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Matthias Burkhalters Buchrezensionen Mai 2000

mehr Buchrezensionen von Matthias Burkhalter


Nichts Deutsches in Sicht

Graham Burgess: The Mammoth Book of Chess
Softback 537 S., Constable & Robinson, London 2000, £ 7.99

Wer ein dickes, ja fettes Schachbuch mit allem und jedem haben will, muss dieses Buch kaufen. Dies in etwa ist die Übersetzung der Beurteilung des Sunday Express. Wir schliessen uns diesem Kommentar an. Die gut aktualisierte Neuausgabe hat auch ein Kapitel über Online Chess und www. Die gebotene Information kann allerdings auch problemlos am Netz selbst gefischt werden. Enttäuschend ist das Kapitel über Schach in den Medien, denn dieses gibt keinerlei Übersicht über Printmedien, Audivisuelles oder elektronische Medien, sondern bloss ein Palaver mit einigen Partien von FM Burgess, der während dreier Tage mit 510 Blitzpartien einen neuen Weltrekord im Marathon-Blitz aufstellte. Trotz all seiner kleiner Mängel handelt es sich um ein interessantes Kompendium. Wers lieber deftiger hat, kann natürlich auch das „Mammoth Book of Erotica" oder das „Mammoth Book of Murder" oder ein anderes der insgesamt 40 Mammutbücher kaufen, preiswert sind sie alleweil.

A.J. Gillam: The Munich ‚Olmypiad' 1936
Softback 126 S., The Chess Player, Nottingham 2000, £ 12

Die Münchner-Schacholympiade wurde nicht von der FIDE organisiert, sondern vereinigte Achtermannschaften anlässlich eines Nationalturniers während der gleichzeitigen Sport-Olympiade. Einige Mannschaften und viele Einzelspieler boykottierten diesen unter Nazi-Schirmherrschaft stehenden Anlass. Die Schweiz schloss sich dem Boykott nicht an und wurde 17. von 21 Mannschaften. Es spielten Naegeli, P. Johner, Grob, Voellmy, Gygli, Staehelin, Plüss, Dikenmann, Ormond und Strehle. Den Sieg am Schachbrett trugen Ungarn und Polen vor Deutschland davon. Auf dem Schlachtfeld sollte die Reihenfolge schon bald anders lauten. Insgesamt wurden 1680 Partien gespielt, von denen Tony Gillam nun 612 zusammengetragen hat. Er stützte sich dabei auf die gesuchten Bücher von Diemer und Richter in deutscher Sprache sowie auf Zeitungsberichte. Es sind sicher noch mehr Begegnungen der zum Teil wenig bekannten Spieler aufzutreiben. Die neueste Übersicht wäre unter www.chessplayer.co.uk zu finden. Ich bin allerdings im WeltWeitenWarten hängengeblieben. Eine wertvolle Partiensammlung, die in einer zweiten Auflage sicher noch erweitert werden wird.

Aidan Woodger: Vladimir Simagin
Softback 99 S., The Chess Player, Nottingham 2000, £ 10

Simagin war mehrfacher Moskauer Meister und nahm insgesamt siebenmal an der sowjetischen Meisterschaft teil. Trotzdem ist er im Westen wenig bekannt, da er nie ausserhalb des Ostblocks an einem Turnier teilgenommen hat. Über Simagin gibt es schon zwei Partiensammlungen: aus seiner eigenen Feder „Ausgewählte Partien" 1963 und die Biografie von B. Woronkow aus dem Jahr 1981. Gefallen hat mir an der vorliegenden Nummer 12 aus der Serie „Chess Masters", dass eine Einleitung von 14 Seiten auf das Leben und Werk von Simagin hinweist, die die insgesamt 76 Partien gut ergänzt. Turnierpalmares sowie Spieler- und Eröffnungsübersicht ergänzen das schöne Büchlein.

Robert L. Schatzkij: Antologija djebjutnich katastrof
Broschur 95 S, Maikop 1999, Fr. 18.-

Ein israelischer Schachkollege hat mich gebeten, dieses kleine Heft, das in einer Miniauflage von 500 Stück erschienen ist, vorzustellen. Bei den 116 Eröffnungskatastrophen geht es nicht bloss um eine anschauliche Sammlung, sondern um eine reich kommentierte Schule in sechs Kapiteln. Der Druck ist sauber, der Inhalt reich, doch sollte man eben Russisch können, was ja auch nicht gerade jedermanns Sache ist. Interessant ist die Bibliographie, die über 50 Werke aus der Kurzpartieliteratur auflistet. Am bekanntesten ist bei uns sicher der unterhaltsame Band „200 Eröffnungsfallen" von Emil Gelenczei.


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