hatte in der Folge mit der Normvergabe nicht viel zu tun. Die vierte Runde war einer der lebendigsten überhaupt:

 

FM J. Brustkern - G.Trkulja

 

   In derselben Runde zeigte Manfred Hangweyrer, dass er sein schlechtes Abschneiden im letzten Jahr mehr als wett machen wollte:

 

FM M.Hangweyrer - IM St.Löffler

 

   Der Steirer steigert sich nach diesen famosen Sieg zur absoluten Höchstform und realisierte durch schnelles und sicheres Spiel die geforderten +4 und musste in den letzten 2 Runden nur noch 50% holen um seine zweite Norm unter Dach und Fach zu bringen, aber hierzu später mehr ...

    Der dritte IM Reinhard Lendwai spielte ein eher unauffälliges Turnier; in folgendem Endspiel der 6.Runde dürften aber seine Endophine "Achterbahn" gefahren sein:

 

G.Trkulja - IM R.Lendwai

 

   Nach diesem harten Fight passierte dem jungen Familienvater schier unglaubliches: Im Mittelspiel hatte er Schneider-Zinner schon einen Bauern und Stellung abgenommen, und konnte im Prinzip mit nicht mehr allzu schwerer Technik die Punkt nach Hause fahren; stattdessen stellte Reinhard mitten auf dem Brett seinen Turm ein. Die Disziplin "Blindschach" kam auch in folgender Begegnung zur Austragung:

 

FM J.Wallner - IM St.Löffler

 

   Die bisher dargestellte Ergebnisse von Schachjournalist Löffler täuschen ganz und gar, der "waschechte Wiener Badenser" war mit seinem dynamischen Schach, der belebende Faktor dieser Veranstaltung:

 

IM St.Löffler - FM R.Wukits

 

   Ihr Berichterstatter hatte nach zwischenzeitlichen Plus 2 schon leise Titelhoffnungen, die jedoch durch die brutale Niederlage gegen Bachofner- der mit einem chaotischen Sieg über Stefan in der Runde zuvor erstmalig die 50%-Marke erreichte- vorerst gebremst wurden. In der 9.Runde spielte ich dann meine beste Partie:

 

FM J.Brustkern - IM R.Lendwai

 

   Da ich nun mit zwei abschließenden Siege urplötzlich eine Norm erreichen konnte, kam es dann in der Vorschlussrunde wie die souverän agierende Schiedsrichterin Andrea Prager annoncierte zum großen "Showdown": Hangweyrer brauchte mit Weiß nur ein Remis und legte die Partie dementsprechend im Betonstil an. Damit kaufte er mir leider vorzeitig den Schneid ab, so dass ich schon frühzeitig zähneknirschend in die Punkteteilung einlenkte. Da der 42-Jährige auch in seiner letzten Partie gegen Lendwai nichts anbrennen ließ, konnte er sich über seine zweite Norm und den ungeschlagenen II. Platz freuen!

 

Endstand 2. IM-Tunier Wien-Hernals

 

1.

IM Robert Tibensky

2451 SVK 8,0

2.

FM Manfred Hangweyrer

2317 AUT 7,5

3.

FM Harald Schneider-Zinner

2329 AUT 6,5

4.

Andreas Bachofner

2261 AUT 6,0 (32.00)

5.

FM Jürgen Brustkern

2273 GER 6,0 (30.25)

6.

IM Stefan Löffler

2405 GER 6,0 (28.50)

7.

FM Rene Vokroj

2317 AUT 5,5 (29.25)

8.

FM Joachim Wallner

2369 AUT 5,5 (29.00)

9.

IM Reinhard Lendwai

2380 AUT 5,5 (27.75)
10.

Goran Trkulja

2310 BIH 4,5

11.

FM Rene Wukits

2269 AUT 3,0

12.

Michael Sulyok

2278 AUT 2,0

 

   Nach dem erneuten sportlichen Erfolg sei auch vor allem dem Macher des Turniers Gerhard Schroll für seine - unbezahlte - Organisationsarbeit hiermit ein großes Dankeschön ausgesprochen. So wie es derzeit aussieht, wird es auch im nächsten Jahr ein weiteres IM-Event geben.

   Vormerken sollten sich die Wien-Liebhaber den August 2003, denn dann wird nach alter Tradition (beispielsweise dem phantastischen Milleniums-Open 1996) wieder ein großes Open in dem wunderschönen Wiener Rathaus ausgetragen. Weitere Termine für Wieninteressierte sind:

1) Donau-Open, wahrscheinlich über Fronleichnam (25.5 - 2.6. 2002) Kontakt: Hr. Mattes: T: 00 43 1 310 93 18

2) "Währinger-Open" vom 20.-27. Juli 2002, Hr. Schmid Schachclub Währingen

3) Wiener Stadtmeisterschaft wahrscheinlich vom 20.-29. September 2002, Kontakt: Frau Prager, Wiener Schachverband. T: 00 43 1 89 72 108


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