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"Im Mädchenschach ist alles möglich"

Der weibliche U-20 Nachwuchs des SV Glück auf Rüdersdorf erringen kapriolenreich den Deutschen Vereinsmeistertitel

von Harald Fietz, Januar 2004

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   Wer liebt sie nicht, die knappen Entscheidungen, das Rausreißen des Sieges in letzter Sekunde. Auf das Brett der Mitspielerin oder bei den anderen Mannschaften schauen verbot Coach "HB" Holger Borchers seinen Mädchen vom SV Glück auf Rüdersdorf, dem kleinen brandenburgischen Ort bei Berlin. Volle Konzentration sollten Veronika Kind, Judith Hönecke, Thea-Lina Müller und Nadine Busse auf das Treiben der eigenen Figuren legen. Die pausierende Jennifer Sdunzik durfte nur die eigenen Zwischenstände ansagen. Bei der Deutschen Vereinsmeisterschaft der U20w vom 27. bis 30. Dezember 2003 im schwäbischen Ditzingen ereigneten sich bis zur Schlussrunde schon so viele Irrungen, dass beim letzten Gefecht ganze Kampfmoral geboten war. Der Weg, um phönixgleich die Meisterwürde aus eigener Kraft schaffen zu können, trieb den erfahrenen Jugendtrainer schon einigermaßen zur Verzweiflung. Nach Runde drei setzte es eine fast halbstündige Standpauke ... Dabei begann alles so hoffungsvoll.

   Die Topfavoritinnen von den Schachfreunden Dortmund-Brakel sagten mit der seltsamen Begründung ab, den Naiditsch-Schwestern sollten die Weisheitszähne gezogen werden und mit einem geschwächten Team glaubte man wohl nicht an das Unternehmen Titelverteidigung. Die Chancen für den Vizemeister von 2002 stiegen gewaltig, obwohl bei den Rüdersdorferinnen die etatmäßige Gastspielerin, die Deutsche U-18-Meisterin Olga Vaideslaver, nicht teilnahm. Zwar standen gegenüber dem Vorjahr nur Veronika und Thea-Lina im Team, aber Judith, Jennifer und Nadine kannten die U20w bereits von 2001 und in 2000 holten sie gemeinsam den Deutschen Mannschaftstitel in der Kategorie U14w. Heuer rangierte man mit einem DWZ-Schnitt von 1740 auf Platz zwei der Setzliste nach den Hamburgerinnen von SK Johanneum Eppendorf (Schnitt 1794).

 

Nervös ins Mittelfeld gesunken

   Runde eins ging problemlos über die Bühne: Beim 3,5:0,5 musste einzig Veronika bei ihrem letzten Turnier im Jugendbereich ein Leichtfigurenendspiel mit Minusbauern mit Geschick zusammenhalten. Die gute Laune sank, als in der ersten Nachmittagsrunde eine kollektive Nervosität grassierte. Gegen das nach Wertung fünftbeste Team, die SF Wadgassen-Differten, reichte man sich viermal vor der Zeitkontrolle zur Punkteteilung die Hände. Die Mädchen aus dem Saarland avancierten in der Folge zum ernsthaften Titelanwärter und gaben bis zur fünften Runde nur diesen einen Mannschaftspunkt ab! Für Rüdersdorf wurde es verzwickt: Die erkältungsgeschwächte Judith musste sich zum richtungsweisenden Match gegen Leipzig-Gohlis ins Bett packen; Ersatzspielerin Nadine Busse erledigte ihre Sache ordentlich, gewann als erste von fünf Mal und wurde fortan als "Bank" unverzichtbar! Doch die restlichen Leistungen säuerten den Betreuer an. In gegnerischer Zeitnot reklamierte Veronika gegen Franziska Beltz nicht die dreimalige Stellungswiederholung und verlor umgehend. Jennifer trieb HB in die Rolle des berühmten Zigaretten-Männchens, denn ihrem in der Mitte hängen gebliebenen König half nach einem unpositionellen d5-Durchbruch im Sizilianer nicht mehr viel.

