Der Schach-Klassiker Bobby Fischer: Meine 60 denkwürdigen Partien von Joachim Kick, April 2003 Kommentare zur Rezension können im Schach-Forum präsentiert werden |
Schachzentrale Rattman, Ginsmann-Gustavsburg
Format 18x23 gebunden mit Fadenheftung und Festeinband
317 Seiten, 516 Diagramme; 27,90
ISBN: 3-88086-044-0
Sprache: Deutsch
Bewertung des Rezensenten:
Einer der absoluten Klassiker der Schachliteratur wurde vom Dreier-Verlag Ende des Jahres 2002 neu aufgelegt. Nachdem das Erstlingswerk quasi vergriffen war eine dringend notwendige Neuauflage, um dieses Buch auch den jüngeren Schachfreunden zugänglich zu machen.
Die Übersetzung wurde erneut mit dem Original verglichen und an vielen Stellen geändert/verbessert. Viele Diagramme wurden neu eingefügt, um das Nachspielen zu erleichtern. Ebenso sind auch die vielen Fußnoten neu hinzugekommen, die zu einem großen Teil auf Analysen von IM Sergei Galdunts (ELO 2475) beruhen. Das komplette Buch wurde durch eine Datenbank gejagt, um ungültige Züge zu vermeiden. So präsentiert sich das Buch in neuem Glanz.
Wie der Titel schon zu erkennen gibt: Das Buch präsentiert 60 Partien von Bobby Fischer (gespielt im Zeitraum von 1957 bis 1967), die er selbst nach subjektiven Kriterien ausgewählt hat. In den Anmerkungen zu den Partien sind teilweise weitere Partien, bzw. Partiefragmente, enthalten. Bobby Fischer hat auch 3 Verlustpartien, die für ihn von besonderer Bedeutung waren, für dieses Buch kommentiert. In seinen Kommentaren zu den Partien schwingen oft die Emotionen mit, welche ihn in seinen Partien bewegt haben. Sehr unterhaltsam sind auch die kleinen, aber nicht unwichtigen Details, wie z.B. in der ersten Partie gegen Sherwin schreibt er im Kommentar zum 7. Zug von Schwarz: "Sherwin schob den Turm hier mit seinem kleinen Finger hin, so als ob er nachdrücklich die Raffinesse seines mysteriösen Zuges betonen wollte". Zu jeder Partie hat Larry Evans, einer von Bobbys Mitstreitern in der amerikanischen Schachnationalmannschaft, eine kurze Einleitung geschrieben.
Im Anhang findet der Leser eine beeindruckende Aufstellung von Fischers Turniererfolgen, eine Eröffnungsübersicht (hier dominieren Sizilianisch, Königsindisch und Spanisch) und das Namensverzeichnis der Gegner.
In diesem Buch hat der Leser die Möglichkeit, noch einmal ausgewählte Partien Fischers mitzuerleben und nach zu spielen. Man erkennt Bobbys Meisterschaft sowohl im taktischen als auch im positionellen Bereich. Ist ja auch kein Wunder, wer 1.e4 spielt sollte taktisch ein gewisses Talent besitzen, und da auch 1.e4 auch oft e5 kommt, sollte man auch positionell nicht unbedarft sein. Sehr beeidruckend ist die Bedeutung der Initiative in Fischers Partien. Oft verzichtet er auf Materialgewinn, nur um weiter die Initiative inne zu haben und meistens noch schneller zu gewinnen. Am meisten hat mich jedoch beeindruckt, dass Fischer bessere Stellung mit hoher Sicherheit gewinnt. Das zeigt auch sein beeindruckendes Score von knapp 72% seiner gespielten Partien.
Natürlich habe ich auch zwei persönliche Wermutstropfen gefunden. Allerdings sind diese Punkte sehr subjektiv. Ich mag eher die Analysequalität eines Robert Hübners. Hier kann dieses Buch natürlich nicht mithalten, obwohl die Analysen wahrlich nicht schlecht sind. Ebenso hätte ich die Partienauswahl anders gestaltet. Ich habe in diesem Buch die Partie mit Schwarz gegen Donald Byrne aus dem Jahr 1956 vermisst. Das ist für mich schlichtweg Fischers Unsterbliche
Anbei drei faszinierende Partien aus Fischers Buch und natürlich auch die Partie Byrne-Fischer, auf die der Leser im Buch leider verzichten muss.
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Letelier Martner,R - Fischer,R [E70]
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Fischer,R - Tal,M [B47]
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Fischer,R - Tal,M [C17]
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Byrne,D - Fischer,R [D97]
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Bis alle seine Bauern wurden. Warum ein Amerikaner den "Kalten (Schach-)Krieg" gewinnen konnte: Teil 1-6