Seitensprünge beim SchnellschachBilanz der Weltmeister vor Chess Classic Mainz ist fast ausgeglichenvon Harald Fietz, Juni 2001 |
Erstmals seit ihren Titelgewinnen werden sich die beiden Weltmeister Viswanathan Anand und Wladimir Kramnik in einer Serie von Partien in die Augen schauen. In dem auf zehn Schnellschach-Partien angesetzten Match, welches durch den neuen Hauptsponsor der Chess Classic Mainz, der Landesbank Rheinland-Pfalz, finanziert wird, steht einiges an Renommee auf dem Spiel. Vom 26. Juni bis 1. Juli fiebern die Schachliebhaber weltweit mit, wenn in der Rheingoldhalle die Anspannung den Puls nach oben treibt. Hier soll in einer Bilanz offen gelegt werden, welche Vorlieben und Schwächen in den bisherigen Duellen zu identifizieren sind.
Als sich am 18. Mai 1989 der 13-jährige Sowjetjunge Wladimir Kramnik und der 19-jährige Inder Viswanathan Anand in der dritten Runde des GMA-Open in Moskau gegenübersaßen, rumorte es draußen in den Ländern Mittel- und Osteuropas. Drinnen auf den sonnendurchfluteten Fluren des Izmailovo Hotels reihte sich ein Brett an das andere und die Schachmeister spielten um die Berechtigung, an einer prosperierenden Zukunft teilhaben zu dürfen. In diesem zweiten von drei Open sollten - den demokratischen Grundsätzen der Grandmaster Association gemäß - auch die zweite Reihe der besten Spieler die Möglichkeit erhalten, sich für den zweiten Zyklus der Weltcup-Turniere zu qualifizieren.
Braingames-Weltmeister Wladimir Kramnik
An einen Brett in den hinteren Regionen trafen die Nachwuchshoffnung von der Schwarzmeerküste und der Juniorenweltmeister des Jahres 1987 aufeinander. Eine italienischen Partie dauerte nur 19 Züge. Sicher eher ein Erfolg für den Jüngeren, der im Januar 1989 erstmals mit 17 ausgewerteten Spielen und einer Elo-Zahl von 2490 in der Weltrangliste auftauchte. Im selben Monat hatte der sechs Jahre ältere Großmeister mit einer Wertungszahl von 2525 erstmals zusammen mit Predrag Nikolic, Zoltan Ribli und Gyula Sax mit 7,5/13 den Sieg in Wijk aan Zee geteilt.
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Kramnik,W (2490) - Anand,V (2525) [C54]
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Neun Jahre später standen
die jugendlichen Kontrahenten nach 8,5/13 in dem kleinen niederländischen
Küstenort gemeinsam auf dem Siegertreppchen. Das Kurzremis im Frühling
1989 sollte für längere Zeit die einzige Begegnung der beiden aktuellen
Weltmeister bleiben. Kramnik platzierte sich damals mit 4,5/9 und Platz 67
im Mittelfeld, und Anand verzeichnete eines seiner schlechtesten
Turnierergebnisse, da er mit 3,5 Punkten abgeschlagen Platz 114 unter 127
Teilnehmern einnahm.
FIDE-Weltmeister Viswanathan Anand
Seinen stetigen Aufstieg verhinderte dieser Ausrutscher jedoch nicht. Mitte 1990 durchbrach der aus der Kaste der Brahmanen stammende Jungstar aus der Vier-Millionen-Metropole Madras die damalige Schallmauer" von 2600 Elo und qualifizierte sich kurz darauf im Interzonenturnier von Manila für die Kandidatenwettkämpfe. Der erste Anlauf auf die höchste Schachkrone endete 1991 aber bereits im Viertelfinale. Nach einem Matchsieg gegen den zu jener Zeit unter den UdSSR-Junioren hoch gehandelten Alexej Drejew folgte eine knappe Niederlage gegen Anatoli Karpow.