 










Beltz,C (1752) - Sdunzik,J (1693) [B86]
DVM U20w Ditzingen (3.2), 28.12.2003

1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Lc4 e6 7.Le3 Dc7 8.Lb3 b5 9.De2 Sc6 10.0-0-0 Sa5 11.g4 Sxb3+ 12.axb3 Lb7 13.The1 d5?! 14.exd5 Sxd5 15.Sxd5 Lxd5 16.Kb1 g6?? Danach spielt sich der weiße Angriff mühelos. [ 16...Lb4 17.Sxb5 Da5 18.Sc3 Lb7 19.Ld4 0-0 20.De5 Dxe5 21.Lxe5 ; 16...Le7 17.Sf5 0-0 18.Lb6 Dxb6 19.Sxe7+ Kh8 20.Sxd5 exd5 21.Txd5 ist jeweils ein Minusbauer.] 17.Sxb5 Db7 18.Txd5 exd5 19.Ld4+ Kd7 20.Lxh8 axb5 21.Df3 Kc6 22.Td1 Td8 23.c4 bxc4 24.bxc4 Kc5 25.cxd5 Txd5 26.Txd5+ Dxd5 27.Da3+ Kc4 28.b3+ Kb5 29.Da4+ Kb6 30.Ld4+ Kb7 31.Da7+ Kc6 32.Da8+ Kd6 33.Dxf8+ Kd7 34.Db4 De4+ 35.Kb2 De2+ 36.Ka3 Dxg4 37.Db7+ Kd6 38.Db8+ Kc6 39.De8+ Kd6 40.Dd8+ Kc6 41.Df6+ Kd5 42.Dxf7+ 1-0

 

   Und die sonst so zuverlässige Thea-Lina parkte im Mittelspiel eine Qualität ein. Das Ende von Lied: ein 1:3 und erste Zweifel, die Jennifer in ihrem Rückblick für die Rüdersdorf-Homepage (http://schach.sv-glueck-auf-ruedersdorf.de) in folgende Frage fasste: "Sind wir nach der saftigen Niederlage eher "Glück unter" statt "Glück auf"?" Solches Philosophieren gab es vor Ort nicht, denn bei der abendlichen Lagebesprechung mit HB herrschte dicke Luft, obwohl gegen den Elften des Setzliste im 13er-Feld ein ungefährdeter 3,5:0,5 Sieg einen Hoffnungsschimmer aufzeigte! Doch Borchers haderte berechtigterweise wegen des verschenkten halben Zählers. Veronika, früher das Nesthäkchen in den U20w-Teams, fasste als einzige Führungspersönlichkeit mit drei Jahren Altersunterschied schwer Tritt. Gegen Carolin Blodig misshandelte sie ein Turmendspiel, in dem ihr drei Mehrbauern in gegnerischer Zeitnot nur zum Remis reichten. Plötzlich liefen der früheren Deutschen Schulmannschaftsmeisterin selbst die Minuten weg. Aber da war sie in guter Gesellschaft. Die Qualität vieler Partien muss man als "durchwachsen" resümieren. Dies "quälte" das Begleitpersonal, sorgte aber für Spannung, denn kein Team blieb davon verschont.

