Viswanathan Anand hat seine seit
zwei Jahren währende Ausnahmestellung in der Schachwelt bestätigt.
Der Spitzenspieler des SC Baden-Oos holte beide wichtigen Titel des deutschen
Schachsommers: Erst siegte er in Dortmund, dann landete der 34-Jährige
bei seinem Lieblingsturnier, den Chess Classic Mainz (CCM), seinen fünften
Erfolg in Serie! In den Annalen der inoffiziellen Schnellschach-WM wird der
"schnelle Brüter" aus Indien nun mit insgesamt sieben Erfolgen
geführt. Im diesjährigen Zweikampf war sein Bundesliga-Vereinskamerad
Alexej Schirow vergangene Woche relativ chancenlos.
Viswanathan Anand
Nach dem 5:3 für Anand gestand
der unterlegene "Hexer von Riga" in Anlehnung an einen Hit von Tina Turner:
"Vishy is simply the best!" Unbeabsichtigt erhob Organisator Hans-Walter
Schmitt Anand zum Überirdischen, als er ihm das siebte schwarze Jackett
für den Sieger überstreifte. Eigentlich wollte Schmitt seinen Freund
mit dem sechsfachen Tour-de-France-Gewinner, dem Rad-Heros Lance Armstrong,
vergleichen. Doch der CCM-Chef verhaspelte sich und machte daraus gleich
den "Neil Armstrong des Schachs". Anand musste breit grinsen ob der
Gleichstellung mit dem ersten Astronauten auf dem Mond.
In Dortmund ragte der "Tiger von
Madras" als einziger der Topleute heraus. Während in der anderen
Vorrundengruppe Weltmeister Wladimir Kramnik&Co. ein Remis nach dem anderen
produzierten, trumpfte Anand auf. Sehenswert war vor allem seine Partie gegen
den Aeroflot-Open-Gewinner Sergej Rublewski.
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Anand,V (2782) - Rublewski,S (2686) [B43]
Dortmund, Vorrunde GER (5), 26.07.2004
1.e4
c5
2.Sf3
e6
3.d4
cxd4
4.Sxd4
a6
5.Sc3
Dc7
6.Ld3
Sf6
7.0-0
Lc5 Schwarz will
den zentralisierten Springer aus seiner dominanten Stellung vertreiben.
8.Sb3 [
8.Le3
d6 bescherte Weiß
in zahlreichen Partien keinen Vorteil.]
8...Le7
9.Le3
d6
10.a4
b6
11.a5!N Dieser
logische Zug ist erstaunlicherweise eine Neuerung. Weiß versuchte an
dieser Stelle schon mehrere andere Fortsetzungen.
11...b5
12.Lb6
Dc6
13.f4
Sbd7
14.Sd4! Bereitet
ein Bauernopfer vor.
14...Db7
15.e5
15...dxe5
16.fxe5
Sxe5 [
16...Sxb6?
17.exf6
Lc5 (
17...Lxf6
18.Txf6!
gxf6
19.axb6
Dxb6
20.Lxb5+ verliert.)
18.Kh1
Lxd4
19.Le4
Sd5
20.Dxd4
Da7
21.Dd2
Sxf6
22.Dg5! Das ist noch
besser als der aber ebenfalls zum Sieg ausreichende Qualitätsgewinn
auf a8. 22...Sxe4
23.Sxe4
f6 (
23...0-0
24.Sf6+
Kh8
25.Ta3
Dd4
26.Th3
gxf6
27.Dh6 mit undeckbarem
Matt.) 24.Sd6+
Kd8
25.Dg3
Tg8
26.Tad1
Ld7
27.Txf6
gxf6
28.Dxg8+
Kc7
29.Dxh7
Td8
30.De7
Da8
31.Sf7 und Schwarz steht
hoffnungslos.]
17.Txf6
17...gxf6? [
17...Lxf6?
