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Volkhard Igney: Erfolgreich kombinieren

Das Olms-Buch im Test

von Robert Miklos, Juli 2002

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Volkhard Igney: Erfolgreich kombinieren

Edition Olms, 2002
232 Seiten, 19,95 Euro
ISBN 3-283-00384-X

Bewertung des Rezensenten: Bewertung 3,5 aus 5

 

   Der Covertext auf der Buchrückseite setzt die Messlatte gleich ganz hoch. Im Stile amerikanischer Werbung steht da: "Die Lehre der Schachtaktik und Schachkombination erfolgt im Allgemeinen unsystematisch. Zwar sind uns schon lange die verschiedensten, immer wiederkehrenden taktischen Motive bekannt, aber wir finden in der Schachliteratur bislang keine auch nur annähernd vollständige Darstellung oder gar eine saubere Klassifikation der taktischen Elemente. Volkhard Igney wählt mit seinem vorliegenden Werk ganz bewusst einen anderen Ansatz. Er untersucht methodisch, welche Elemente allen Kombinationen gemeinsam sind. Damit wird wohl erstmalig der Versuch unternommen, eine umfassende Theorie der Schachtaktik zu formulieren. Im zweiten Teil des Buches wird die Theorie ergänzt durch Übungsaufgaben, die systematisch geordnet präsentiert werden. Damit dürfte dieses Werk für jeden lernenden Schachspieler, ganz besonders aber auch für alle Schachspieler und Trainer, von großem Nutzen sein."

   Der Autor Volkhard Igney ist ein erfahrener FIDE-Meister (1935 geboren). Auf 232 Seiten finden sich: Ein Geleitwort von Klaus Darga, dem Bundestrainer 1989-1997, ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen auf fünf Seiten und ein Verzeichnis der Spieler der Stellungen aus dem Buch; der Hauptteil ist in zwei große Kapitel eingeteilt, "Die Grundlagen der Kombination", unterteilt in "Die Voraussetzungen", "Die taktischen Methoden" und "Die Ziele" und "Kombinationen" mit "Was ist eine Kombination", "Kombinationen mit Doppeldrohungen", "Netzkombinationen", "Fesselungskombinationen", "Bindungskombinationen", "Zugzwangkombinationen", "Remiskombinationen", insgesamt 502 Diagramme/ Kombinationen. Das Werk ist so gut wie fehlerfrei, einmal (Stellung 354 ist die falsche Seite am Zug, ein anderes Mal ist der Lösungszug schon ausgeführt oder bei der Lösung heißt es Te4 statt Te5, also keine schlimmen Fehler.

   Für Fortgeschrittene gibt es abstrakte Erklärungen der Kombinationsmotive, wobei bei den Erklärungen oft Offensichtliches präsentiert wird, z.B. "Eine gegnerische Figur zu fesseln ist meist vorteilhaft, manchmal sogar lebensnotwendig. Eine gegnerische Fesselung abzuschütteln beseitigt einen Nachteil und bringt oft sogar einen Vorteil". Richtige Anfänger brauchen meiner Meinung nach eher viele, ähnliche Beispiele, um daraus zu lernen. Für Trainer ist es sehr gut geeignet, viele Übungen und gute Erklärungen bieten viel Lernstoff. Allerdings: Die meisten der Kombinationen, die zur Erklärung von Motiven benutzt werden, waren mir bekannt, von Colditz (Schachkombinationen, kürzlich ist bei Olms eine Neuauflage davon erschienen) oder von CT-ART (siehe Rezension dazu). Mancher Klassiker erläutert ein Motiv nun mal am besten.

 

Schach-Kombination

Ein ziemlich bekanntes Beispiel zum Thema Abzugsschach (Zwickmühle):
Torre-Lasker, Weiß am Zug

 

   Die Übungen hingegen waren mir größtenteils unbekannt, obwohl sie nicht unbedingt neueren Datums sind (fast alle Kombinationen im Buch sind mindestens zehn Jahre alt). Teilweise sind sie recht schwierig (und auch ziemlich durcheinander präsentiert, eine Ordnung konnte ich nicht erkennen). Ein kleiner Vergleich mit anderen Werken: Es fehlen Einteilungen nach Brennpunkten (im Sinne des Klassikers von Vukovic "Der Rochadeangriff") oder Mattbilder wie beim Klassiker von Colditz ("Schachkombinationen").

  

Schach-Kombination

Eine Übung zu Spießen (schwierig!), Weiß am Zug

 

   Das Buch ist ganz brauchbar, es wird viel Material geboten. Ob das Buch "eine umfassende Theorie der Schachtaktik" formuliert, vermag ich nicht zu beurteilen und ist auch eher unwichtig. Man kann es mit der Klassifizierung und Typisierung der Kombinationsmotive auch übertreiben. Darüberhinaus ist eine eindeutige Zuordnung kaum möglich.


Kurzum: Ein gutes Arbeitsbuch zum Thema Taktik.

Zielgruppe: Fortgeschrittene Anfänger und Fortgeschrittene (DWZ etwa 1500-2000).

Besonderheit: "Offzielles Lehrbuch des Deutschen Schachbundes"


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