 

Top oder Flopp - das Nachbarschaftsduell bringt die Trendwende

    Das Derby Bundeshauptstadt gegen angrenzende Kleinstadt entschied letztlich über das Turnierschicksal. Als Sieger der norddeutschen Qualifikation riss der SK König Tegel mit 5:3 Mannschaftspunkten gleichfalls keine Bäume aus. Nur ein Sieg konnte vage Medaillenträume nähren. Und alle Spiele liefen auf die Brandenburgerinnen zu. Die Freundinnen Nadine und Judith sorgten für die schnelle 2:0-Führung und Veronika steuerte auch auf einen Sieg zu. Erstaunlich, dass Stefanie Schulz, die Dritte der Deutschen U-16 Einzelmeisterschaft, sich auf die sizilianische B32-Variante einließ, die früher in Tegeler Bundesligakreisen vor allem die Spitzenbretter Robert Rabiega und Rainer Tomczak anwandten, die aber Mitte der 90er Jahre als "verdächtig" zu den Akten gelegt wurde. Systematisch verdichtete die in Gießen studierende Veronika ihre Stellung, kassierte sogar eine Figur ein, ließ sich jedoch von einem schwarzen Freibauern und dem gegnerischen Turm auf der zweiten Reihe bis in die Niederlage beeindrucken.

 










Kind,V (1829) - Schulz,S (2097) [B32]
DVM U20w Ditzingen (5.1), 29.12.2003

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 e5 5.Sb5 a6 6.Sd6+ Lxd6 7.Dxd6 Df6 8.Dc7 Sge7 9.Sc3 0-0 10.Le3 Sd4 11.0-0-0 Sec6 12.Sd5 Eine neue Idee: Weiß hat klaren Vorteil. 12...Dd8 13.Dxd8 Txd8 14.Sb6 Tb8 15.c3 Se6 16.Td6 Kf8 17.Le2 Ke7 18.Thd1 Ke8 19.Sxc8 Tdxc8 20.Lg4 b5 21.Txd7 b4 22.Lxe6 fxe6 23.c4 b3 24.a3 Se7 25.Lg5 Sg6 26.Txg7 Txc4+ 27.Kb1 Txe4 28.Tg8+ Sf8 29.Lh6 Kf7 30.Tg7+ Kf6 31.Tc1 Te2 32.Tcc7?! [ 32.g4 Td8 33.g5+ Kf5 34.Tf7+ Kg6 35.Tf6+ ( 35.Txf8 Tdd2= ) 35...Kh5 36.Lxf8 Tdd2 37.Ka1 Txb2 38.Th6+ Kxg5 39.Tg1+ Kf5 40.Th5+ Kf4 ( 40...Ke4 41.Txe5+! Kxe5 42.Lg7+ Kd5 43.Lxb2 Txf2+/= ) 41.Lh6+ Ke4 ( 41...Kf3 42.Tg3++- ) 42.Txe5+ Kxe5 43.Lg7+ Kd5 44.Lxb2 Txf2+/= ] 32...e4 [ Besser 32...Te1+ 33.Lc1 e4 mit Gegenspiel.] 33.Tgf7+ Kg6 34.Txf8 Txf8 35.Lxf8 Txf2 36.Ld6 e3 37.Lg3 Txg2 38.Tc1 [ Besser 38.Tc3 Tg1+ 39.Tc1 Tg2 40.Te1+- ] 38...Kf5 39.Te1 Ke4 40.Lb8 Kd3 41.Le5 h5 42.Lf4 e2 43.Kc1 Tf2 [ 43...h4! 44.Ld6 Tf2-+ ] 44.Lg3 Tf1 45.Lh4 Txe1+ 46.Lxe1 e5 47.Lg3 e4 48.Lh4 e3 49.Lg3 Ke4 50.Le1 Kf3 51.Lg3 Kg2 52.Le1 Kf1 0-1

 

   Jetzt musste sich die geschickte Eröffnungstaktik von Jennifer im Mittelspiel auszahlen. Mittels des Linksspringers 1.Sc3 lockte sie die Sizilianisch-Spielerin Uta Neldner in ungewohnte Caro-Kann-Strukuren. Eine schwarze Taktik um die Zeitkontrolle erwies sich als Schuss in den Ofen - 3:1 und jede Menge neuen Schwung. "Über dieses Ergebnis staunte HB - wir hatten es ihm also gezeigt", unkte Nadine hinterher. Doch vielleicht hatte der Trainer, wie es gute Übungsleiter auch in anderen Sportarten machen, nur die ungenutzten Potenziale anstacheln wollen?

