Bulgarien der Nabel der Schach-WeltTrotz gedrosselten Tempos erobert Wesselin Topalow den WM-Titelvon FM Hartmut Metz, 15. Oktober 2005 |
Wesselin Topalow
Wesselin Topalow ist seit gestern der neue Weltmeister des Schach-Weltverbandes FIDE. Der Bulgare lag vor der letzten Runde in der vergangenen Nacht beim WM-Turnier im argentinischen San Luis uneinholbar mit 1,5 Punkten Vorsprung in Front. Der 30-Jährige aus Russe profitierte von seiner phänomenalen Vorrunde, in der er im D-Zug-Tempo sechs Kontrahenten überrollte und lediglich gegen Viswanathan Anand remisierte. Die Rückrunde ging Topalow wesentlich verhaltener an. Sechs Unentschieden genügten, um in Front zu bleiben. Lediglich gegen den Russen Alexander Morosewitsch stand der Spitzenreiter (9,5:3,5 Punkte) nochmals auf Gewinn, sein Gegner rettete sich aber.
Bulgarien ist nun endgültig der neue Nabel der Schach-Welt: Das kleine Land mit seinen 7,45 Millionen Einwohnern stellt mit Antoaneta Stefanowa auch die Weltmeisterin. Zudem wurde vor wenigen Tagen Liuben Spassow Senioren-Weltmeister.
Der Inder Anand kam im zweiten Abschnitt in Fahrt. Seine Aussetzer mit Schwarz gegen Rustam Kasimdschanow und Morosewitsch kosteten den Bundesliga-Spitzenspieler des OSC Baden-Baden den Griff nach der WM-Krone. Immerhin gelang Anand die Revanche gegen Titelverteidiger Kasimdschanow, den der Weltranglistenerste regelrecht überfuhr. Gleichauf mit seinem Mannschaftskameraden vom OSC lag Peter Swidler (beide 8:5). Der St. Petersburger spielte eine gute WM - und hätte sich bei einem Erfolg im direkten Duell mit Topalow sogar auf den WM-Thron setzen können. Der Russe verlor jedoch mit Weiß die Vorrundenbegegnung. Nachstehend das womöglich entscheidende direkte Duell.