Allerlei zu Albins Gegengambit Einige Schachprodukte zur Eröffnung von Robert Miklos, Dezember 2003 Kommentare zur Rezension können im Schach-Forum präsentiert werden |
ChessBase 2003, ca.
20 Euro
CD-ROM ISBN 3-935602-81-2
Systemvoraussetzungen: Pentium-PC, 32 MB RAM, Win95/98/2000/ME/XP,
CD-Laufwerk
Sprache: Deutsch, Englisch
Bewertung des Rezensenten:
Zum ersten Mal auf Meisterebene spielte Adolf Albin beim Turnier in New York 1893 die Zugfolge 1.d4 d5 2.c4 e5 - gegen Emanuel Lasker, der ein Jahr später Weltmeister wurde. Heute ist das Gambit ein eher seltener Gast auf Meisterturnieren. Bei den "Amateuren" ist es eher beliebt; und es könnte noch beliebter werden, ChessBase hat nämlich eine CD dazu herausgebracht. Die CD hat die typischen Merkmale bisheriger ChessBase-Eröffnungs-CDs: Eine große Datenbank mit allen möglichen Partien, das entsprechende Eröffnungsbuch, eine Trainingsdatenbank zum interaktiven Training und den ChessBase-Reader light, eine abgespeckte Version der großen Schachdatenbank von ChessBase.
Der Autor ist der belgische FIDE-Meister Luc Henris. Er hat das Gambit laut Datenbank auch ein paar Mal selbst ausprobiert (laut MegaBase04 bevorzugt er neuerdings auf 1.d4 oder 1.c4 die Holländische Verteidigung 1..f5). Das Werk ist zweisprachig, Deutsch und Englisch, dabei ist das Deutsch ein bisschen holprig, der entsprechende Text auf Englisch ist besser.
Die große Datenbank hat 29 Datenbank-Texte, davon 4 mit allgemeinen Texten und 25 mit konkreten Zugfolgen, wobei die Analysen bis etwa Zug 10 gehen. Die Darstellung ist objektiv, ohne viele Erklärungen aber mit Stellungnahmen zur Güte der Züge. Für Schwarzspieler ist die Lektüre ernüchternd, Weiß steht zu oft besser. Außerdem stehen Weiß einige Zugumstellungen zur Verfügung, um Albin ganz zu entweichen. Mit Schwarz gerät man dank der heterogenen Rochaden oft schnell in einen vernichtenden Angriff, da macht es nur mit Weiß Spaß, die Stellungen mit einem Schachprogramm zu prüfen, taktisch ist ja einiges los.
Hier die bekannteste Kurzpartie zu Albins Gegengambit nach 4.e3? mit der berühmten Unterverwandlung in einen Springer, die die Partie sofort gewinnt:
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Caceres,J - Manzur,C [D08]
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Danach geht es mit 3607 Partien weiter. Bei den etwa 120 kommentierten Partien gibt es keine Wortkommentare, es sind nun mal taktische Stellungen, die mit Varianten besser beschrieben werden. Zum Vergleich: Zum ECO-Code D08/D09 sind 2396 Partien in der Mega03 und 2575 in der Mega04. Die Partien der Albin-Datenbank sind aber nicht besonders hochwertig, etliche Internet-Partien sind dabei, sie sind nicht editiert (es fehlen bei einigen Großmeistern (Krasenkow oder Morosewitsch - er hat das Gambit ein paar Mal gespielt) die Elozahlen - sogar der Name des Autors ist in 22 Partien mal Henris, Luc und mal Henris, L). Es sind auch etwa 500 Partien aus Fernschach-Begegnungen drin.
Es folgt ein Beispiel für die kommentierten Partien von der Albin-CD. Die Kommentare sind einigermaßen ausführlich und nonverbal. Mit einer aktuellen Schach-Engine dürfte man wohl ähnliche Ergebnisse erreichen.
Die Trainings-Datenbank ist quantitativ mager: 28 Trainings-Partien insgesamt, teilweise mehrere Fragen pro Partie, somit werden wenige Motive trainiert. Die Auswahl ist aber gut gelungen, die wenigen präsentierten Motive hat man dann schnell verinnerlicht.
Eine zweite Meinung: Rezension von Harald Fietz.
Schachverlag Kania
1998
ISBN 3-931192-08-3
156 Seiten, ca. 12 Euro
Sprache: Deutsch, Englisch
Bewertung des Rezensenten:
Die Albin-CD ist eher für Anfänger, für Profis und Halb-Profis dürfte das zweisprachige Kania-Buch interessant sein. Während es im Deutschen heißt: '... daß der rumänische Meister Adolf Albin "sein" Gambit ...', klingt die englische Version so: "that the Rumanian master Adolf Gambit introduced 'his' gambit ...". Ansonsten dürfte der Text fehlerfrei sein, er beschränkt sich ja auf die Einleitung, die Anmerkungen sind im Informator-Stil. Zu den ersten Zügen gibt es keine Stellungnahme bezüglich ihrer Güte und Spielbarkeit, auch ansonsten eher wenig Kommentare. Es präsentiert viele Partien, die in den Mega-Datenbanken von ChessBase nicht drin sind. Das Werk ist eindeutig ein Buch für Fortgeschrittene, laut Buch-Rückseite das "weltweit maßgebliche Theoriewerk für D08/D09" - stimmt wohl, es gibt nicht viel mehr. Es ist aber auch ein bisschen älter, wer ein aktuelles "Werk" zu Albin haben will: Ich empfehle ein aktuelles Schachprogramm, ein paar Stichproben mit Hiarcs9 haben ergeben, dass er die Züge und Einschätzungen aus dem Buch bestätigt oder sogar bei kleinen Details verbessert. Trotzdem sollten ambitionierte Schachspieler, bei denen Albins Gegengambit aufs Brett kommen könnte, das Kania-Buch kennen.
Zwei Partien aus dem Kania-Buch, mit Analysen von Hiarcs9 auf einem Athlon 1,4 GHz und 256 MB Hashtables, um das "Schach-Verständnis" der heutigen Schachmotoren zu untersuchen:
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Bernhardt - Heller [D08]
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Spielberger - Wysowski [D08]
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ChessBase 2003, ca.
50 Euro
CD-ROM ISBN 3-935602-80-4
Systemvoraussetzungen: Pentium-PC, 32 MB RAM, Win98/2000/ME/XP,
CD-Laufwerk, Maus
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch,
Italienisch
Bewertung des Rezensenten:
Ein bisschen überraschen mag die Auswahl von Hiarcs als Schachprodukt für Albins Gegengambit, doch eine moderne Schach-Engine gehört sicherlich zur Standardausrüstung eines halbwegs ambitionierten Schachspielers. Das Einsatzgebiet von Hiarcs9 (und von anderen ähnlichen Engines) ist natürlich nicht auf die Analyse von Albins Gegengambit eingeschränkt ;-)
Die CDs stellte
ChessBase, Mexikoring
35, 22297 Hamburg, für die Rezension zur Verfügung.
Das Buch stellte der
Schachverlag Kania,
Richard-Wagner-Str. 43, 71701 Schwieberdingen für die Rezension zur
Verfügung.