Wolfgang Unzicker der beste Schach-BotschafterRekordnationalspieler erliegt mit 80 Herzversagenvon FM Hartmut Metz, 6. Mai 2006 |
Das deutsche Schach trauert um seinen ersten bedeutenden Großmeister nach dem Zweiten Weltkrieg: Rekordnationalspieler Wolfgang Unzicker starb während seines Portugal-Urlaubs am 20. April an Herzversagen. Vergangenen Dienstag wurde der 80-Jährige in seiner Heimatstadt München im Kreise seiner Familie Gattin Freia, seinen drei Söhnen und deren Ehefrauen sowie drei Enkeln beigesetzt. Der Freistaat Bayern stellte für die Trauerfeier die Hofkirche der Münchner Residenz zur Verfügung.
Wolfgang Unzicker (1926-2006)
Der Präsident des Deutschen Schachbundes (DSB), Alfred Schlya, würdigte Unzicker als beliebten Großmeister und Sympathieträger. Der 386fache Nationalspieler prägte wie kaum ein anderer das deutsche Schach über viele Jahre und war neben seinen Erfolgen als mehrfacher deutscher Meister ein halbes Jahrhundert unter den stärksten und erfolgreichsten Spielern der Republik. Er wurde zu Recht vielfach ausgezeichnet, war Träger des Bundesverdienstkreuzes und des Silbernen Lorbeerblattes der Bundesrepublik Deutschland und der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Schachbundes. Schachfreund Unzicker war Ehrenmitglied des DSB und außerdem selbst ehrenamtlich als Bundesrechtsberater für den Dachverband tätig.
Von 1950 bis 1982 vertrat das Aushängeschild sein Land stets am ersten und zweiten Brett. Selbst im hohen Alter war die Schach-Legende aktiv; bis zum Jahr 2000 sogar noch in der ersten Bundesliga. Seinen ersten großen internationalen Erfolg feierte der gebürtige Pirmasenser 1946 in Augsburg. Zahlreiche Turniersiege folgten. Der Vorsitzende Richter am Verwaltungsgericht München hatte dennoch nie das Gefühl, ich sollte Schach-Profi werden: Mir schien es im Westen zu unsicher. Zweitens wollte ich mein Leben nicht nur dem Schach widmen.
Den Stellenwert des ehemaligen inoffiziellen Amateur-Weltmeisters bewies sein letztes Turnier, die Unzicker Gala 80: Bei den Chess Classic Mainz 2005 erwiesen die drei Legenden Anatoli Karpow, Boris Spasski und Viktor Kortschnoi dem Schachkolumnisten der Süddeutschen Zeitung die Ehre. Exweltmeister Spasski gab nach dem Jubiläumsturnier seiner Hoffnung den Ausdruck, auch einst noch an einer Unzicker Gala 100 mitwirken zu können. Dazu kommt es leider nicht mehr.
Für seine beste Partie hielt Unzicker den Sieg über den ehemaligen Weltmeister Michail Tal, der dem Rekordnationalspieler 1975 in Mailand gelang.
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Unzicker,Wolfgang (2535) - Tal,Michail (2645) [B43]
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