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Harakiri-Opfer Schirow erholt sich umgehend

"Hexer von Riga" trotz Schlappe gegen Carlsen Sieger in Drammen

von FM Hartmut Metz, 15. Januar 2005

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   Ausgerechnet der kleinste Teilnehmer hat Alexej Schirow mit seinen eigenen Waffen geschlagen: Im norwegischen Drammen übertölpelte der 14-jährige Magnus Carlsen in einer wilden Partie den Baden-Badener Bundesligaspieler mit einem Harakiri-Opfer. Der einzige Sieg für den jungen Lokalmatadoren, der zusammen mit der bulgarischen Weltmeisterin Antoaneta Stefanowa als Schlusslicht (beide 3:6 Punkte) Lehrgeld bezahlen musste. Das Harakiri-Opfer Schirow erholte sich jedoch umgehend von seiner einzigen Niederlage in der drittletzten Runde und schloss mit zwei Erfolgen zum führenden Dänen Peter Heine Nielsen (beide 6:3) auf. Nach Feinwertung ging Platz eins dabei sogar an Schirow.

 

Alexej Schirow

Alexej Schirow; Foto: Metz

 

   Der 32-Jährige fehlt heuer beim Topturnier im niederländischen Wijk aan Zee. Er kam damit genauso wenig zum Zuge wie Garri Kasparow. Der Weltranglistenerste aus Russland hatte die Einladung sausen lassen müssen, weil das WM-Match des Schach-Weltverbandes FIDE gegen Rustam Kasimdschanow für Januar angesetzt war – aber dann gewohnheitsmäßig bei der FIDE auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Somit sind in Wijk aan Zee ab heute alle Asse von Weltranglistenplatz zwei bis neun am Start, darunter Judit Polgar, die nach der Geburt ihres Sohnes im Sommer ein Comeback feiert.

   Titelverteidiger Viswanathan Anand gilt als erster Anwärter auf den Platz an der Sonne, dominierte der Inder doch 2004 fast alle Turniere nach Belieben. Aber der auf Position drei vorgerückte Bulgare Wesselin Topalow, der russische Weltmeister Wladimir Kramnik und sein nur knapp unterlegener Herausforderer Peter Leko (Ungarn) wollen auch ein Wörtchen um den Sieg mitreden.

   Neben Anand vertritt Peter Swidler die Farben des OSC Baden-Baden an der rauen Nordseeküste. Dass die Organisatoren in Wijk aan Zee diesmal auf Schirow verzichteten, kommt dem Vizemeister aus der Kurstadt zugute. So steht der „Hexer von Riga“ dem OSC wenigstens beim nächsten Bundesliga-Doppelspieltag zu Hause in zwei Wochen zur Verfügung. Der Tabellensiebte Hamburger SK (8:6 Punkte) kann die auf Rang zwei liegenden Baden-Badener (14:0) im Gegensatz zum tags darauf folgenden Schlusslicht Preetz (0:14) durchaus gefährden.

   Nachstehend Schirows brillanter Opferangriff in Norwegen gegen Viktor Kortschnoi.

 










Schirow,A (2726) - Kortschnoi,V (2601) [C02]
Smartfish Masters Drammen NOR (4), 30.12.2004

1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5 c5 4.c3 Db6 5.Sf3 Ld7 6.Le2 Sc6 7.0-0 cxd4 8.cxd4 Sge7 9.Sa3 Sf5 10.Sc2 h5 11.b3 a5 12.Lb2 Le7 13.Se3 Sxe3 14.fxe3 a4 15.Tb1 axb3 16.axb3 Ta2 17.Kh1 Sb4 18.Lc3 0-0 19.Sg1 h4 20.Sh3 Sc2 21.Ld2 Sa3 [21...Lb5 ist stärker, um den weißfeldrigen Läufer abzutauschen. Danach befindet sich Schwarz positionell etwas im Vorteil.] 22.Tc1 Tb2 Kortschnoi hat bis an diese Stelle sehr gut gespielt und sich einen leichten Vorteil erarbeitet. Der weiße b-Bauer ist schwach und ein Kind des Todes. 23.b4 Lxb4? Zu optimistisch vorgetragen von Kortschnoi. Dem Schweizer entging die lauernde Gefahr auf dem Königsflügel. [23...Lb5 vergrößert erneut den Vorteil. Vor allem beraubt der Läufertausch Schirow einer wichtigen Angriffsfigur - doch Kortschnoi ahnte ja nichts Böses ...] 24.Ld3!! Ein fantastischer Zug, der Kortschnoi entging. Schwarz kann nun zwei Läufer gewinnen - verliert jedoch seinen König. [Der Zwischenzug 24.Lxb4? stellt sich als Schnitzer heraus. Danach zieht Schwarz mittels 24...Dxb4 25.Ld3 Dd2 den Kopf aus der Schlinge.] 24...g6 [24...Txd2 verliert wegen 25.Dh5 f5 (25...g6 26.Lxg6 fxg6 27.Dxg6+ Kh8 28.Sg5 mit undeckbarem Matt.; 25...Txd3 26.Sg5 Tc8 27.Dxf7+ Kh8 28.Dh5+ Kg8 29.Dh7# ) 26.Sg5 Ta8 27.Df7+ Kh8 28.Tf4 und es ist aus.; 24...f5 erlaubt 25.exf6 Txf6 26.Dh5 Tf5 27.Sg5 Txd2 28.Txf5 exf5 29.Tc8+! Lxc8 30.De8+ Lf8 31.Df7+ Kh8 32.Dxf8# ; Und auch 24...Lb5 kommt zu spät: 25.Lxb4 Txb4 (25...Lxd3 26.Dxd3 Dxb4 27.Sg5 g6 28.Txf7! Txf7 29.Dxg6+ Tg7 30.Tc8+ Df8 31.Dxe6+ Tf7 32.Dxf7+ Kh8 33.Dh7# ) 26.Lh7+ Kxh7 27.Dh5+ Kg8 28.Sg5 Ld3 29.Dxf7+!! Txf7 30.Tc8+ Tf8 31.Tfxf8# ] 25.Dg4! Die Drohungen gegen den schwachen Punkt g6 sind nicht mehr zu parieren. [25.Dg4 Kg7 (25...Le8 26.Dxh4 f6 27.exf6 Lxd2 28.Sg5 Tf7 29.Sxf7 Lxf7 30.Dh6 Lxc1 31.Dg7# ; 25...Txd2 26.Lxg6 fxg6 27.Dxg6+ Kh8 28.Sg5 mit erneut undeckbarem Matt.) 26.Lxb4 Dxb4 27.Sf4 Dd2 28.Lxg6 fxg6 29.Dxg6+ Kh8 30.Dh6+ Kg8 31.Dg5+ Kh7 32.De7+ Kg8 33.Dxd7 und Schwarz kann aufgeben, weil 33...Txf4 (mit der Idee, auf g2 selbst ein Matt anzubringen) durch 34.Tc8+ Tf8 35.Tfxf8# gekontert wird.] 1-0

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