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Deutsche Topteams zieren sich

Bundesliga-Septett holt für NAO Paris Europapokal

von FM Hartmut Metz, 18. Oktober 2003

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   Alexander Grischuk, Michael Adams, Francisco Vallejo Pons, Peter Swidler, Laurent Fressinet, Etienne Bacrot, Joël Lautier: alles Weltklasseleute, die in der vergangenen Saison in der Bundesliga spielten. Diese vermeintliche Auswahl der weltbesten Liga gewann den Europapokal für Vereinsmannschaften - allerdings nicht für einen Klub im deutschen Oberhaus. Stattdessen konzentrierten sich die sieben Großmeister bei NAO Paris. Der französische Topklub, der von der Milliardärs-Witwe Nahed Ojjeh gesponsert wird, blieb in allen sieben Runden ungeschlagen und gewann souverän den Wettbewerb auf Kreta.

   Die deutschen Farben vertraten einmal mehr Mannschaften, die mit der Titelvergabe hier zu Lande nichts zu tun haben: Die "grauen Mäuse" Werder Bremen und die Schachfreunde Neukölln belegten die Ränge zwölf und 29. Durchaus achtbar, aber eben nicht die Plätze, die die deutschen Spitzenteams erreichen könnten. Diese zierten sich aber bis dato, obwohl Meister Lübeck (mit Grischuk, Adams, Lautier und Fressinet) und Köln-Porz Teams mit Chancen auf den Europapokalsieg aufstellen könnten. Der Grund: das liebe Geld. Lübeck zog sich deswegen jetzt nach drei Titeln aus der Bundesliga zurück. Für den neuen Meisterschaftsfavorit, den SC Baden-Oos (mit Swidler und Vallejo Pons), ist ein Engagement im Europapokal auf absehbare Zeit auch kein Thema. "Die Werbewirksamkeit ist nicht wie in der Bundesliga gegeben", meint der SC-Vorsitzende Jürgen Gersinska. Sponsor Grenke Leasing hatte die Damen bereits einmal zum Europapokal entsandt. Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus. Inzwischen hätte der Baden-Badener Vorzeigeklub allerdings eine weit stärkere Frauen-Mannschaft - vom mit Top-Ten-Spielern gespickten Herrenteam ganz zu schweigen.

   In seiner Kolumne Figo auf der Webseite www.rochadekuppenheim.de fordert Harald Fietz: "Wenn die Bundesliga ihrem Image als eine der weltbesten Mannschaftsmeisterschaften gerecht werden will, darf sie sich nicht stur auf den nationalen Wettbewerb kaprizieren. In dieser Leistungsklasse abseits zu stehen, nutzt weder der Außendarstellung noch bietet es die immer wieder in Diskussionen angemahnten Härteprüfungen für ambitionierte deutsche Spieler. Bezeichnenderweise spielten die größten deutschen Nachwuchshoffnungen für auswärtige Mannschaften. Arkadij Naiditsch erkämpfte am Spitzenbrett von SK Eynatten als Belgien exakt die Performance, die seiner Elo-Zahl von 2 574 entspricht, und Elisabeth Pähtz musste am zweiten Brett des griechischen Herrenteams von OAA Heraklion mit zwei Punkten aus sechs Partien erkennen, dass sie noch viel Kraft und Konzentration in ihre schachliche Vervollkommnung stecken muss. Aber die Annahme der Herausforderung war auf alle Fälle wichtig."

 

Alexej Schirow

Alexej Schirow

 

   Zu den Assen, die ebenfalls zu Baden-Ooser Erfolgen beitragen könnten, zählt auch Alexej Schirow. Der rechtzeitig vor der Saison von Lübeck in die Kurstadt gewechselte Spanier spielte für Bosna Sarajevo. Nachstehend seine Remispartie aus Runde zwei.

 










W: Schirow S: Wolkow

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.Lg5 Lb4 5.e5 h6 6.Le3 Se4 7.Dg4 Die Variante spielte Schirow auch schon in der ersten Runde des Europacups. 7...g5 [ Gegen den Schweden Brynell erreichte Schirow ein besseres Mittelspiel: 7...g6 8.a3 Lxc3+ 9.bxc3 Sxc3 10.Ld3 Sc6 11.h4 De7 12.Sh3 Ld7 13.h5 gxh5 14.Df3 Dh4 15.Df4 Dxf4 16.Sxf4 0-0-0 17.Txh5 Se7 18.f3 a6 19.Kd2 Sa4 20.Tah1 , das aber dennoch mit einer Punkteteilung endete.] 8.h4 Ein neuer Zug. Bisher vertraute Weiß auf 8.a3 oder 8.Dh5. 8...h5 [ 8...Sxc3 bringt nichts ein wegen 9.Ld2 Sxa2 10.c3! mit weißer Kompensation für das geopferte Material, zumal die Figur gleich zurückgeholt wird.] 9.hxg5! Ein erstaunliches Damenopfer im frühen Partiestadium! 9...hxg4 10.Txh8+ Lf8 11.Sxe4 dxe4 12.Se2 Der weiße Plan sieht Sc3, Rochade und Sxe4 nebst Sf6+ vor. Schwarz muss energisch reagieren, um nicht in Nachteil zu geraten! 12...c5! 13.0-0-0 Da5 [ 13...cxd4? 14.Sxd4!+- ist bereits verloren! Es droht sowohl Sb5 wie Sxe6. Und 14...Sd7 wird mit 15.g6! widerlegt, wonach g7 droht. 15...fxg6 16.Sxe6 De7 ( 16...Da5? 17.Sg7+ Kf7 18.Lc4+! Kxg7 19.Tg8+ Kh7 20.Th1+ ) 17.Sc7+ Kd8 18.Sxa8 Ke8 19.e6! Se5 20.Lb5+ Sc6 21.Lh6 rettet den Nachziehenden nicht.] 14.Sc3 cxd4 15.Lxd4 [ Interessant ist 15.Sxe4!? Sc6 Nur damit zieht Schwarz den Kopf aus der Schlinge: ( 15...Dxe5 16.Lxd4 Dxe4 17.Lc5 Sd7 18.Lb5! verliert.; 15...dxe3 ist keinen Deut besser: 16.Sd6+! Ke7 17.Sxc8+ Ke8 18.Sd6+ Ke7 19.Th7! Dxa2 20.Txf7+ Kd8 21.Txf8+ Kc7 22.fxe3 ; 15...Ke7? 16.Lxd4! Sd7 17.Lc3! sieht ebenso Weiß im Vorteil.) 16.Sf6+ Ke7 17.Lxd4 Sxd4 18.Txd4 De1+ 19.Td1 Dxe5 20.Sg8+ Ke8 21.Sf6+ mit Dauerschach.] 15...Sc6! 16.Sxe4 Sxd4 mit Remisschluss. [ 16...Sxd4 17.Sf6+ Ke7 ( 17...Kd8? 18.Txf8+ Kc7 19.Txf7+ Kb8 20.Txd4 Dxe5 21.Sd7+ Lxd7 22.Tdxd7 a5 23.Txb7+ Kc8 24.Kd1 Tb8 25.Tbe7 Kd8 26.Ta7 Ke8 27.Tg7 Kf8 28.Taf7+ Ke8 29.g6 und wegen der Mattdrohung auf g8 muss Schwarz die Dame für den Turm auf g7 geben.) 18.Txd4 Dxe5 führt zu einem ungewöhnlichen Dauerschach: 19.Sg8+ Ke8 20.Sf6+= ] 1/2-1/2

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