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Matthias Burkhalters Buchrezensionen März 2000

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Probleme, Eröffnungen und Meister

Fast jeden Monat kann ich ein Werk aus dem Osten besprechen, diesmal ein Büchlein aus Rumänien. Wann kommt die erste Publikation aus der Antarktis?

Virgil Nestorescu: Probleme si studii alese
Softback 184 S., Gambit arhi Sah 3, Bukarest 1999, 13 $

Rumänien war einst von den Römern besetzt, wie man leicht dem Landesnamen entnehmen kann. Interessanterweise hat sich die lateinische Sprache über all die Jahrhunderte behauptet. Viele rumänische Schachkollegen sprechen ganz leidlich französisch und auch wir haben nicht allzu grosse Mühe, rumänische Texte zu verstehen. Mit dem vorliegenden netten Band haben wir eh keine Probleme, da die kleinen Probleme und Studien mit Diagrammen und figuriner Notation versehen sind. Dazu kommen noch englische Textbrocken wie etwa: „black Allumwandlung, black self-incarceration, self-block, pin", was natürlich für den Problemkenner Musik in den Ohren ist.

Virgil Nestorescu ist Philologieprofessor und ein bekannter Kunstschachkomponist. Der vorliegende Band präsentiert 300 ausgewählte Aufgaben, unter denen zahlreiche Preisträger zu finden sind. Wir finden auch einige Publikationen, die in der Schweiz bereits erschienen sind (74 und 87 in der NZZ sowie 252, 279 und 282 in der Schweizerischen Schachzeitung, letztere mit Co-Autor Wladimir Naef). Die Nummer 185 errang zudem den dritten Preis im „Memorial S. Isenneger", gemeint ist aber sicher Isenegger, was sicher weniger missverständlich ist. Der Druck und der Inhalt sind gut, der Einband schlecht, die Fotos lamentabel und der Preis versteht sich teilweise als Entwicklungshilfe.

Richter Kurt, Teschner Rudolf: Schacheröffnungen
Softback 272 S., PraxisSchach Bd. 42, Edition Olms, Zürich 2000, Fr. 39.80

Soeben ist der „kleine Bilguer in Neuausgabe" in der „siebenten, nach modernen theoretischen Erkenntnissen völlig neu bearbeiteten Ausgabe" erschienen. Ganze Generationen sind mit dem Bilguer aufgewachsen, da er eines der Eröffnungswerke darstellt, die das gebräuchliche Theoriewissen auf einen einzigen Band komprimieren. Die sechste Ausgabe stammte von 1981; GM Teschner hat nun versucht, die neuesten Tendenzen aufzuarbeiten. Mir gefällt der methodische Ansatz mit einer Einleitung und den Grundgedanken zur Eröffnung, den in Sprache abgefassten Kommentaren zu den Varianten sowie den Musterpartien, die der neueren Praxis entstammen. Nicht ganz geglückt ist die Darstellung, die im vergleichbaren „Buch der Eröffnungen" von Gabor Kallai wesentlich besser ist. Vor allem der Variantenbaum im Anhang als Orientierungshilfe fehlt. Lobenswert hingegen sind wiederum die Ausstattung des Buches sowie der grosse und saubere Druck. Es würde mich gar nicht überraschen, wenn in 20 Jahren erneut eine Neuausgabe erscheinen würde, denn irgendwie werden solche Standardwerke nie unentbehrlich.

A.J. Gillam: Baden Baden 1870. Rare and Unpublished Tournaments and Matches 39
Broschur 47 S., The Chess Player, Nottingham 1999, £ 7.50

Baden Baden 1870 war eines der ersten Schachturniere überhaupt. Ursprünglich sollte jeder Spieler gegen jeden drei Partien spielen, es blieb bei deren zwei. Sieger wurden Anderssen vor Steinitz, Blackburne und Neumann. Das Heft bringt nicht bloss die 77 Partien, sondern auch eine ausführliche Einleitung, die uns einiges über das Einstehen des modernen Turnierschachs bietet. Wie alle anderen Publikationen der Reihe sehr empfehlenswert.

Aidan Woodger: Ratmir Holmov. Chess Masters 10
Softback 96 S., The Chess Player, Nottingham 1999, £ 9.50

Ratimir Cholmow wurde 1963 sowjetischer Meister. Ein Titel, der für sich spricht und nur ganz grossen Meistern vorbehalten ist. Insgesamt schaffte er 16 Meisterschaftsteilnahmen, nebenbei wurde er auch zehnmal litauischer Meister. Unter den 64 besten Partien, die im vorliegenden Heft gut kommentiert präsentiert werden, finden wir auch Cholmows Gewinnpartie gegen Fischer am Capablanca Memorial in Havanna 1965. Die Titelfoto stammt aus der russischen Biographie, Moskau 1982, die 63 allerdings andere Partien umfasst. Etwas abgekupfert hat Woodger aber trotzdem. Der Vorteil der englischen Publikation liegt darin, dass Partien bis 1995 (gegen Serper) und Turniere bis 1997 (Kiew) berücksichtigt sind, so dass sie aktueller ist als der russische Vorgänger.


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