Verkehrte Welt im Duell um die
deutsche Schach-Meisterschaft: Mit einem Rumpfteam ertrotzte der SC Baden-Oos
im Bundesliga-Spitzenspiel gegen die SG Köln-Porz ein 4:4 - um dann
im Stichkampf der punktgleichen Rivalen mit allen Stars gegen einen
ersatzgeschwächten Gegner aus der Domstadt 3,5:4,5 zu verlieren! "Die
hatten beim ersten Mal so viel Glück, dass man es sich kaum vorstellen
kann. Irgendwann kommt das Glück eben wieder als Ausgleich zurück",
jubilierte Wilfried Hilgert, mit dessen Geld Porz zum zehnten Mal deutscher
Meister wurde.
Der Bundesliga-Rekordchampion und
13fache Vizemeister, der in den vergangenen drei Jahren jeweils Lübeck
den Vortritt lassen musste, trat am vergangenen Sonntag ohne Curt Hansen
und Alexander Beljawski an, weil die beiden Topscorer ihre Sonntags-Partie
beim Sigeman-Turnier in Skandinavien nicht auf den spielfreien Mittwoch hatten
vorziehen dürfen. Bei Baden-Oos erwies es sich als Manko, dass Philipp
Schlosser wegen einer Grippe passen musste und Ersatzmann Rainer Buhmann
Rafael Waganjan unterlag.
Schlimmer jedoch war, dass mit
Alexej Schirow eines der vier Trumpfasse, die im ersten Match fehlten, nicht
stach. "Seine Bilanz gegen Loek van Wely stand doch vorher bei etwa 25:0",
scherzte Viswanathan Anand, der am Spitzenbrett sein Soll mit dem Sieg über
Christopher Lutz gewohnt souverän erfüllt hatte. Der zweite Ooser
Sieg durch Francisco Vallejo Pons und die Remis von Peter Swidler, Robert
Hübner und Ludger Keitlinghaus reichten nicht, weil Schirow einmal mehr
eine Gewinnstellung überzog. Ein Remis zum 4:4 hätte den Gastgebern
dank der Erfolge an den vorderen Brettern bereits zum Titelgewinn gereicht.
Ausgerechnet Rustem Dautov kassierte
im Stichkampf seine erste Saisonniederlage. Gegen den deutschen Einzelmeister
Alexander Graf, der unberechenbar spielt, kam der Nationalspieler gut aus
der Eröffnung. Ein schlechter Zug drehte jedoch das Blatt, und der Porzer
ließ sich den Vorteil nicht mehr nehmen.
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Alexander Graf |
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Rustem Dautov |
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Graf,A - Dautov,R [D15]
Bundesliga, 09.05.2004
1.d4
Sf6
2.c4
c6
3.Sc3
d5
4.Sf3
a6
5.cxd5 Der Auftakt
zu einer anspruchslosen Behandlung der Eröffnung von Weiß. [
5.c5 erfreute sich im
vergangenen Jahr der größten Beliebtheit im Spitzenschach.]
5...cxd5
6.Se5
Sc6
7.Lg5 Dort steht
der Läufer selten gut im Slawisch. [
7.Lf4 macht mehr Sinn,
wenn der Läufer schon gleich entwickelt werden soll. So befestigt er
den Springer auf e5 und wird nicht bei einem schwarzen Springerausfall nach
e4 zur Zielscheibe.]
7...Db6! Legt
sofort den Finger in die offene Wunde: den Punkt b2.
8.Sxc6
bxc6
9.Dd2
Tb8
10.b3 Muss schon
die Schwächung der schwarzen Felder zulassen.
10...e5 Im Nachhinein
war das Dautov zu forsch, und Graf hielt es gar für einen Fehler. Die
Stellung dürfte danach aber in etwa ausgeglichen sein. [
10...Se4
11.Sxe4
dxe4
12.Dc2
Lf5
13.Tc1
e5!
14.Dxc6+
Dxc6
15.Txc6
exd4
16.Txa6
Kd7
17.Ta7+
Ke6
18.Ta6+
Kd5
19.Ta5+
Ke6
20.Ta6+ ist auch remisig,
da Schwarz für den geopferten Bauern zu aktives Spiel erhält.;
Solide ist ebenso 10...e6
11.Lxf6
gxf6
12.e3
Lb4
13.Le2
c5 , das Dautov später
am besten gefiel.]
11.dxe5
Se4?! [
11...Sg4 stellt eine gute
Alternative dar! 12.e3
Da5
13.Tc1
La3
14.Td1 (
14.Tc2
Sxe5
15.Lf4
f6
16.Ld3 (
16.Le2?