Wladimir Kramnik betrat dagegen erst 1992 das internationale Parkett. Noch ein Jahr zuvor hatte ihm das mächtige Sportkomitee im untergehenden Gorbatschow-Staat mit der Begründung, dass zwei Turnierpartien pro Tag für einen Heranwachsenden zu schädlich seien", die Teilnahme am New York Open verwehrt, nachdem er Anfang 1991 als jüngster Spieler zusammen mit Ildar Ibragimow und Alexej Charlow mit 8/13 das legendäre U26-Turnier der Jungen Meister" gewonnen hatte, welches als Feuerprobe für staatliche Förderung und Auslandseinsätze galt. Doch der Einfluss der bürokratischen Kräfte schwand, und 1992 bildeten zwei Co-Siege bei den Open im Januar in Gausdal und im Mai in Dortmund die Aufwärmphase für den internationalen Durchbruch. Bei der Olympiade im Juni in Manila holte Kramnik als erstes Reservebrett 8,5/9 und katapultierte sich am dritten Brett hinter Garri Kasparow und Jewgeni Barejew bei der Mannschafts-Europameisterschaft im November in Debrecen mit 6/7 endgültig ins Rampenlicht.
Im Januar 1993 verzeichnete der Weltschachverband den etablierten Inder, der heute in einem Vorort von Madrid wohnt, bei einem Wert von 2710. Der jetzt in Moskau lebende Russen - nunmehr mit Großmeistertitel versehen - stand bei 2685 Elo. Noch ein halbes Jahr zuvor konnte sich der kometenhafte Aufsteiger mit 2625 Elo als stärkster Fide-Meister aller Zeiten bezeichnen; den Titel Internationaler Meister übersprang das seither als Top-Ten-Spieler geführte Ass einfach. Die Laufbahnen der beiden heute neben Kasparow besten Spieler des Planeten hatten die gleiche Richtung eingeschlagen. Das Kräftemessen konnte in allen Disziplinen des Schachsports beginnen: in der klassischen Form, dem Schnellschach und einigem Blitz- und Blindgezocke.
Nach der Jugendbegegnung gab es im klassischen Turnierschach seit 1993 31 Partien zwischen den Spielern, denen Garri Kasparow nach seiner Abtrünnigkeit vom Weltschachverband als einzigen einen WM-Kampf gewährte. Nach Siegen hat Kramnik mit 4:3 entschiedenen Partien knapp die Nase vorne. Drei dieser Begegnungen fanden um die erste Zeitkontrolle eine Entscheidung, zwei überdauerten eine zweite Zeitkontrolle und im Frühjahr 1996 gönnte sich jeder einen Sieg mit mehr als 100 Zügen. Dies bedeutet einen Durchschnitt von 66 Zügen, wenn der volle Punkt anvisiert wurde.
In 18 der 32 Spiele wurden 30 oder weniger Züge notiert; die Hälfte davon sogar 20 oder weniger Züge. 12 Mal führte Anand die weißen Steine, 20 Mal war es Kramnik. In klassischen Turnierpartien eröffnete Anand ausschließlich mit 1.e4. Kramnik blieb seinem Standard-Repertoire treu, das heißt Sizilianisch mit Sweschnikow und Richter-Rauser im Wechsel bzw. Russisch, um auf Nummer sicher zu gehen - keines der drei Russisch-Unentschieden dauerte länger als 27 Züge. Nur in ihrer ersten Begegnung mit dieser Eröffnung überspannte der Russe mit einem Läuferopfer auf f2 den Bogen. Bemerkenswert ist, dass keine der 12 Partien, in denen Anand die weißen Steine führte, mehr als 40 Züge dauerte.
Führte Kramnik den ersten Zug aus, dann fiel die Wahl - außer beim Ausrutscher" 1989 - entweder auf 1.d4 (7x) oder 1.Sf3 (12x). Einmal - in Amsterdam 1996 - überführte er in einen beschleunigten Drachen und kassierte prompt die erste Niederlage in der längsten zwischen ihnen jemals gespielten Partie. Gegen den Weiß-Spieler Kramnik variiert Anand in der Verteidigung. So standen bereits Nimzo-Indisch, Damenindisch, Grünfeld-Indisch, Slawisch, Tarrasch-Verteidigung und Ragosin-System im Damengambit, angenommenes Damengambit und verschiedene englische Systeme auf dem Programm. Trotz der Vielfalt an Eröffnungssystemen einigte man sich in mehr als einem Drittel der Partien, in denen Kramnik den Anzug hatte, schon nach 20 oder weniger Zügen auf Remis. Dies war nur einmal der Fall, als Anand begann.
