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Matthias Burkhalters Buchrezensionen März 2001

mehr Buchrezensionen von Matthias Burkhalter


Neue Belanglosigkeiten

Martin Weteschnik: 13 Perlen. Meisterpartien zum Lesen ohne Schachbrett
Softback 110 S., Blauer Punkt Verlag, Bad Soden 2001, Fr. 19.80

Wer kennt sie nicht, die immergrüne Partie und die unsterbliche von Anderssen oder auch die Partie Fischer gegen Byrne. All diese Meisterwerke findet man stets wieder in allgemein unterhaltenden Schachpublikationen. Im vorliegenden Band sind erneut solche Superpartien zusammengestellt. Der einzige Unterschied ist, dass nach praktisch jedem Zug ein Diagramm steht. Der mässige Spieler kann tatsächlich die Partien und Kommentare ohne eigenes Brett verfolgen, doch leider ist er auf der Zugsreise von Bern nach Zürich schon schnell auf der letzten Seite angelangt. Mir selbst hat die 13. Partie zwischen Kasparow und Topalow in Wijk aan Zee 1999 am besten gefallen, da das Turmopfer im 24. Zug wohl jenseits des Berechnungshorizontes beider Spieler lag. Autor Weteschnik und der neue Blauer Punkt Verlag wollen scheinbar mit solch einfachen und eingängigen Publikationen, die vor allem der Unterhaltung dienen, ein sehr breites Publikum ansprechen. Druckqualität und Ausstattung sind sehr gut, der Inhalt sicher auch, doch ob es ein solches Buch wirklich gebraucht hat, soll der Leser selbst entscheiden.

Vom Blauer Punkt Verlag sind aus der Feder von Weteschnik zudem erschienen: Lehrbuch der Elementartaktik, Fr. 29.80; 100 der schönsten Kombinationen der Schachgeschichte, Fr. 19.80; Taktisches Übungsbuch, Fr. 19.80; und in Vorbereitung ist: 13 strategische Lehrpartien. Nicht vorgesehen ist vorerst ein Band über meine 30 besten Rezensionen...

Rudolf Teschner: Sie sind am Zug. 333 Schachkombinationen in Frage und Antwort
Softback 143 S., Praxis Schach, Bd. 45, Edition Olms, Hombrechtikon 2000, Fr. 24.80

Erstaunlich preiswert erscheint dieser Olms-Band in neuer Auflage. Den schon bekannten 300 Aufgaben früherer Ausgaben sind 33 „aussergewöhnliche Gewinnstellungen aus dem letzten Vierteljahrhundert" vorangestellt. Zu den Diagrammen gibt es einen ersten Lösungshinweis in vager thematischer Form. Die Lösung selbst kann hinten nachgeschlagen werden. Aus dem Vorwort entnehmen wir eine bemerkenswerte Passage: „Eine Systematik ist absichtlich vermieden worden, damit der Leser sich mit den einzelnen Beispielen unvoreingenommen auseinandersetzen kann, wie es den Verhältnissen in der Praxis entspricht". Na ja, was soll's. Die Reihenfolge ergibt sich durch das Datum der Spielstellungen, die bei den ursprünglichen Aufgaben von 1960 bis 1971 reichen.

Im Gegensatz zum diesmaligen Monatstitel sind die Hefte von Kaissiber alles andere als belanglos. Es sind wieder zwei Nummern mit bemerkenswerten biographischen Beiträgen erschienen. Nummer 3/2000 widmet sich Warren H. Goldman und seiner Variante in Caro-Kann. Ebenso bemerkenswert ist der Beitrag über Sammi Fajarowicz in 1/2001. Der nur noch durch das nach ihm benannte Gambit bekannte sächsische Meister war ein starker Spieler, der manchen Titel zu erringen vermochte. Schachhistoriker Alfred Diel gibt zusammen mit dieser Biographie auch einen Einblick in die dunkelsten Zeiten der deutschen Schachgeschichte mit der Judenverfolgung auch bei den Brettkünstlern.

Ein Geheimtipp für hochintellektuelle Kaissiber-Geniesser ist stets auch die Bytes und Bauern-Spalte von Chrilly Donninger, er könnte auch Drollinger heissen, denn seine Artikel verbinden Humor mit ernsthaften Tatsachen aufs wunderbarste und das bei einem Computerfreak. Ich gratuliere Herausgeber Stefan Bücker erneut zu seinen Spitzenleistungen mit seiner so speziellen Schachzeitschrift. Jedes Heft kostet 12 DM, bisher sind 16 Nummern erschienen.

György und Négyesi Honfi: Honfi Nagymester (1930-1996)
Softback 248 S., Zalaegerszeg 2000, Fr. 30.-

Mit etwas Verspätung traf ein wichtiges Buch aus Ungarn ein. Karoly Honfi zählte sicher nicht zu den Top-Grossmeistern, doch prägte er das ungarische Schach durch seine Omnipräsenz stark mit. Mit 2475 Elo erreichte er keinen Spitzenwert. Im Jahr 1976 war dies aber noch wesentlich mehr als heute. Die umfangreiche, klein gedruckte, reich illustrierte Biographie umfasst 220 Partien und 345 Stellungsbilder mit guten, klaren Diagrammen. Alle notwendigen Register, Übersichten und Verzeichnisse sind vorhanden. Eine sehr liebevolle Publikation der Familie Honfi, die auch ohne Ungarischkenntnisse durchaus verständlich ist.

György Négyesi: Dr. Sallay Roland 80 játszmája
Softback 36 S., Caissa Chess Books, Kecskemét 2001, Fr. 12.-

Roland Sallay, 1911 geboren, war Generalsekretär des ungarischen Schachbundes sowie Meister im Nah- und Fernschach, 1991 ist er gestorben. 10 Jahre danach erscheint nun eine kleine Sammlung seiner 80 besten Partien in kombinatorischem Stil; Einführung englisch und ungarisch, figurine Notation.

A.J. Gillam: Rostov-on-Don 1960, 28th USSR Championship Semi-Final
Rare and Unpublished Tournaments and Matches Nr. 49
Broschur 41 S., The Chess Player, Nottingham 2001, Fr. 19.-

Viele Schachspieler sammeln alle Publikationen über die sowjetischen Meisterschaften, die meist gut dokumentiert sind. Nun werden auch die Halbfinals aufbereitet. Im vorliegenden Fall lagen handgeschriebene Aufzeichnungen vor, die nun erstmals veröffentlicht werden. Sieger wurde Spasski mit nur einer Niederlagen gegen Saitsew.

Lissowski Tomasz: Szymon Winawer. Chess Masters Nr. 14
Broschur 76 S., The Chess Player, Nottingham 2000, Fr. 21.-

Simon Winawer war einer der polnischen Schach-Vorkämpfer und lebte von 1838-1919. Als Sohn eines Wodkafarbrikanten konnte er sich Auslandsreisen leisten. Er besuchte deshalb auch das berühmte Café de la Régence in Paris. 1867 bezahlte er den Einsatz für das grosse Pariser Turnier und wurde hinter Kolisch gleich Zweiter. Steinitz, Neumann und de Vere hatten das Nachsehen! Im vorliegenden Bändchen werden 124 Partien, meist kommentiert, zusammen mit allen verfügbaren Turnierresultaten präsentiert.


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