Startseite Rochade Kuppenheim

Nikolaus ein Sechser im Lotto

Heilpraktiker Sentef belebt den SC Rastatt

von FM Hartmut Metz, 6. September 2003

mehr Schachtexte von Hartmut Metz

 

   Nicht einmal im Lotto gespielt und doch das große Los gezogen: Beim SC Rastatt mag sich derzeit mancher so fühlen. Als SC Rastatt-Rheinau dümpelte der Verein in den 90ern ohne große Ambitionen in den mittelbadischen Ligen vor sich hin. Zufällig spazierte dann eines schönen Abends 1998 Nikolaus Sentef am „Brückenhof“ vorbei. Der von Karlsruhe nach Rastatt umgezogene Landesligaspieler sah in dem Lokal ein paar Schachspieler sitzen und gesellte sich hinzu. In der nächsten Saison ging er für den Bezirksligisten ans Brett - und entpuppte sich nicht nur von der Spielstärke her für den kleinen Verein mit seinen zwei Mannschaften und 20 Mitgliedern als Glücksfall.

 

Nikolaus Sentef

Nikolaus Sentef

 

   Der "Sechser im Lotto" verdoppelte durch sein Engagement binnen fünf Jahren die Anzahl der Teams und steigerte die Zahl der Aktiven auf 50. Der damals frisch gebackene Bezirksmeister erinnert sich noch genau an die ersten Wochen seines Jugendtrainings, das er ab April 1999 anbot: "Es kam niemand außer meinem Neffen Adrian, dem ich gezwungenermaßen Einzelunterricht gab." Der Zulauf änderte sich jedoch bald. Mittlerweile sorgt der SC auf Verbandsebene für Furore. Fünf badische Schüler-Meister stellen die Rastatter aktuell, weil dank des guten Jugendtrainings auch noch Talente aus Ettlingen wie die deutsche U14-Vizemeisterin Manuela Mader angelockt wurden. Diese verdienten Meriten bewertet der heuer erfolgreichste badische Nachwuchstrainer selbst höher als seine eigenen Erfolge - und das, obwohl Sentef vor wenigen Wochen badischer Pokalsieger wurde! Ganz zu schweigen davon, dass der SC-Vorsitzende mit 8:1 Punkten den größten Teil zum souveränen Aufstieg der Rastatter in die Bereichsklasse beitrug. Ein Rückhalt ist auch Senior Werner Szenetra, der 6:2 Zähler verbuchte. Zudem steuerten Manfred Wilde, der inzwischen verstorbene Milan Repac, Igor Gerike, Ronald Conrad, Peter Willmann, Manfred Peter, Alois Miech, Jürgen und Josef Vollmer ihr Scherflein zur Meisterschaft in der Bezirksklasse bei.

   Damit soll die Fahnenspitze noch lange nicht erreicht sein. Erstmals befindet sich die ehemalige Rheinau auf Augenhöhe mit der Caissa Rastatt. Die Wachablösung des einst ruhmreichen Rastatter Vorzeigeklubs wird nicht lange auf sich warten lassen. Sentef will am liebsten gleich in die Landesliga durchmarschieren. Dem inzwischen auch zum Bezirksvorsitzenden gewählten 36-Jährigen liegt neben dem Leistungsgedanken der Breitensport am Herzen. Dieses Wochenende organisiert der Verein die Bezirksmeisterschaften, zweimal pro Woche bietet der SC Schach im Rastatter Stadtpark an. "Zwei Drittel unserer Mitglieder haben vorher noch nie in einem Verein gespielt", berichtet der badische Pokalsieger, dass derlei Aktionen durchaus Früchte tragen.