 










Sdunzik,J (1693) - Neldner,U (1702) [A00]
DVM U20w Ditzingen (5.3), 29.12.2003

1.Sc3 d5 2.e4 dxe4 3.Sxe4 Lf5 4.Sg3 Lg6 5.h4 h6 6.h5 Lh7 7.d4 e6 8.Sf3 Sd7 9.Lc4 Ld6 10.De2 Sb6 11.Lb3 De7 12.Ld2 c6 13.0-0-0 0-0-0 14.Se5 Kb8 15.The1 Sd5 16.Df3 Sgf6 17.Te2 The8 18.Tde1 Dc7 19.a4 Te7 20.Lc4 Lb4 21.Ld3 Lxd2+ 22.Txd2 Lxd3 23.Sxd3 Da5 24.Sc5 Sd7 25.Sge4 S7b6 26.Db3 Sf4 27.g4 Txd4 28.De3 e5 [ Oder 28...Txa4 29.Sxa4 Dxa4 30.Kb1 Sbd5 und Weiß steht ebenfalls gut.] 29.Txd4 Sbd5 30.Txd5 cxd5 31.Dc3 Db6 32.a5 Dc6 33.Sd2 d4 34.Db4 Tc7 35.Sde4 Sd5 36.Dc4 Kc8 37.Da4 Dxa4 38.Sxa4 d3 39.c3 f6 40.Kd2 Kd7 41.Kxd3 Kc6 42.Ta1 Sf4+ 43.Ke3 Kd5 44.b3 Ke6 45.Sac5+ Ke7 46.Td1 b6 47.axb6 axb6 48.Sa4 Tc6 49.c4 Se6 50.Sac3 Sd4 51.Sd5+ Ke6 52.Sf4+ exf4+ 53.Kxd4 Tc7 54.Te1 Td7+ 55.Kc3 Tc7 56.Sg3+ Kf7 57.Sf5 g6 58.Sd6+ Kf8 59.hxg6 Td7 60.Sf5 b5 61.g7+ 1-0

 

   Veronika beantragte frustriert eine Auszeit und die vier 16- und 17-Jährigen verwandelten einen "ulkig" bis "katastrophalen" Kampf gegen SV Wolfbusch in einen 3:1-Sieg. Nur Jennifer erlitt gegen ihre 200 DWZ-Punkte schwächere Gegnerin im Spielaufbau ein Fiasko. Da sich die anderen Teams gegenseitig die Punkte abspenstig machten, ergab sich vor der Schlussrunde eine zugespitzte Situation, die die Unterlegene mit "beim Mädchenschach ist alles möglich..." umschreibt: "Eigentlich mag ich dieses Vorurteil gar nicht, doch bei der weiblichen Jugend ist offensichtlich nichts unmöglich, eine gewonnene Partie kann schnell kippen und der anderen Mannschaft den Erfolg bringen ... Jetzt lagen also sechs Runden hinter uns und nichts war entschieden: Eppendorf (16,5 Brettpunkte), Rüdersdorf (16 BP) und Wadgassen (15 BP) bilanzierten alle 9:3 Mannschaftspunkte - die letzte und entscheidende Runde konnte beginnen ... Es hätte nicht besser kommen können, ein "echtes" Finale Eppendorf - Rüdersdorf! Wer gewinnt, hat den Titel so gut wie sicher. Dass Wadgassen beide Mannschaftspunkte holen würde, war anzunehmen, dann entscheiden also die Brettpunkte. Hui, das Rechnen begann ..."

