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Grundlagen des Schachwissens spannend vermittelt

Figos Schach-Klassiker Teil 1

von Harald Fietz, Januar 2004

Rezensionen von Harald Fietz

 

   In den vergangenen Jahren boomte der Schachbuchsektor mit zahlreichen Werken über alle Phasen des königlichen Spiels. Während Eröffnungsbücher zunehmend Schwerpunkte setzen (z.B. Stefan Kindermanns Bücher über die Winawer-Variante im Franzosen oder die Leningrader Variante im Holländer) oder bestimmte Zielgruppen anpeilen (z.B Starting-out-Reihe bei Everyman), wächst - verglichen mit der Situation von ein oder zwei Jahrzehnten - die Zahl der Mittel- und Endspielbücher überproportional. Trotz der Vielzahl instruktiver Ratgeber hat jeder Schachspieler einige Schmöker, die ihm besonders am Herzen liegen. Diese müssen nicht unbedingt von den objektiv besten Autoren stammen, wozu ich beispielsweise Alexander Aljechin, Max Euwe, Michail Botwinnik, Mark Dworetzki oder John Nunn zählen würde. Nein, es sind schlicht solche Bände, die wegen ihrer Verständlichkeit, eines fesselnden Themas oder der schlüssigen Erklärung von Zusammenhängen zu packen wissen. Das Lesen und Nachspielen wird dann zu einem inspirierenden Treiben durch die unendlichen Gedankenwelten der 64 Felder, dem man von der ersten bis zur letzten Zeile nicht entrinnen kann.

 
Simon Webb: Chess for Tigers  

Simon Webb "Chess for Tigers"
2. erweiterte Auflage Maxwell Macmillan Chess 1990 (nur noch antiquarisch erhältlich)

Simon Webb "Schach für Tiger - Hauptsache: Gewinnen"
Rowohlt-Taschenbuchverlag 1980 (nur noch antiquarisch erhältlich)

   Der Munter- und Mutmacher für jeden Schachspieler! Voller nützlicher Praxistipps, wie man sein Schachglück erzwingen kann, denn - so meint nicht nur Webb - "Fortuna begünstigt die Glücklichen". Für alle, die das Buch nicht kennen, gibt es einen Hoffnungsschimmer. Der Berliner Verleger Arno Nickel bewegte Mitte 2002 den in Stockholm lebenden Engländer dazu, eine aktualisierte Neuausgabe in Angriff zu nehmen, die in Deutsch und Englisch erscheinen soll. Also fest die Daumen drücken, dass es 2004 damit klappt!

 

Simon Webb: Schach für Tiger

 

 
Paul Motwani: H.O.T. Chess  

Paul Motwani "H.O.T. Chess"
Batsford 1996

Paul Motwani "C.O.O.L. Chess"
Batsford 1997

   Die ersten beiden Bände der bisher fünf Werke des in der Nähe von Brüssel beheimateten Schotten. Wortspiele dienen als Erinnerungsbrücken, um sich grundlegende Schachprinzipien zu merken. Die Erfahrung als Schachlehrer und Autor mehrer Tages- und Schachzeitungskolumnen kommt hier ebenso zum Tragen wie das didaktische Geschicke des früheren Mathematik und Regionslehrers. Freunde von Zahlenspielen und Kinogänger werden en passant ebenfalls ihre Wohlgefallen an eingestreuten Episoden finden. Insbesondere wer etwas über Angriffsspiel lernen will, wird sicher mehr als einen Tipp mitnehmen. Es kann entsprechend nur mit der Überschrift eines Kapitel heißen: "f for forward!".

 

Paul Motwani: C.O.O.L. Chess

 

 
Alexander Baburin: Winning Pawn Structures  

Alexander Baburin "Winning Pawn Structures"
Batsford 1998
Rezension

   Ein Meisterwerk des in Dublin lebenden Russen, der in der Saison 2003/04 für die Bremer SG in der Bundesliga spielt. Alles Wissenswerte rund um die Welt des Isolani-Bauern mit vielen Partien, zusammenfassenden Erklärungen und Merkregel sowie einem Übungsteil. Auch auf die Rolle des Isolani in Endspielstrukturen wurde explizit abgestellt. Für Spieler und Trainer gleichermaßen zu empfehlen.

