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Matthias Burkhalters Buchrezensionen Juni 2001

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Viktor der Sieger

Viktor Kortschnoi: Meine besten Kämpfe. Band 1: Partien mit Weiss.
Hardback 208 S., PraxisSchach Bd. 46, Edition Olms, Hombrechtikon 2001, Fr. 54.-

Manfred Olms hat es mir schon vor Jahresfrist verraten: Zu Kortschnois Geburtstag erscheinen drei Bände im Olms-Verlag. Der erste mit den Weisssiegen liegt nun vor, der zweite mit den schwarzen Gewinnpartien und vor allem der mit besonderem Interesse erwartete dritte Band mit einer Biographie werden demnächst folgen. Es ist kein Zufall, dass gerade unser Schweizer Vorzeigeverlag diese Publikation herausgibt, denn Kortschnoi zählte schon bald nach seiner Emigration zu den Beratern und Mitarbeitern in Hombrechtikon, von dessen Existenz er wohl in Petersburg noch keine Ahnung hatte.

Die 50 vorliegenden Partien wurden vom Vizeweltmeister so ausgewählt, dass jede Epoche und viele Gegner zum Zuge kommen. Nur Karpow ist mit drei Niederlagen vertreten - ist das wohl Absicht? Zwei Siege gegen Hübner und Tal zeugen ebenfalls von der Wertschätzung von diesen Partnern. Die erste Partie stammt vom Tschigorin-Memorial in Leningrad 1951, die neueste stammt von der Europäischen Mannschaftsmeisterschaft in Batumi 1999.

Von Kortschnoi gibt es bereits zahlreiche Monographien „Chess is My Life" oder „Korchnoi's 400 Best Games" sind hinlänglich bekannt. Der Rau-Verlag hat ja dann den ersteren Titel in deutscher Übersetzung 1978 herausgegeben. In „Ein Leben für das Schach" stand z.B. zur Partie Kortschnoi-Hübner IZT Leningrad 1973: „9. Ld2 Es drohte 9...Lc3:, gefolgt von der Belagerung der schwachen c-Bauern durch die schwarzen Figuren. Den Textzug sieht man oft, doch ist sofort 9.Sd5 vielleicht stärker". Neu heisst dies nun: „9 Ld2 Es drohte 9...Lxc3 nebst Belagerung der schwachen c-Bauern. 9 Ld2 wird oft gespielt, obwohl sofort 9 Sd5 vielleicht stärker ist". Doch was soll's, vielleicht ist der deutsche Text ins Englische übersetzt und dann wieder ins Deutsche zurückgewandelt worden.

Am Buch gibt es fast nichts auszusetzen. Die Ausstattung ist grossartig, der Einband wunderbar fest, der Druck und das Papier exzellent. Was mir vor allem gefällt ist der vernünftige Kommentar, der aus sehr viel Text besteht. Auch ein Klubspieler vermag den Analysen, die sich selten in den Seitenästen verlieren, zu folgen. Viele Diagramme lockern den Text auf. Einfühlsam ist das Vorwort von Genna Sosonko, dem wohl kompetentesten Kenner der emigrierten sowjetischen Schachspieler.

Da ich gerne kritisiere noch ein Wort zum Buchumschlag: Die Gestaltung von Professor Paul König ist rätselhaft. Ich weiss auch nach längerer Betrachtung nicht genau, was der König eigentlich wollte.

Wir gratulieren auch an dieser Stelle dem kämpferischen Siebzigjährigen zu seinem Jubiläum.

Die drei von Ken Neat herausgegebenen Bände erscheinen auch in englischer Sprache. Sobald aber die beiden weiteren deutschen Bände vorliegen, werden wir gerne auf diese zurückkommen.

Schon jetzt freue ich mich darauf, in der nächsten Nummer eine weitere Schweizer Kostbarkeit präsentieren zu können, denn kunstschaCH von Martin Hoffmann ist soeben erschienen. Wer den Band jetzt bestellt, hat die Chance, sich noch sein persönliches Exemplar zu sichern.


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