Gingen Partien über die 40-Züge-Grenze bevorzugten beide dynamische Figurenkonstellationen mit Schwer- und Leichtfiguren. Nur eine Partie (Wijk aan Zee 2000) endete in einem Turmendspiel, was allerdings bald Remis gegeben wurde.
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Anand,V (2769) - Kramnik,W (2758) [B66]
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In den letzten zehn Partien seit 1999 ist der russische Tennisfan bei acht Unentschieden mit zwei Erfolgen im Vorteil.
Kramnik |
- |
Anand |
Moskau |
1989 |
½:½ |
19 |
C54 |
Kramnik |
- |
Anand |
Linares |
1993 |
½:½ |
23 |
E12 |
Kramnik |
- |
Anand |
Amsterdam |
1993 |
½:½ |
40 |
A17 |
Anand |
- |
Kramnik |
Amsterdam |
1993 |
½:½ |
27 |
B66 |
Anand |
- |
Kramnik |
Madrid |
1993 |
½:½ |
35 |
B32 |
Kramnik |
- |
Anand |
Groningen |
1993 |
½:½ |
11 |
D14 |
Kramnik |
- |
Anand |
Linares |
1994 |
½:½ |
17 |
D41 |
Anand |
- |
Kramnik |
Riga |
1995 |
½:½ |
41 |
D85 |
Kramnik |
- |
Anand |
Amsterdam |
1996 |
0:1 |
108 |
B36 |
Kramnik |
- |
Anand |
Dos Hermanas |
1996 |
1:0 |
101 |
D85 |
Anand |
- |
Kramnik |
Dortmund |
1996 |
½:½ |
16 |
B31 |
Anand |
- |
Kramnik |
Las Palmas |
1996 |
½:½ |
20 |
B65 |
Kramnik |
- |
Anand |
Las Palmas |
1996 |
1:0 |
41 |
A30 |
Kramnik |
- |
Anand |
Linares |
1997 |
½:½ |
14 |
D39 |
Kramnik |
- |
Anand |
Dos Hermanas |
1997 |
½:½ |
41 |
D39 |
Anand |
- |
Kramnik |
Dortmund |
1997 |
½:½ |
24 |
B33 |
Kramnik |
- |
Anand |
Belgrad |
1997 |
0:1 |
42 |
D43 |
Anand |
- |
Kramnik |
Wijk aan Zee |
1998 |
½:½ |
30 |
B33 |
Anand |
- |
Kramnik |
Linares |
1998 |
½:½ |
28 |
B33 |
Kramnik |
- |
Anand |
Linares |
1998 |
½:½ |
34 |
E32 |
Kramnik |
- |
Anand |
Dortmund |
1998 |
½:½ |
20 |
A17 |
Anand |
- |
Kramnik |
Tilburg |
1998 |
1:0 |
35 |
C42 |
Anand |
- |
Kramnik |
Wijk aan Zee |
1999 |
½:½ |
27 |
C42 |
Kramnik |
- |
Anand |
Linares |
1999 |
½:½ |
19 |
D21 |
Anand |
- |
Kramnik |
Linares |
1999 |
½:½ |
21 |
C42 |
Kramnik |
- |
Anand |
Dos Hermanas |
1999 |
1:0 |
70 |
D21 |
Kramnik |
- |
Anand |
Dortmund |
1999 |
½:½ |
18 |
E37 |
Anand |
- |
Kramnik |
Wijk aan Zee |
2000 |
½:½ |
40 |
B66 |
Kramnik |
- |
Anand |
Linares |
2000 |
½:½ |
20 |
D18 |
Anand |
- |
Kramnik |
Linares |
2000 |
½:½ |
25 |
C42 |
Kramnik |
- |
Anand |
Dortmund |
2000 |
1:0 |
65 |
A17 |
Kramnik |
- |
Anand |
Wijk aan Zee |
2001 |
½:½ |
35 |
E55 |
Völlig anders als in der klassischen Arena sieht die Bilanz im Schnellschach aus, der Schachsparte, in der es eine fließende Grenze zwischen seriösem Anspruch und abgefeimter Tolldreistigkeit gibt. Spieler sind eher geneigt, ein Feuerwerk abzubrennen, oder wie Kramnik es einmal ausdrückte: Du zeigst deine Ideen, du spielst mit Ideen." Das Kokettieren mit der Grenze zwischen sicherem Weg und Abgrund bildet den Reiz, um sich auf unbekannte Pfade zu begeben auf der Suche nach dem eigenen Vergnügen, wie dem der vielen Zuschauer, die die Chess Classic stets anlocken.
