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Egon Ditt der perfekte Diplomat
Ehemaliger Präsident des Deutschen Schachbundes mit 74 verstorben
von FM Hartmut Metz, 23. Juli 2005
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Egon Ditt
Der Deutsche Schachbund (DSB) trauert
um eine seiner herausragenden Gestalten: Egon Ditt verstarb am 5. Juli im
Alter von 74 Jahren. Von 1989 bis 2001 führte der Bremer den Verband
als Präsident. Zudem hatte der Senatsrat, der als höchster Beamte
hinter dem Senator für die Universität Bremen und die Hochschulen
für Künste in Bremen und Bremerhaven zuständig war, beim
Schach-Weltverband mehrere Ämter inne. Zeitweilig war Ditt
Vizepräsident der FIDE und Mitglied des Exekutivrates. Bei der
Europäischen Schachunion (ECU) fungierte der stets besonnene Hanseat
als Schatzmeister.
Der umtriebige DSB-Präsident
war in seiner zwölfjährigen Amtszeit 377 Mal auf Achse. Penibel
führte Ditt Buch - und registrierte, dass er mit seiner letzten Reise
als Präsident zum DSB-Kongress 2001 in Coburg die halbe Million Kilometer
überschritt. Zuvor hatte der vieljährige Bundesligaspieler des
SK Delmenhorst in Amt und Würden exakt 499 945 Kilometer als Dienstreisen
absolviert. Unter anderem führte ihn sein Weg auch mehrfach zum
Karpow-Schachzentrum in Baden-Baden, bei dem sich Ditt ebenfalls lange an
vorderster Front einbrachte. Mit 70 beschloss der erfolgreiche Fernschachspieler,
der mit dem deutschen Team Vizeeuropa- und Vizeweltmeister wurde, seinen
Abschied von der nationalen Bühne. Für seine Leistungen bekam der
Schach-Diplomat, der nach der Wende die Vereinigung mit dem DDR-Verband ohne
negative Nebengeräusche bewältigt hatte, das Bundesverdienstkreuz
verliehen.
Nachstehend ein offener Schlagabtausch,
den sich Ditt 1956 beim B-Turnier in Beverwijk (Niederlande) lieferte. Beim
Vorläufer der Weltklasse-Turniere, die heute im benachbarten Wijk aan
Zee stattfinden, traf der Bremer auf Emil-Josef Diemer. Der in Baden-Baden
aufgewachsene und später für das Rössl Muggensturm spielende
Diemer agierte stets einfallsreich und schuf sich mit der nach ihm benannten
Eröffnung Blackmar-Diemer-Gambit ein Denkmal. In Beverwijk hielt ihn
jedoch Ditt in Schach.
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Ditt,Egon - Diemer,Emil Josef [A30]
Hoogovens-B Beverwijk, 1956
1.c4
c5
2.Sf3
Sc6
3.d4
cxd4
4.Sxd4
g6
5.g3
Lg7
6.Sc2
h5 Diemer war für
seine Bauernzüge bekannt. Es gibt eine Partie von ihm, in der er erst
mehr als ein Dutzend Mal seine Bauern zog, ehe eine Figur entwickelt wurde
- und trotzdem gewann!
7.h4
d6
8.Lg2
Le6
9.Se3
Sh6
10.Sc3
Sg4
11.Scd5
Tc8
12.Sxg4
hxg4
13.Le3
Kf8?!
[13...Da5+
14.Ld2
Da6
15.Lc3
Lxc3+
16.Sxc3
Dxc4 verspricht bereits
handfesten Vorteil.]
14.b3!? Bietet
ein Qualitätsopfer an - Weiß bekäme dann aber dank des
schwarzfeldrigen Läufers, der danach keinen Widerpart mehr hätte,
Gegenchancen.
14...Lf5
15.Lg5
Lb2? Typisch Diemer,
den es nach unkonventionellen Lösungen dürstete - manchmal sind
aber die auf der Hand liegenden Züge, wie in diesem Fall das Schlagen
des Turmes, am besten.
16.e4
Ld7
17.Tb1
Le5
18.f4?!
[18.0-0 ist etwas besser
für Ditt.]
18...gxf3
19.Dxf3
Sd4?!
Entblößt die Deckung von e7.
[19...Da5+
20.Ld2
Dxa2
21.0-0
f6! wirkt zweifelhaft
- doch Weiß hat ungeachtet des freieren Spiels keine richtigen
Angriffspunkte, die man knacken könnte, etwa auf f6.]
20.Df2
Da5+ Jetzt kommt
das Schach zu spät.
21.b4
Da3
22.0-0
f5!
[22...f6 hilft nun wegen
der fehlenden Deckung des Punktes mit der Dame von d8 aus plötzlich
nicht mehr: 23.Sxf6!
exf6
24.Lxf6
Kg8
25.Lxe5
dxe5
26.Df7# ]
23.Sxe7
Txc4
24.Sxg6+
Kg7
25.exf5
[25.Sxh8
Tc2
26.Ld2
Dd3
27.Lh6+
Kxh8
28.Tfd1
Se2+
29.Kh1
Sxg3+
30.Kg1
Se2+
31.Kh1
Dc4
32.Td2
Sg3+
33.Kg1
Tc1+
34.Td1
Txb1
35.Txb1
Sxe4
36.Df3
Sc3
37.Te1
Dd4+
38.Le3
Dxh4
39.Dh3
(39.Tc1
Lh2+
40.Kf1
(40.Kh1
Lg3+
41.Kg1
Dh2+
42.Kf1
Lb5+
43.De2
Lxe2# )
40...Lb5+
41.De2
Lxe2# )
39...Dxh3
40.Lxh3
Sxa2 und lediglich Schwarz
hat Gewinnchancen.]
25...Tc2
26.f6+?
[26.Ld2
Dd3
27.Sxe5
Se2+
28.Kh2
dxe5
29.De3 bewahrt gewissen
Vorteil.] 26...Kh7?
[26...Kxg6! Die
Läufergabel auf e4 ist nicht zu fürchten.
27.Le4+
Kf7
28.Lxc2
Sxc2 und
29.Dxc2 verbietet sich
wegen 29...Dxg3+
30.Dg2
Ld4+
31.Kh1
Lc6 ]
27.Sf8+
Kg8??
[27...Txf8
28.Le4+
Kh8
29.Lxc2
Sxc2
30.Df3
Dxf3
31.Txf3
Sd4 und Schwarz steht
überlegen.]
28.f7+
Kg7
29.Lf6+
Kh6
30.Dxc2!
De3+
31.Tf2!
[31.Df2
Se2+
32.Kh1
Sxg3+
33.Kg1
Se2+ würde Schwarz
noch einen halben Punkt schenken.]
31...Sxc2
32.Lg5+
Dxg5
33.hxg5+
Kg7
34.Sxd7 1-0 |
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