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Peter Leko "besonders glücklich"

Ungar nach Wijk aan Zee bei allen Grand-Slam-Turnieren siegreich

von FM Hartmut Metz, 12. Februar 2005

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Peter Leko

Peter Leko; Foto: Metz

 

   Bei der Weltmeisterschaft hat es Peter Leko nicht ganz geschafft, Wladimir Kramnik vom Thron zu stoßen. Im Herbst hatte der Ungar zwar den russischen Titelverteidiger am Rande der Niederlage - doch mit einem Sieg in der letzten Partie rettete Kramnik in der Schweiz ein 7:7. Allerdings konnte das Unentschieden nicht über die Formkrise des Weltmeisters hinwegtäuschen. Die manifestierte sich auch beim Topturnier in Wijk aan Zee. Mit 7:6 Punkten belegte ein wenig inspiriert wirkender Kramnik lediglich Rang vier zusammen mit Alexander Grischuk (Russland), Michael Adams (England) und Judit Polgar. Die Ausnahmespielerin aus Budapest war nach ihren Mutterfreuden im Sommer mit dem Comeback nach einem Jahr Pause "sehr zufrieden".

   Ganz anders Kramnik, der mit Weiß vom drittplatzierten Bulgaren Wesselin Topalow (7,5 Punkte) in nur 20 Zügen überfahren wurde. An der Spitze durfte sich Leko über zweierlei freuen: Zum einen beendete der 25-Jährige die Siegesserie des nicht nur in Wijk aan Zee dominierenden Inders Viswanathan Anand. Im direkten Duell hatte Leko den Spitzenspieler des OSC Baden-Baden schlagen und so mit 8,5 gegenüber 8 Punkten auf Platz zwei verweisen können. Zum anderen machte Leko an der niederländischen Küste seinen Schach-Grand-Slam perfekt: Als einer der wenigen Großmeister hat er seit 2002 jeweils einmal die drei alljährlichen Superturniere in Wijk aan Zee, Linares und Dortmund gewonnen. "Das macht mich besonders glücklich. Für den Gesamtsieg war es entscheidend, gegen Anand zu gewinnen", unterstrich Leko gegenüber dem "Schach-Magazin 64".

   Weiterer Lohn des Erfolgs: Leko sammelte genügend Weltranglistenpunkte, um auf Platz drei hinter Garri Kasparow und Anand zu rücken. Im Gegensatz zu den überflügelten Topalow und Kramnik scheint er als einziger in der Lage, auch gegen die beiden dominierenden Großmeister zu bestehen. Nachstehend Lekos schneller Sieg über den Kubaner Lazaro Bruzon, der mit seiner ausgeglichenen Bilanz von 6,5:6,5 Punkten einen überzeugenden Einstand bei den Topturnieren feierte.










Leko,P (2749) - Bruzon,L (2652) [C99]
Wijk aan Zee, Corus A Wijk aan Zee NED (11), 28.01.2005

1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 d6 8.c3 0-0 9.h3 Sa5 10.Lc2 c5 11.d4 Dc7 12.Sbd2 cxd4 13.cxd4 Ld7 14.Sf1 Tac8 15.Te2 [Gegen Nigel Short spielte Leko 2003 in Budapest 15.Se3 Sc6 16.d5 Sb4 17.Lb1 a5 18.a3 Sa6 19.b4 axb4 20.axb4 Db7 (20...Sxb4? verliert nach 21.Ld2 den Springer.) 21.Ld2 g6 und Weiß verfügt über gewissen Raumvorteil.] 15...Sc6 [Beim selben Turnier in Budapest zog Viktor Kortschnoi 15...Tfe8 16.Sg3 Ld8! 17.b3 Sc6 18.La3 Db8 19.Td2 exd4 20.Sxd4 Sxd4 21.Txd4 d5! und bekam sehr gutes Spiel nach seinem Bauernopfer. Wie die Partie gegen Short endete allerdings auch diese friedlich. ] 16.a3 exd4 17.Sxd4 Tfe8 18.Sg3 d5 19.Sxc6 [Bei 19.exd5? kämpft Weiß ums Überleben: 19...Sxd4 20.Dxd4 Lc5 21.Dc3 (21.Txe8+ Sxe8 22.Dd3 Lxf2+ 23.Kxf2 Dxc2+ 24.Dxc2 Txc2+ 25.Kf3 Sf6 26.Se2 Sxd5 27.Sd4 Tc4 28.Le3 Kf8 mit klar besseren schwarzen Aussichten.) 21...Txe2 22.Sxe2 Db6 23.Dd3 Lxf2+ 24.Kh1 g6 und der Anziehende steht unangenehm.] 19...Lxc6 20.e5 Se4 21.Lf4! Erst das ist die Neuerung. [21.Sxe4 dxe4 22.Lxe4 Ted8 23.Df1 (23.Db3 Lxe4 24.Txe4 Dc2 25.Dxc2 Txc2 26.Te1 Lc5 27.Le3 Lxe3 28.Txe3 Tdd2 29.Tf3 Txb2 30.Tc1 Tbc2 31.Txc2 Txc2 mündete in Orak - Rogic (Pula 2001) in ein Remisendspiel.) 23...Lxe4 24.Txe4 Dc2 25.Te2 bescherte Weiß in der Partie Martin Gonzalez - Hjartarson (Linares 1996) auch keinen Vorteil. Nach 25...Db3 nebst Td3 und Tcd8 muss er sogar um Ausgleich kämpfen.] 21...g5? Schwächt ohne Not die Königsstellung. [21...Sc5 22.Sf5 Se6 23.Lg3 Db6 gibt Weiß nur etwas Vorteil.] 22.Sf5! [Bruzon hatte vermutlich diesen Zug übersehen und nur mit 22.Sxe4 dxe4 23.Lg3 Db7 gerechnet, wonach die Königsschwächung weniger zum Tragen kommt.] 22...gxf4? Der nächste Fehler folgt sogleich. [22...Lf8 23.Lh2 ist auch nicht ersprießlich für Schwarz, aber immer noch besser als das folgende Abspiel.] 23.Txe4! Kh8 [23...Lf8 24.Txf4 Txe5 (24...Dxe5 25.Tg4+ Kh8 26.Dd3 Te6 27.Sd6 Droht sowohl ein Matt auf f7 wie h7! 27...Tg6 28.Sxf7+ Kg7 29.Sxe5 ) 25.Th4 Te6 26.Txh7! Kxh7 27.Dh5+ Kg8 28.Se7+ Kg7 (28...Dxe7 29.Dh7# ) 29.Dh7+ Kf6 30.Dh4+ Kg7 31.Dg4+ Tg6 32.Lxg6 Lxe7 33.Lf5+ Kf8 34.Lxc8 mit Qualitätsgewinn.; 23...dxe4 24.Dg4+ bereitet dem König auf g7 den Garaus.] 24.Te1 Ld7? Das verliert umgehend. Aber auch ansonsten hätte Bruzon einen schweren Stand gehabt: [24...Lf8 25.Dd4 Te6 26.Dxf4 Lb7 27.Sd4 Th6 28.Tac1 Dd7 29.Lf5 Txc1 30.Txc1 De7 31.e6! Dd6 (31...fxe6 32.Sxe6 Txe6 33.Lxe6 ) 32.Dxd6 Lxd6 33.e7 Lxe7 34.Tc7 Lf6 35.Sc2 La8 36.Tc8+ Kg7 37.Txa8 mit Mehrfigur.] 25.e6! Wegen der verheerenden Drohung Dd4+ gab der Kubaner auf. 1-0

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