18.Le4
Db8
19.Sc6
Sxc6
20.Lxc6+
Kf8
21.Lc5+
Kg8
22.Se4 und der Nachziehende
wird der zahllosen Drohungen nicht mehr Herr. Der Läufer darf sich nicht
einmal auf b2 bedienen wegen Dd8 matt.;
17...Sxd3! ist der richtige
Zwischenzug, um den lästigen Läufer zu beseitigen. Nach
18.Txf7
Kxf7
19.Dxd3
Ld7
20.Tf1+ ist die Stellung
ungefähr im Gleichgewicht.]
18.Le4
Db8
19.Sc6
Sxc6
20.Lxc6+
Kf8
21.Df3!+/- In
Zusammenarbeit mit den prächtig stehenden Läufern gelangt Weiß
durch ein kurioses Damenmanöver mit Tempogewinn nach h6!
21...Ta7
22.De3!
Tc7
23.Df4!
Tb7 [ Indes verliert
23...e5?
24.Dh6+
Kg8
25.Sd5! ]
24.Dh6+
Kg8
25.Ld4
e5 [
25...Tc7 kontert Anand
mit 26.Ta3!+- , wonach
Schwarz in allen Fällen untergeht:
26...e5 (
26...b4
27.Sd5! ;
26...Lxa3
27.Lxf6 )
27.Sd5
Lf5
28.Lb6
Ta7 (
28...Txc6
29.Sxe7# ;
28...Lg6
29.Lxc7 )
29.Tg3+
Lg6
30.Kh1 und Rublewski
büßt in allen Varianten Material ein, da keine Figur mehr einen
vernünftigen Zug hat!]
26.Le3?! Die erste
Ungenauigkeit des Inders. Stärker ist [
26.Lf2!
Dc7 (
26...Dd6
27.Lxb7
Lxb7
28.Td1
De6 Verliert ebenso
wie ( 28...Dc6
29.Sd5
Dxd5
30.Txd5
Lxd5
31.Lh4 )
29.Td3 mit der finsteren
Absicht Tg3+.)
27.Lxb7
Lxb7
28.Td1+/- und Weiß
steht deutlich überlegen.]
26...Dd6
27.Lxb7
Lxb7
28.Td1
De6 Der weiße
Vorteil hat sich verflüchtigt, weil der Turm nun nicht mehr so leicht
über d3 nach g3 gelangt.
29.b4!?
Dg4!
30.Td2
30...Dxb4? Zu
gierig. [ 30...Dg6!
31.Dxg6+
hxg6
32.Td7
Lxb4
33.Sa2
Lxa5
34.Txb7
Th4 mit drei Bauern für
den Springer sollte zum Remis reichen.]
31.Se2!
f5? Das wird sofort
bestraft. [ 31...Dg4?
32.Sg3
Lc8
33.Sh5
Dg6
34.Td6 rettet nichts,
weil sich 34...Dxh6
35.Lxh6
Lxd6 wegen
36.Sxf6# verbietet.;
31...Le4
32.Sg3
Db1+
33.Kf2
Lg6
34.c3!
Lf8 (
34...Db3?
35.Td8+!
Lxd8
36.Lc5
Dc2+
37.Kg1
Db1+
38.Sf1 führt
zum Matt.)
35.Td8
Db2+
36.Kg1
Da3
37.Tc8 ist auch hoffnungslos
angesichts fehlender Befreiungsmöglichkeiten der schwarzen Figuren.]
32.Sg3!
f4 [
32...Dg4 wird mit
33.Sxf5!
Dxf5
34.Td8+!!
Lxd8
35.Lc5+- und erneutem
Matt auf f8 beantwortet.;
32...Dh4
33.Dxh4
Lxh4
34.Sxf5
Lf6
35.Td6 ist ebenfalls
aufgabereif.] 33.Sf5
Db1+
34.Kf2
fxe3+
35.Ke2! Rublewski
sind die sinnvollen Schachs ausgegangen, der Russe kann somit das baldige
Matt nicht mehr verhindern. 1-0 |