 

Rüdersdorfer U20w Team

Als das Rechnen ein glückliches Ergebnis gab. In den berühmten weißen Rüdersdorf-T-Shirts (von links) Jennifer Sdunzik, Veronika Kind, Nadine Busse, Thea-Lina Müller und Judith Hönecke (mit dickem Schal). Foto: Veranstalter / TSF Ditzingen

 

Was nicht passt, wird passend gemacht

   Passten im bisherigen Turnierverlauf entweder die Gegnerinnen oder die Farben so richtig, so gab es gegen SK Johanneum Eppendorf keine Ausreden. Jede sollte ihre Marschorder mit Tunnelblick umsetzen, rumgucken war ja streng untersagt. Zudem schienen die Hamburgerinnen noch nervöser. Französisch-Experte Borchers instruierte Veronika nach dem Tief der Doppelnull passgenau, da er Alice Winnickis Repertoire von früheren Jugendveranstaltungen und natürlich aus seiner Datenbank mit Jugendpartien ziemlich genau einzuschätzen wusste. Statt der Tarrasch-Hauptvariante verfiel Winnicki auf die wenig gewinnorientierte Rubinstein-Variante. Die Schiedsrichterin trug bald die halben Punkte ein.

 










Kind,V (1829) - Winnicki,A (2032) [C10]
DVM U20w Ditzingen (7.1), 30.12.2003

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 dxe4 4.Sxe4 Sd7 5.Sf3 Sgf6 6.Sxf6+ Sxf6 7.Ld3 c5 8.0-0 cxd4 9.Lb5+ Ld7 10.Lxd7+ Dxd7 11.Dxd4 Dc6 [ Die Alternative 11...Dxd4 12.Sxd4 Lc5 13.Le3 ( Besser ist 13.Sb3 Lb6 14.Lf4 0-0 mit gleichem Spiel.) 13...Sd5 14.Tfe1 Sxe3 15.fxe3 Tc8 16.c3 Ke7 17.Tad1 Thd8 war nicht so gut für Weiß in Volokitin-Paschall, Southhampton 2003. Dabei handelte es sich aber nicht um Andrei Volokitin, das Spitzenbrett des Bundesligisten SF Katernberg!] 12.c3 Lc5 13.Dh4 0-0 14.Lg5 Se4 15.Le7 Lxe7 16.Dxe7 Tad8 17.Db4 Sd2 18.Sxd2 Txd2 19.Tad1 Tfd8 20.Txd2 Txd2 21.Df4 Td6 22.h3 g6 23.h4 h5 24.Te1 Dd7 25.Te2 Kg7 26.De4 f6 27.a3 e5 28.f4 Td1+ 29.Kh2 Dg4 30.fxe5 Dxe4 [ 30...Dxe4 31.Txe4 fxe5 32.Txe5 Kf6 33.Tb5 Td7 lässt noch akademische Chancen, aber der halbe Punkt war ohnehin angestrebt.] 1/2-1/2

 

   Nadine dirigierte an Brett vier ihren Springer am Damenflügel auf einen skurrilen Zick-Zack-Kurs, setzte aber mit dem d5-Vorstoss ihre Leichtfiguren in optimale Aktionsbereitschaft. In Zeitnot griff die gleichstarke Gegnerin fehl, der Knockout verlief ab Zug 29 kurz und bündig.

 










