Rubinstein ein Zauberer
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Dr. Siegbert Tarrasch gedachte den "Übelstand" zu beseitigen, dass nach Mannheim 1914 kein bedeutendes Schachturnier in Deutschland mehr stattfand. Daher wandte sich der Nürnberger Arzt und Großmeister im Herbst 1924 an die "städtische Kurverwaltung der altberühmten Bäderstadt Baden-Baden, die ja von jeher für Sportzwecke viel ausgegeben hat". Kurdirektor Duschl unterstützte das Ansinnen und wählte unter den Kostenvoranschlägen von 16 500, 10 000 und 7 000 Mark den mittleren aus.
Nach vier Runden führten Alexander Aljechin und Akiba Rubinstein mit 3,5 Punkten. "Rubinstein ist in bester Form", konstatierte Tarrasch als Chronist und Organisator des Wettbewerbs vor 75 Jahren. Der Pole zählte zu Beginn des Jahrhunderts zu den stärksten Spielern. Kennzeichnend für den genialen Meister war die "kolossale Länge seines Planes, der ihm als logische Brücke von der Eröffnung bis zum Endspiel dient", äußerte Aaron Nimzowitsch. Ein weiterer Teilnehmer in Baden-Baden 1925, Savielly Tartakower, scherzte ob Rubinsteins virtuoser Behandlung von Turmendspielen: "Sie können von Glück sagen, dass sie im 20. Jahrhundert leben, denn im Mittelalter hätte man Sie wegen Zauberei verbrannt. Was Sie aus Turmendspielen herausholen, ist einfach ein Wunder." Sein taktisches Geschick bewies der Führende in Runde vier ausgerechnet gegen den auf diesem Gebiet besonders versierten Rudolf Spielmann.
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Spielmann - Rubinstein [C48]
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