Lf5 )
16...0-0
17.0-0
Tb7= )
14...Lb4
15.Tc1
La3 mit sofortigem
Friedensschluss.]
12.Sxe4
Lb4
13.Sc3
d4
14.Tc1
14...Lf5? [
14...h6?!
15.Lf4
Dc5
16.Dc2
Lxc3+
17.Ld2
Lxd2+
18.Dxd2
Dxe5
19.Txc6
Lb7
20.Tc4
Td8
21.e3
dxe3
22.Dxe3
Dxe3+
23.fxe3
0-0
24.Tc7
Le4
25.Tg1
Tc8
26.Txc8
Txc8
27.Lc4
a5
28.Ke2 mit Bauernplus
für den Anziehenden.;
14...Lxc3!
15.Txc3
dxc3
16.Dxc3
c5
17.Lf4 (
17.e4?
Dg6
18.Le3
Dxe4 )
17...0-0
18.e4
Ld7
19.Lc4
Dg6
20.0-0
Dxe4
21.De3
Dxe3
22.Lxe3
Lb5
23.Tc1
Tfc8 führt indes
zu einer ausgeglichenen Position.]
15.e4!
Lg6 Traurige Pflicht,
womit Schwarz ein wertvolles Tempo verschenkt hat. [
15...Lxe4? verbietet
sich wegen 16.Sxe4
Lxd2+
17.Lxd2
0-0
18.Sd6 und die drei Figuren
"beherrschen Ball und Gegner", wie man im Fußball so schön sagt.
Die Dame wäre chancenlos, wenn Weiß seine Entwicklung mit Lc4
und Rochade abgeschlossen hätte.]
16.Lc4 Damit gelangte
der Läufer mit freundlicher Unterstützung des Gegners rasch und
spielentscheidend auf sein Idealfeld.
16...h6
17.Lf4
dxc3 Auch nicht besser
als [ 17...Lxc3
18.Txc3
dxc3
19.Dxc3
Lxe4
20.0-0
0-0 (
20...Tb7?
21.Dg3
g6
22.e6
fxe6
23.Lxe6
Te7
24.Le5
Tf8
25.Lc4 führt
gleich zum Kollaps, weil gegen Ld6 kein Kraut mehr gewachsen ist. Der Turm
darf von e7 nicht weichen, ansonsten folgt Te1 mit Läuferfesselung.)
21.e6
fxe6
22.Lxe6+
Kh8
23.Lxb8
Dxb8
24.Lc4
Db6 mit deutlichem
weißen Übergewicht.]
18.De2
c2+?! [
18...Dd4
19.e6
0-0
20.0-0
Tbe8
21.Tfd1
Df6
22.exf7+
Lxf7
23.Lg3
a5 sieht etwas zäher
aus als die Partiefortsetzung, bei der Dautov mit zwei Bauern ins Hintertreffen
gerät.] 19.Kf1
Td8
20.f3
0-0
21.Txc2
Tfe8
22.g3
a5
23.Kg2
Dd4
24.Tcc1
Dd7
25.Thd1 Graf hat
seine Entwicklung abgeschlossen. Sein Vorteil ist nun eklatant, da der
Läufer auf g6 auch noch eingekerkert wurde.
25...De7
26.Txd8
Txd8
27.Td1
Txd1
28.Dxd1
Lh5
29.g4
g5
30.Lg3
Lg6
31.Dd3
Lc5
32.Dd2
Lb4
33.Dd4
Lc5
34.Dd3
Lb4
35.h3
Lc5
36.Dd2
Lb4
37.Dd4
Lc5
38.Dd3 Weiß
riskiert nichts bis zur Zeitkontrolle im 40. Zug.
38...Lb4
39.Kf1
Lc5
40.a4
Lb4
41.Dd4
Lc5
42.Db2
Lb4
43.Le1
Lxe1
44.Kxe1
Dc5
45.Kf1
De3
46.Kg2
Kh7
47.Df2
Dc3
48.e6
fxe6
49.Da7+
Kh8
50.Lxe6
Db2+
51.Df2
Dc3
52.Lc4
Kg7
53.h4
De5
54.Dd2
gxh4
55.Dd7+
Kf8
56.Dd8+
Le8
57.Dxh4
Kg7
58.Dh2
Db2+
59.Kh3
Dc3
60.Dc7+
Kh8
61.Df4
Kg7
62.e5 Die schwarze
Dame ist von der Verteidigung des eigenen Königs abgeschnitten. Das
simple Ende [ 62.e5
Db4
63.Df6+
Kh7
64.Ld3+
Kg8
65.Lf5
Db7
66.Le6+
Lf7
67.Dxf7+
Dxf7
68.Lxf7+
Kxf7
69.f4 ersparte sich
Dautov.] 1-0 |