Rohlfs,R (1671) - Busse,N (1664) [B84]
DVM U20w Ditzingen (7.4), 30.12.2003

1.e4 c5 2.Sc3 d6 3.Sf3 Sf6 4.d4 cxd4 5.Sxd4 a6 6.Le2 e6 7.0-0 Le7 8.f4 Dc7 9.Kh1 b5 10.Ld3 Lb7 11.De1 Sbd7 12.Sb3 Sb6 13.a3 Sc4 14.Sd2 Sxa3 Was für eine seltsame Karriere für diesen Springer? 15.Txa3 b4 16.Tb3 bxc3 17.Txc3 Dd7 18.Df2 0-0 19.Dg3 Tfc8 20.Txc8+ Txc8 21.Sc4 Dc7 22.Sd2 Db6 23.Dh3 e5 24.Dg3 Dc7 25.f5 d5 26.exd5 Lxd5 27.c3 Ld6 28.Dh4 Db7 29.Df2 [ Relativ besser war 29.Dh3 e4 30.Le2 e3 31.Sf3 Lc5 , doch Schwarz hält die Position im Griff.] 29...e4 30.Le2 e3 31.Dg1 exd2 32.Lxd2 Lc5 33.Tf2 Db6 34.Le1 Se4 35.Df1 Lxf2 36.Lxf2 Dxf2 37.Dd1 Sg3+ 0-1

 

   Derweil krönte die hochmotivierte Judith an Brett zwei ihre überragende Performance (fünf Siege, ein Remis) durch ihren vierten Schwarzsieg! Mit Karin Chin hatte sie ohnehin ein Hühnchen zu rupfen, unterlag sie doch bei der Norddeutschen Mannschaftsmeisterschaft im August. Noch immer gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe und in einen dicken Schal gehüllt, wickelte sie konsequent ins Endspiel ab, nachdem die Hamburger Gastspielerin von SC Diogenes einen Springer von seinem "Hinterland" abschnitt.

 










Chin,K (1775) - Hoenecke,J (1779) [B84]
DVM U20w Ditzingen (7.2), 30.12.2003

1.e4 c5 2.Sc3 d6 3.Sf3 e6 4.d4 cxd4 5.Sxd4 a6 6.Le2 Le7 7.0-0 Dc7 8.Le3 Sf6 9.f4 Sbd7 10.De1 b5 11.a3 Lb7 12.Dg3 0-0 13.Ld3 Sb6 14.Kh1 Sc4 15.Lc1 Tac8 16.Dh3 Db6 [ Doch nicht der gleiche Gedanke, wie bei der Freundin zwei Bretter weiter. Der Springer muss nicht auf a3 geopfert werden: 16...Sxa3 17.Txa3 b4 18.e5 dxe5 19.fxe5 Dxe5 20.Tb3 Tfd8 21.Sde2 a5 ] 17.Sde2 e5 18.Sg3 g6 19.fxe5 dxe5 20.Sd1 Sd6 21.Le3 Dc7 22.Sf2 Tfd8 23.Lg5 Sde8 24.Sg4 Sxg4 25.Dxg4 Sg7 26.Lf6 Lxf6 27.Txf6 Td6 28.Taf1 Txf6 29.Txf6 De7 30.Tf1 h5 31.De2 Noch eine Duplizität mit der Partie an Brett vier. Auch hier stellt die Hamburgerin in Zeitnot die Dame so ungünstig, dass die Leichtfigur kein Rückzugsfeld hat. 31...h4 32.Sf5 gxf5 33.exf5 Df6 34.Le4 Lxe4 35.Dxe4 Td8 36.Df3 Dxf5 37.Dxf5 Sxf5 38.Kg1 Se3 39.Te1 Td1 40.Txd1 Sxd1 41.b3 Se3 42.c3 Kg7 0-1

 

   Nun konnte schon gejubelt werden, denn Wadgassen-Differten gab schon früh am Spitzenbrett einen halben Punkt ab und Brett zwei stand zunehmend schlechter. Thea-Lina schaffte es in Zeitnot leider nicht, ihren feinen Angriff mit einem forcierten Matt zu einem logischen Ende zu führen. Erst mit der Zeitkontrolle informierte man das Nervenbündel, dass das Remis reicht, um letztlich mit 1,5 Brettpunkten Vorsprung ins Ziel zu kommen. Johanneum Eppendorf blieb - wie im Vorjahr - nur der undankbare vierte Platz.