In 26 Vergleichen gelang Kramnik nur in der ersten Partie 1994 ein Sieg. Danach gab es bei fünf Siegen des Fide-Weltmeisters 20 Remis. Die Farbverteilung war gleichgewichtig.
Bei der Eröffnungswahl zeigte sich mit Kramnik als Weiß-Spieler das gleiche Muster wie in den Turnierpartien mit üblicher Bedenkzeit: Anand probierte die gleiche Palette von Eröffnungssystemen. Die Bilanz ist ausgeglichen. Mit den weißen Steinen war Anand wesentlich erfolgreicher, denn vier der 13 Weiß-Partien entschied er zu seinen Gunsten. Experimentierfreudig geht es dabei zu: Anand brachte schon mal 1.d4 aufs Brett, und Kramnik wagte sich an die Moderne Eröffnung, die er in seiner internationalen Laufbahn nur noch einmal wählte. Schnellschach verlockt eben dazu, auch einmal einen Seitensprung zu wagen.
In den Endspielen ging es dagegen häufiger auf Lehrbuchpfaden entlang: Fünf Turmendspiele und jeweils ein Damen- bzw. Läuferendspiele mündeten allesamt in eine Punkteteilung. Im Schnellschach wird grundsätzlich länger versucht, eine Stellung auszureizen: Zehn der 26 Partien überschritten 40 Züge. Doch auch Katastrophen passierten: Beim ersten Amber-Aufeinandertreffen 1994 vergeigte Anand die Eröffnung, wofür er sich 1999 bei den Frankfurt Chess Classic mit einem hausgemachten Eröffnungskracher revanchierte.
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Anand,V (2781) - Kramnik,W (2751) [C42]
|
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
1994 |
Amber |
1:0 |
26 |
A33 |
Anand |
- |
Kramnik |
Moskau |
1994 |
Intel / PCA |
½:½ |
71 |
B31 |
Anand |
- |
Kramnik |
Moskau |
1994 |
Intel / PCA |
½:½ |
57 |
B33 |
Kramnik |
- |
Anand |
Moskau |
1994 |
Intel / PCA |
½:½ |
17 |
B36 |
Kramnik |
- |
Anand |
Moskau |
1994 |
Intel / PCA |
0:1 |
52 |
A04 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
1995 |
Amber |
1:0 |
42 |
B08 |
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
1996 |
Amber |
½:½ |
19 |
A17 |
Anand |
- |
Kramnik |
Köln |
1996 |
TV-WDR |
½:½ |
29 |
D56 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
1997 |
Amber |
1:0 |
45 |
D38 |
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
1998 |
Amber |
½:½ |
23 |
D85 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic |
½:½ |
20 |
E34 |
Anand |
- |
Kramnik |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic |
½:½ |
36 |
C42 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic |
½:½ |
33 |
A35 |
Anand |
- |
Kramnik |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic |
½:½ |
22 |
C42 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic |
½:½ |
44 |
A17 |
Anand |
- |
Kramnik |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic |
½:½ |
59 |
C59 |
Anand |
- |
Kramnik |
Villarroblerdo |
1998 |
|
1:0 |
37 |
B31 |
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
1999 |
Amber |
½:½ |
54 |
D27 |
Anand |
- |
Kramnik |
Frankfurt |
1999 |
Chess Classic |
½:½ |
19 |
C42 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
1999 |
Chess Classic |
½:½ |
49 |
E34 |
Anand |
- |
Kramnik |
Frankfurt |
1999 |
Chess Classic |
1:0 |
27 |
C42 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
1999 |
Chess Classic |
½:½ |
34 |
E16 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
2000 |
Amber |
½:½ |
38 |
B33 |
Anand |
- |
Kramnik |
Frankfurt |
2000 |
Chess Classic |
½:½ |
25 |
B33 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
2000 |
Chess Classic |
½:½ |
39 |
D12 |
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
2001 |
Amber |
½:½ |
76 |
D27 |
In fünf Blitzpartien gewann jeder einmal. Beim Blindschach behielt Kramnik bis dato mit 3:2 die Oberhand. Bei den Eröffnungen wagte man sich auch hie und da an etwas Neues" wie Katalanisch, aber auch in den gewohnten Bahnen ging es drunter und drüber.
