"Kleinerer Harem" setzt sich durch18-jähriger Aserbaidschaner Radjabow triumphiert im Ordix Openvon FM Hartmut Metz, 27. August 2005 |
Teimour Radjabow
Der 18-jährige Teimour Radjabow hat bei den Chess Classic Mainz seine Klasse bewiesen: Der Aserbaidschaner, den viele Großmeister für einen der kommenden Weltmeister halten, gewann das Ordix Open in der Rheingoldhalle. Als einziger unter den 546 Teilnehmern, die einen neuen Rekord beim weltweit bedeutendsten offenen Schnellschach-Turnier markierten, kam Radjabow auf 9,5:1,5 Punkte. Selbst gegen den zweitplatzierten Levon Aronjan stand das Ausnahmetalent auf Gewinn, verpasste aber nach mehreren Fehlern den Durchmarsch.
Hinter dem Armenier Aronjan belegten in dem Weltklassefeld aus mehr als 30 Nationen Alexander Morosewitsch, Alexej Drejew, Alexander Grischuk (alle Russland), Pentela Harikrishna (Indien) und Gabriel Sargissian (alle 9:2) die Plätze. Bester Deutscher war Arkadij Naiditsch (8,5:2,5) auf Rang acht. Der 19-jährige Dortmund-Sieger zeigte damit, dass der Erfolg in seiner Heimatstadt keine Eintagsfliege war.
Mit schlechterer Wertung folgten Alexej Schirow (Spanien), der Katernberger Igor Glek (Russland) sowie die weiteren Weltklasseakteure Ivan Sokolov (Niederlande), Etienne Bacrot (Frankreich) und der zweitbeste Deutsche, Igor Khenkin (TV Tegernsee). Mit acht Punkten überzeugten überdies Rainer Buhmann vom OSC Baden-Baden, Lothar Vogt (SC Leipzig-Gohlis), Jörg Hickl (SV 1920 Hofheim) und Leonid Kritz (SF Katernberg). Knapp dahinter kam Europameister Liviu-Dieter Nisipeanu lediglich als 24. ein. Der Rumäne blieb als dritter Spieler neben Drejew und Sargissian ungeschlagen. Mit fünf Siegen und sechs Remis hatte Nisipeanu allerdings zwei Unentschieden mehr auf dem Konto.
Radjabow hätte sogar eine noch glänzendere Bilanz im Ordix Open erzielen können. Er überspielte in der sechsten Runde Aronjan völlig. Doch plötzlich verlor der 18-Jährige den Faden. Mit zwei Türmen und Läufer gegen Dame und Turm bekam der Weltranglistenneunte aus Berlin Gegenchancen und brachte Radjabow die einzige Niederlage bei. Ich spielte so gut bis ich die Mehrdame hatte und anfing, wie ein Patzer zu spielen, klagte der Unterlegene, wusste danach aber auch, dass ich nun alles gewinnen muss, um noch Erster zu werden.
Der frisch gebackene niederländische Mannschaftseuropameister Sokolov verpasste durch einen verschenkten Sieg in der Schlussrunde gegen Morosewitsch den Sprung auf Platz zwei. So kam er nur auf 8,5:2,5 Zähler. Besonders spektakulär und auch unnötig, wenn man die knappe Bedenkzeit außer Acht lässt, verlor der gebürtige Bosnier in Runde sieben gegen Hickl. Gleich fünf Damen befanden sich kurzzeitig auf dem Brett und der Hofheimer setzte sich mit seinem kleineren Harem durch!
Ein paar ausgewählte Partien aus dem Ordix-Open.