 










Mueller,T (1737) - Schmidt,J (1699) [C02]
DVM U20w Ditzingen (7.3), 30.12.2003

1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Sc6 5.Sf3 Db6 6.Le2 cxd4 7.cxd4 f6 8.exf6 Sxf6 9.0-0 Ld6 10.Sc3 a6 11.Sa4 Da7 12.Le3 0-0 13.Tc1 Se7 14.Db3 Tb8 15.Sc5 b6 16.Sd3 Ld7 17.Lf4 Lxf4 18.Sxf4 Se4 19.Sd3 Sc6 20.Dd1 Sa5 21.Sde5 b5 22.b3 Tbc8 23.Dd3 Txc1 24.Txc1 Le8 25.Tc8 Db7 26.Tc1 Sc6 27.Sxc6 Lxc6 28.Tf1 Tc8 29.Se5 Le8 30.Lg4 Lf7 31.Dh3 Tc3 32.f3 Sg5 33.Dh4 h6 34.f4 Se4 35.f5 exf5 36.Lxf5 Le8 37.Le6+ Kh8 38.Tf8+ Kh7 39.Lf5+? [ Verpasst ein schickes Finale mit 39.Lg8+ Kh8 40.Sg6+ Lxg6 41.Lf7+ Kh7 42.Th8+ Kxh8 43.Dd8+ Kh7 44.Dg8# ] 39...g6 40.Lxe4 dxe4 41.Df4? [ Der Gewinn lag in 41.Sg4 Tc1+ ( oder 41...h5 42.Dg5! ) 42.Kf2 e3+ 43.Kxe3 Tc3+ 44.Kd2 Dxg2+ 45.Tf2 ] 41...e3 1/2-1/2

 

 

SV Glück auf Rüdersdorf - Deutscher Vereinsmannschaftsmeister U20w

SV Glück auf Rüdersdorf - Deutscher Vereinsmannschaftsmeister U20w (von links) Andreas Ryba (Leiter Schachabteilung TSF Ditzingen), Veronika Kind, Judith Hönecke, Jennifer Sdunzik, Thea-Lina Müller, Nadine Busse, Ina Rotenberg (Schiedsrichterin U20w) Foto: Veranstalter / TSF Ditzingen

 

   Die Heimfahrt gestaltete sich entsprechend ausgelassen. Aber wie immer bei Siegern: "Wir hatten es irgendwie gar nicht richtig wahrgenommen, so als ständen wir völlig neben der Spur", meinte Nadine kurz vor Sylvester. In 2004 ist man nun in der Pflicht. Da kann ein paar Schachbücher studieren gar nicht schaden. Aber als neue Rezensentinnen der Rochade-Kuppenheim-Homepage (Rubrik Test) wurde da schon vorgesorgt.

 

Einzelergebnisse

 

Veronika Kind 2,0

/ 6

Judith Hönecke 5,5

/ 6

Jennifer Sdunzik 2,5

/ 5

Thea-Lina Müller 4,0

/ 6

Nadine Busse 5,0

/ 5

 

Tabelle

1.

Glück auf Rüdersdorf

11

(19,0)

2.

Wadgassen-Differten

11

(17,5)

3.

Leipzig-Gohlis

10

(18,0)

4.

Johanneum Eppendorf

9

(17,5)

5.

Hamburger SK 1830

8

(16,5)

6.

König Tegel

8

(15,5)

7.

SV Wolfbusch

8

(14,0)

(13 Mannschaften, in Klammern Brettpunkte)

 

 

Rüdersdorfer Schach-Girls

Als erstes nationales Fachmagazin lässt Schachmagazin 64 die Deutschen Vereinsjugendmeisterschaften des Jahresendes 2003 Revue passieren. In der Nummer 1/2004 schmücken die Rüdersdorfer U20w-Meister die Frontseite. Sicher unterstricht dies den traditionellen Anspruch der Zeitschrift, überregional und international von Erfolgen in der Jugendarbeit zu berichten. Hoffen wir weiterhin auf abwechslungsreiche Nachwuchsförderung allerorten.


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