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Anand,V (2781) - Kramnik,W (2751) [B56]
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Kramnik |
- |
Anand |
München |
1994 |
Intel-Blitz |
1:0 |
60 |
B33 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
1994 |
Amber (Blind) |
1:0 |
50 |
B33 |
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
1995 |
Amber (Blind) |
½:½ |
51 |
D41 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
1996 |
Amber (Blind) |
0:1 |
40 |
B66 |
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
1997 |
Amber (Blind) |
0:1 |
29 |
D27 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
1998 |
Amber (Blind) |
½:½ |
67 |
B31 |
Anand |
- |
Kramnik |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic (Blitz) |
½:½ |
40 |
E04 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic (Blitz) |
½:½ |
38 |
E34 |
Kramnik |
- |
Anand |
Frankfurt |
1998 |
Chess Classic (Blitz) |
0:1 |
37 |
A35 |
Kramnik |
- |
Anand |
Wijk aan Zee |
1999 |
Hoogovens (Blitz) |
½:½ |
29 |
E06 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
1999 |
Amber (Blind) |
0:1 |
24 |
B56 |
Kramnik |
- |
Anand |
Monaco |
2000 |
Amber (Blind) |
1:0 |
32 |
D43 |
Anand |
- |
Kramnik |
Monaco |
2001 |
Amber (Blind) |
½:½ |
24 |
D56 |
In der Gesamtbilanz liegt Anand mit 36,5:34,5 in Front, was insbesondere auf seine Dominanz beim Schnellschach zurückzuführen ist. Und genau hier messen sich die hartnäckigsten Verfolger des Weltranglistenersten, die sich beide an der 2800-Elo-Marke eingenistet haben. Dieses derzeit ultimative Kriterium der absoluten Extraklasse wird aber nicht in Mainz auf dem Spiel stehen. Hier geht es um eine Standortbestimmung. Zehn Partien geben - ähnlich wie beim Match Kramnik gegen Leko im Januar 2001 in Budapest - ausreichend Gelegenheit, das momentane Kräfteverhältnisse zu zeigen.
Schnellschach ist ein attraktives, allseits akzeptiertes Turnierformat in der Schachszene. Die Weltbesten wissen, dass sie den Anspruch zu erfüllen haben, hier ihre Konkurrenzfähigkeit zu beweisen. Die zweite Junihälfte für die Chess Classic ist ein fester Termin in der Jahresplanung der Großmeister der Extraklasse. Insbesondere die Weltmeister können sich dieser Leistungsshow nicht verschließen. Denn gerade sie tragen - auch in einer gespaltenen Schachwelt - die Bürde, in exponierter Stellung Trendsetter der Schachkultur und der Eröffnungsmoden zu sein. Inmitten der Ränkespiele der Verbände, Sponsoren und Vermarkter müssen Anand und Kramnik sich positionieren, um ihr Gewicht für Vereinigungsbestrebungen zu wahren.
Wird Kramnik versuchen, die Berliner Mauer aufzubauen und die jüngste Beschädigung" beseitigen? Wird Anand eine Überraschung gegen das sizilianische und russische Repertoire des Russen präsentieren? Oder hat er - wie bei jeder Chess Classic - an einigen Eröffnungssystemen gefeilt, die den Gegner überraschen? Mag es in Funktionärskreisen rumoren und draußen das Tauziehen um die Machtpositionen weitergeht, drinnen schauen sich zwei Weltmeister in die Augen, die wissen, dass ihre Reputation bei den Schachfans auf dem Spiel steht.
zum Nachspielen online zum Download (pgn)