Startseite Rochade Kuppenheim

Bubu

Matthias Burkhalters Buchrezensionen Oktober 2001

mehr Buchrezensionen von Matthias Burkhalter


Max Euwe, der fünfte Weltmeister

 

Alexander Münninghoff: Max Euwe. The Biography. Including 50 games with the original analysis by the Dutch World Champion.
Softback 351 S., New in Chess, Alkmaar 2001, Euro 27,25.

 

Der vorliegende Band stellt eigentlich bloss die leicht aktualisierte Übersetzung der schon 1976 in holländischer Sprache erschienen Biographie über den fünften Weltmeister der FIDE dar. In englischer Sprache ist uns der grosse holländische Vorkämpfer aber sicher besser zugänglich. Euwe gewann seinen Titel überraschenderweise 1935 gegen Aljechin, um ihn kurz darauf im Revanchematch gegen den hochmotivierten Russen wieder einzubüssen. Euwe war aber beileibe kein Zufallsweltmeister, seine Turniererfolge sprechen eine andere Sprache. Zudem schrieb er mehr als 70 Bücher über die Eröffnung, das Mittel- und Endspiel, die auch uns Schweizern der älteren Generation wohl alle in guter Erinnerung sind. Von 1970-1978 war Euwe zudem Präsident der FIDE, die er ehrlich und ohne persönliche Ambitionen führte. Er hatte auch massgebliches Verdienst daran, dass der Jahrhundert-Wettkampf zwischen Fischer und Spassky schliesslich doch zustande kam, der zu einem Höhepunkt des Schachinteresses führte. Als Rezensent muss ich normalerweise Bücher lesen. Diesmal durfte ich es tun. Schnell ist man nicht fertig, denn es umfasst enorm viel Material und bietet einen Querschnitt des Schachgeschehens von 1920 bis 1980. Fotos hat es leider nur wenige. Das Partienmaterial könnte noch reichlicher sein. Interessant wäre auch ein Kommentar aus heutiger Sicht zu den 50 Partien mit Euwes eigenen Anmerkungen. Insgesamt ist das Buch allerdings allen Schachfreunden zu empfehlen, denn es ist in jeder Hinsicht qualitativ wertvoll.

 

Schweickhardt Peter: Einsame Partien. Novellen. Tübinger Beiträge zum Thema Schach, Bd. 6.
Softback 74 S., Promos-Verlag, Pfullingen 2001, DM 18.-.

 

Der 1935 geborene Autor arbeitete als Jurist in einem Grossunternehmen der EDV-Branche. Da kann man sich gut vorstellen, dass es einen Ausgleich braucht. Wenn man bedenkt, dass er zudem schon 12 Jahre als Gemeinderat in der Lokalpolitik mitmischt, wird es verständlich, dass er in seiner Freizeit zur Feder greift und einige satirische Schachgesichten geschrieben hat. Mit "Freitag", "Der Senioren-Preis" und "Fernpartie" liegen uns nun drei Muster vor. Auch ich denke manchmal daran, einen Schachroman zu schreiben, andere sicher auch. Machen wir also einen Schweizer Sammelband mit Schachnovellen?

 

Von Tony Gillam sind zwei weitere Turnierbüchlein erschienen:

Bd. 52: The Siesta Tournament Budapest 1928, 43 S., 7.50 £

Bd. 53: The First Chess Olympiad London 1927, 79 S., 9 £

Das Olympiade-Büchlein bringt alle bekannten Partien. Fast jedes Jahr kommen noch neue dazu, obwohl von den Überlebenden wie Koltanowski und Monticelli keine einzige Partie geliefert werden konnte. Die Spieler nahmen wohl damals das Schach noch weniger ernst und spielten zur Freude und zum Spass. Die Zusammenstellung stammt vom britischen Schachhistoriker Ken Whyld, der immer noch am Sammeln ist. Er gibt in einer Einleitung einen kurzen Abriss der Entstehung der Schacholympiaden, die ja erst ab 1952 unter diesem Titel abgehalten wurden. Ungarn hat dieses Nationenturnier vor Dänemark (sic!), England und Holland gewonnen. Die Schweiz gelangte auf den achten von 16 Plätzen. Erstaunlich das Resultat Holland Schweiz: Euwe-Nägeli, Kroone-Zimmermann, Schelfhout-Grob alle remis und Weenink-Johner 0:1! Die drei Schweizer Johner, Zimmermann und Nägeli schnitten mit 7, 9 und 8 aus 14 sehr beachtlich ab. Reservemann Michel kam mit 2,5 aus 4 auf das beste Resultat, Henri Grob schnitt mit 5,5 aus 14 am schlechtesten ab. Gemäss Földeaks Olympiabuch "12 Sakkolimpia" von 1958 schnitten allerdings die drei ersten Bretter noch mit je 8 aus 14 ab. Auch hier eine neue Erkenntnis. Doch dies nur als kleiner Exkurs in die Schachgeschichte. Insgesamt gibt das vorliegende Bändchen 480 Partien, wer findet noch eine?

Das Budapester-Turnier 1928 vereinigte einen Teil der Weltspitze mit den ungarischen Spielern der erfolgreichen Olympia-Goldmannschaft. Geza Maroczy spielte allerdings nicht mit, da er sich im Sanatorium Siesta erholte. Dieses gab dem intimen Turnier dann auch seinen Namen. Capablanca siegte vor Marshall und Spielmann. Den Ungarn blieben nur die hinteren Plätze. Die 45 Partien sind allesamt kommentiert. Ein wichtiges Dokument der Schachgeschichte aus der Feder von W.A. Földeak aus Ungarn.

 

Zuletzt noch ein heisser Tipp für alle Schachsammler und Schachkäufer: In Deutschland erscheint "Schach-Markt", eine Schachzeitschrift mit Informationen und Neuheiten rund um das Schachspiel. Es hat sehr viele Kleininserate, Verkaufsanzeigen, Büchermarkt, Softwarehinweisen und noch einiges mehr. Ziemlich unstrukturiert und wild, aber sicher nützlich. Die Nummer kostet 5.50 DM, ein Jahresabo 28 DM. Weitere Infos bei: Raetz.SM@t-online.de oder www.schachmarkt.de.


zu Bubu