 

 
Boris Slotnik: Typische Stellungen im Mittelspiel  

Boris Slotnik "Typische Stellungen im Mittelspiel"
Schmaus-Verlag 1987 (nur noch antiquarisch erhältlich)

   Noch ein Übungsbuch über die Wirkungen von Bauernstrukturen. Neben dem Isolani im Mittelspiel gibt es zwei ausführliche Kapitel zu königsindischen und sizilianischen Manövern mit und um Bauern und Bauernketten. 160 Übungen vervollständigen die Lektionen des ehemaligen Hochschullehrers am Moskauer Zentralinstitut für Körperkultur und Sport.

 

 
Mihail Marin: Secrets of Chess Defence  

Mihail Marin "Secrets of Chess Defence - Learn how to defend and counter-attack"
Gambit 2003

   Der rumänische Großmeister ist einer von mehreren neuen Autoren beim Londoner Verlag. Er widmet sich einem mit einer ausgewogenen Mischung aus älteren und neueren Stellungen der breiten Palette von Verteidigungsressourcen im Schach. Es geht um die Schlagkraft bestimmter Figuren, Opfermöglichkeiten, Vereinfachungs- und Rettungsmanöver, psychologische Aspekte und generelle Betrachtungen zur Kunst und Notwendigkeit der Verteidigung. Eine gelungene Reflektion zu einem vernachlässigten Strategiethema. Mein Schachbuch des Jahres 2003!

Ausführliche Rezension

 

 
6. Michail Shereshevsky, L. Slutsky: Mastering the Endgame Vol. 1  

Michail Shereshevsky / L. Slutzsky "Mastering the Endgame Vol. 1"
Pergamon Press 1991 (nur noch antiquarisch erhältlich)

Michail Shereshevsky / L. Slutzsky "Mastering the Endgame Vol. 2"
Cadogan Chess 1992 (nur noch antiquarisch erhältlich)

   Neben Endspiel-Guru Mark Dworetzki gilt Michail Shereshevsky als einer der besten Endspielautoren aus der ehemaligen Sowjetunion. Im Sportverlag erschien in den 80er Jahren sein Buch über Strategie der Endspiele. In den englischen Publikationen widmet er sich ausschließlich Endspielstrukturen, die direkt aus Eröffnungen entstehen können. Band eins umfasst offene und halboffene Eröffnungen, Band zwei geschlossene Eröffnungen. Während Band eins konkret auf bestimmte Varianten eingeht, liegt im zweiten Band das Augenmerk auf Strategien entlang der weißen bzw. schwarzen Felder und symmetrischen bzw. asymmetrischen Aufbauten. Als Nebeneffekt bekamen - wie Artur Jussupow im Vorwort betont -, "begrabene Varianten" aus dem klassischen und zeitgenössischen Erbe neues Leben eingehaucht.

 

6. Michail Shereshevsky, L. Slutsky: Mastering the Endgame Vol. 2

 

 
Irving Chernev: Capablancas Best Chess Endings  

Irving Chernev "Capablancas Best Chess Endings - 60 Complete Games"
Dover Publications 1982 (nur noch antiquarisch erhältlich)

   Was wäre das Endspiel ohne Capablancas Kunststücke? Gewiss ein wenig nüchterner, sicher ohne die selbstverständliche Leichtigkeit, welche die Schlussakkorde des Kubaners unvergänglich macht. Chernev präsentiert keine systematische Schau nach Endspieltypen, sondern beschränkt sich 280 Seiten lang - unter Berücksichtung des Literaturstandes Mitte der 70er Jahre - chronologisch auf die Höhepunkte zwischen 1901 und 1936. Einfach handlich zum Selbststudium und als inspirierende Huldigung an den dritten Weltmeister.


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