   Und als ob Sentef nicht schon genug für das königliche Spiel täte, will er sich künftig noch mehr engagieren: Sein Hobby möchte der Heilpraktiker zum Beruf machen. Mit seiner Gattin Laura eröffnet der Erfolgscoach demnächst eine Schachschule. "Im Leistungssportbereich bieten wir Einzel-, Gruppen- und Internettraining an. Dazu Vereins- wie Schulschach, Schach im Kindergarten und für Senioren. Ein besonderes Anliegen von mir besteht darin, den Menschen nahe zu bringen, dass die Liebe zum Schach viel wichtiger ist als die Spielstärke." Wer den Weg des Rastatter "Lotto-Sechsers" bisher verfolgt hat, wird davon ausgehen, dass Sentef auch das gelingt.

   Weil Sentef auf dem Weg zum badischen Pokal keine kurzweiligen Partien spielte, kommentierte er für das BT seine Begegnung aus der zweiten Runde der badischen Meisterschaft in Karlsruhe.

 










W: Heuser S: Sentef

1.d4 Sf6 2.c4 e5 Der Auftakt zum Budapester Gambit. 3.dxe5 Sg4 4.Sf3 Sc6 5.Ld2 Nach diesem passiven Zug gleicht Schwarz bereits aus. Besser ist [ 5.Lf4 oder; 5.Lg5 ] 5...Scxe5 6.Sxe5 Sxe5 7.e3 d6 8.Lc3 Lf5 9.Db3 Le4 10.Lxe5 dxe5 11.Db5+ Lc6 12.Dxe5+ Der Bauernraub geht auf Kosten der Figurenentwicklung. 12...Le7 13.Sc3 [ 13.Dxg7 scheitert an 13...Lf6 14.Dg3 Lxb2 mit Turmverlust.] 13...0-0 14.Td1 Ld6 15.Dh5 g6 16.Dh3? [ 16.Dg4 Df6 17.Le2 La3!? 18.0-0 Lxb2 19.Sd5 Lxd5 20.cxd5 führt zu einer minimal besseren Position für Weiß. Auf h3 steht die weiße Dame im Abseits.] 16...Dg5 17.f4!? Das schwächt e3. Auf den wunden Punkt drückt der Nachziehende rasch. [ Guter Rat war indes schon teuer. Auch 17.Sd5 De5 18.b3 Db2 19.Td2 Db1+ 20.Ke2 Lxd5 21.cxd5 Lb4 22.Td3 f5! 23.Kf3 g5 24.Dh6 g4+ 25.Kg3 Ld6+ 26.Kh4 Dxa2 ist alles andere als schön für Weiß.; 17.a3 Le5 18.Td3 Tfe8 Es drohte 19.f4 19.Sd5 Lxb2 20.Le2 Lxd5 21.cxd5 De7 22.0-0 Lxa3 und Weiß muss die verbundenen Freibauern am Damenflügel fürchten.] 17...Dc5 18.Le2 Tfe8 19.Td3 Tad8! Verhindert die weiße Rochade. 20.Tf1? [ 20.0-0? Lxf4! 21.Txf4 Txd3 22.Lxd3 Txe3 und Schwarz gewinnt.; 20.f5 Ld7 21.e4 Db6 22.Td2 Lc6 23.Df3 ist natürlich genauso wenig schön. Aber Heuser kann hier noch kämpfen. Nun geht es rasch abwärts.] 20...Db6 21.f5 [ 21.b3?? Lb4 verliert sofort eine Figur.; 21.Td2 Txe3 führt zum Zusammenbruch.] 21...Dxb2 22.fxg6 hxg6?! [ 22...fxg6 ist genauer, um womöglich auch noch die f-Linie zu nutzen. 23.Sd5 Lxd5 24.Txd5 Lb4+ 25.Kf2 Txd5 26.cxd5 Lc5 27.Te1 Lxe3+ 28.Kf1 Tf8+ ] 23.Sd5 Kg7 24.Df3 f5 25.g4 Tf8 26.g5 Th8 27.h3 Th4 28.Td2? Der letzte Fehler. Nach [ 28.Kf2 Txc4 29.Tfd1 Tc2 30.Kf1 Dxa2 ist jedoch weißer Widerstand ebenfalls zwecklos.] Lb4 0-1

vorherige Meko Meko-Übersicht nächste Meko